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Special | Vereinigte Arabische Emirate | Start-ups

Start-up-Finanzierung in den Emiraten erfordert klare Strategien

Die VAE festigen ihre Rolle als führender Wagniskapitalstandort im Nahen Osten mit etablierten Strukturen und wachsender Unterstützung für Start-ups.

Von Heena Nazir | Dubai

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) behaupteten sich 2024 erneut als bedeutender Wagniskapitalstandort im Nahen Osten. Laut der Analyseplattform MAGNiTT flossen rund 613 Millionen US-Dollar (US$) in 188 Finanzierungsrunden. Im 1. Quartal 2025 beliefen sich die Investitionen auf rund 206 Millionen US$. Das war ein Plus von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Wettbewerb mit Saudi-Arabien nimmt zu

Saudi-Arabien übertraf diesen Wert deutlich: Mit 750 Millionen US$ lag das Königreich über dem Wert der VAE. Damit gaben die VAE erstmals die Spitzenposition in der Region Nahost und Nordafrika (MENA) ab und nahmen Platz 2 ein. Dahinter folgten Ägypten mit 25 Millionen US$, Jordanien mit 15 Millionen US$ und Marokko mit weniger als 10 Millionen US$. Zusammen entfielen rund 90 Prozent des regionalen VC-Volumens auf Saudi-Arabien und die VAE .

Saudi-Arabien baut derzeit ein Start-up-Ökosystem auf und investiert dafür massiv staatliches Kapital. Allerdings sind regulatorische Abläufe dort aktuell noch komplexer und die internationalen Vernetzungen weniger ausgeprägt als in den VAE. Im Gegensatz dazu bieten die Emirate bereits etablierte Strukturen mit vergleichsweise geringen Einstiegshürden. Gerade für internationale Start-ups bedeutet dies einen leichteren Marktzugang und bewährte Rahmenbedingungen.

Der Fokus der Investoren liegt weiterhin auf technologieorientierten Geschäftsmodellen. Im Jahr 2024 dominierte der Fintechsektor mit Investitionen von rund 700 Millionen US$ in der MENA-Region. Davon entfielen rund 179 Millionen US$ auf die Emirate, die knapp hinter Saudi-Arabien mit 182 Millionen US$ ebenfalls Rang 2 belegten. Auch Blockchain-/Web3-Start-ups sowie E-Commerce-Plattformen verzeichneten hohe Kapitalzuflüsse. Zunehmend gefragt sind zudem Bildungs- und Unternehmenssoftware. 

Gute Förderung in den Frühphasen, jedoch Lücken im mittleren Bereich

Die VAE bieten besonders in der frühen Gründungsphase (Pre-Seed und Seed) vielfältige Unterstützung. Bekannte Programme wie Hub71 in Abu Dhabi und Flat6Labs in Dubai fördern junge Unternehmen mit Kapital, Mentoring und Infrastruktur. Hub71 dient hierbei als wichtige Drehscheibe, die internationalen Start-ups den Einstieg mit vereinfachten Verfahren erleichtert.

Allerdings gestaltet sich die mittlere Wachstumsphase, die sogenannte Series A, deutlich schwieriger. Finanzierungsbeträge zwischen 1 und 3 Millionen US$ sind für private Investoren (Business Angels) oft zu hoch. Dagegen agieren größere Risikokapitalfonds (Venture Capital, VC) hier noch vorsichtig. Besonders kritisch wird es für internationale Gründer, die noch keine lokale Präsenz oder starke Partnerschaften vor Ort nachweisen können. 

Daten der Branchenplattform MAGNiTT zeigen, dass regionale Series-A-Finanzierungen mit etwa 2,1 Millionen US$ deutlich unter dem globalen Durchschnitt von rund 8 Millionen US$ liegen. Das kann die Wachstumsperspektiven deutlich einschränken.

Spezielle Förderprogramme verbessern Einstiegschancen

Um diese Hürden leichter zu überwinden, gibt es spezielle Förderprogramme wie die Dubai Future Accelerators (DFA). Sie helfen Start-ups dabei, Pilotprojekte gemeinsam mit staatlichen Behörden oder etablierten Unternehmen durchzuführen. Auch das Innovationszentrum Area 2071 in Dubai bietet attraktive Bedingungen wie flexible Arbeitsplätze und günstige Lizenzmodelle.

Jedoch können diese Programme allein den langfristigen Erfolg nicht garantieren. Internationale Start-ups benötigen darüber hinaus ein tiefes Verständnis der lokalen Marktbedingungen. Dazu gehören Kenntnisse über gesetzliche Regelungen, kulturelle Besonderheiten und geschäftliche Abläufe.

Business-Angels-Netzwerke wie Tamakkan und Veranstaltungen der Technologiemesse GITEX bieten zwar wichtige Vernetzungsmöglichkeiten, doch die Konkurrenz ist groß und international stark vertreten. Die Zusammenarbeit ist zudem häufig stark personenabhängig, sodass Gründer intensiv und langfristig belastbare Beziehungen aufbauen müssen, um sich gegen internationale Wettbewerber durchsetzen zu können.

Führende Venture Capital-Fonds wie Mubadala Ventures, G42, 500 Global und VentureSouq treten bevorzugt in späteren Wachstumsphasen (Series B und darüber hinaus) auf. Diese Investoren setzen häufig auf bereits nachweislich erfolgreiche Geschäftsmodelle mit starken lokalen oder internationalen Netzwerken. 

Beispielhaft ist das KI-Großprojekt Stargate von G42 in Abu Dhabi mit einem Investitionsvolumen von 20 Milliarden US$. Deutsche Start-ups sind bisher kaum vertreten. Aufgrund des ausgezeichneten internationalen Rufs Deutschlands insbesondere in den Bereichen Technologie und Ingenieurwesen stoßen Innovationen aus den Segmenten CleanTech, Mobilität und Digitalisierung jedoch zunehmend auf großes Interesse.

Neben Kapitalhilfen bieten die VAE umfangreiche nicht-finanzielle Unterstützungen. Die Deutsch-Emiratische Industrie- und Handelskammer (AHK VAE) leistet wertvolle Hilfe bei rechtlichen Fragestellungen, Visaverfahren und bei der Netzwerkarbeit. Doch die Realität zeigt: Trotz vereinfachter Prozesse bleiben bürokratische Abläufe komplex und ortsabhängig. Deutsche Unternehmen sollten sich daher intensiv auf Standortentscheidungen vorbereiten und lokale Unterstützung suchen.

Potenziale und Risiken für deutsche Start-ups: Präsenz und Networking sind gefragt

Für deutsche Unternehmen bieten die VAE grundsätzlich attraktive Chancen, insbesondere in Sektoren wie CleanTech, Mobilität, MedTech und Digitalisierung. Doch Vorsicht: Ohne starke lokale Präsenz, fundierte Marktkenntnisse und belastbare Netzwerke ist der langfristige Erfolg schwierig. Pilotprojekte über DFA oder Hub71 können erste Türen öffnen, ersetzen aber keine nachhaltige lokale Verankerung.

Wichtige Hinweise für deutsche Start-ups

Früh validieren
Pilotprojekte – z. B. über DFA oder Hub71 – schaffen Referenzen und Marktbezug.

Strategische Partnerschaften eingehen
Kooperationen mit staatlichen Stellen oder Großkunden erhöhen Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit. Die Dubai Future Foundation und startAD unterstützen beim Zugang.

Kapitalquellen kombinieren
Nutze regionale Fonds (z. B. MBRIF) gemeinsam mit EU-Instrumenten wie dem EIC Accelerator oder deutschen Privatinvestoren.

Sichtbarkeit aufbauen
Auftritte bei GITEX, Techforen und Investorenrunden fördern Vertrauen. Viele Deals entstehen informell.

Netzwerke nutzen
Organisationen wie die AHK VAE bieten Orientierung, Kontakte und Hilfe bei Behördengängen. Das ist in der frühen Marktphase besonders wichtig.

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