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Branchen | Vietnam | Seltene Erden

Vietnam will seltene Erden fördern und lokal aufbereiten

In Vietnam liegen die zweitgrößten Reserven an seltenen Erden weltweit. Jetzt will das Land diese Erze heben. Es werden ausländische Investitionspartner und Abnehmer gesucht.

Von Peter Buerstedde | Hanoi

Die vietnamesische Regierung hat am 18. Juli 2023 einen Plan bis 2030 für den Bergbausektor verabschiedet. Darin gibt sie auch Ziele für die Förderung seltener Erden vor und listet Projekte in den Förderregionen auf. Bis 2030 sollen jährlich bis zu 2 Millionen Tonnen der Roherze abgebaut werden, welche bis zu 156.000 Tonnen an seltene-Erden-Äquivalent entsprechen könnten.

Hinzu kommt die Aufbereitung. Hier sieht der Plan bis 2030 sieben neue Projekte mit einer Kapazität von 62.500 Tonnen seltene-Erden-Äquivalent pro Jahr vor. Im Zeitraum 2031 bis 2050 ist eine Steigerung auf 82.500 Tonnen vorgesehen. Wer seltene Erden in Vietnam fördern will, muss auch in die Aufbereitung investieren: Förderlizenzen werden nur im Zusammenhang mit der Aufbereitung der Erze zu seltenen Erden mit einem Gehalt von mindestens 95 Prozent erteilt.

Vietnam fördert bisher nur geringe Mengen an seltenen Erden

Zur derzeitigen Förderung gibt es keine belastbaren nationalen Zahlen. Presseberichten zufolge ist momentan nur eine staatlich lizenzierte Mine in der Provinz Yen Bai im Probebetrieb. Darüber hinaus gibt es zahlreiche kleine, illegale Minen für seltene Erden. Die US-amerikanische Behörde Geological Survey gibt die Förderung 2022 in Vietnam mit 4.300 Tonnen seltene-Erden-Äquivalent an. Verglichen damit sind die Ziele sehr ambitioniert. Nach derzeitigem Stand würden sie Vietnam nach China zum zweitgrößten Förderland weltweit machen. 

Ziele für die Förderung seltener Erden in Vietnam

2021 bis 2030: Erze (in Tausend Tonnen pro Jahr)

2021 bis 2030: seltene Erden (in Tausend Tonnen REO *) pro Jahr)

2031 bis 2050: Erze (in Tausend Tonnen pro Jahr)

2031 bis 2050: seltene Erden (in Tausend Tonnen REO *) pro Jahr)

Bestehende Vorhaben

670,4

39,3

261,7

3,3

Neue Vorhaben

1.013 - 1.350

87 - 117

1.388 - 1.850

121 - 162

Gesamt

1.683 - 2.020

127 - 156

1.649 - 2.112

124 - 165

* Rare Earth Oxides (REO) = Einheit für den reinen Gehalt an seltenen Erden.Quelle: Entwicklungsplan für den Bergbau (Dekret 866/QD-TTg vom 18. Juli 2023) 2023

Viele Versuche sind bislang gescheitert

Vietnam soll nach Schätzungen von Geological Survey über die weltweit zweitgrößten Reserven an seltenen Erden verfügen. Sie konzentrieren sich auf die Provinzen Lai Chau, Lao Cai und Yen Bai im Nordwesten des Landes sowie in geringerem Umfang auf Zentralvietnam.

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In den letzten Jahrzehnten gab es zahlreiche Anläufe, die Förderung und Aufbereitung seltener Erden in Vietnam in Gang zu bringen. Vor dem Fall der Mauer gab es Vorhaben unter Beteiligung der Tschechoslowakei und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Die DDR startete 1982 ein Erkundungsvorhaben in der Bastnäsit-Lagerstätte Dong Pao in der nordwestlichen Provinz Lai Chau. Das DDR-Projekt wurde 1990 abgebrochen und von der Bundesrepublik nicht fortgeführt.

Als China 2010 die Ausfuhr seltener Erden nach Japan einige Monate blockierte, kamen koreanische und japanische Firmen nach Vietnam auf der Suche nach den Erzen. Jedoch entwickelte sich die Förderung aus verschiedenen Gründen kaum. Presseberichten zufolge hat das Ministerium für Natürliche Ressourcen und Umwelt in den vergangenen zehn Jahren nur zwei Lizenzen erteilt.

Ein wesentliches Hemmnis ist die Verpflichtung, mindestens die gleiche Produktionsmenge auch im Inland aufzubereiten. Verschiedene Vorhaben mit ausländischen Partnern sollen in den letzten Jahren deswegen geplatzt sein. Beobachter führen dies auch auf den Widerstand staatlicher Unternehmen zurück, die im Bergbau eine dominante Rolle spielen, allen voran Vinacomin. Weitere Hürden bei der Lizenzvergabe und Korruption erschweren außerdem die Entwicklung des formellen Bergbaus. Ein Großteil des Abbaus seltener Erden erfolgt illegal und die Erze werden nach China gebracht.

Die Lage soll sich zuletzt aber verändert haben. Einerseits sind die Provinzregierungen dem Vernehmen nach in den letzten Monaten aktiv gegen illegalen Bergbau vorgegangen. Zudem soll es zu einem Sinneswandel in der Politik gekommen sein, der auch die Verabschiedung des Bergbauplans angestoßen hat.

Bisher fehlte in Vietnam Experten zufolge der politische Wille, den Bergbau zu entwickeln. Die seltenen Erden sollten im Boden bleiben, bis einheimische Bergbauunternehmen technologisch weit genug seien, um sie nutzbar zu machen, so die in Regierungskreisen vorherrschende Meinung. Die Bemühungen westlicher Länder, den Bedarf an seltenen Erden durch technologische Entwicklungen zu verringern, habe aber die Politik in Vietnam aufgeschreckt, meint ein Experte. Blieben sie in der Erde, könnten sie über kurz oder lang wertlos werden.

Verpflichtung zur Aufbereitung bleibt bestehen

Der Erfolg des jetzt lancierten Entwicklungsplans ist allerdings sehr ungewiss, da die Auflage zur Aufbereitung im Land fortbesteht. Kooperationen mit ausländischen Unternehmen gestalten sich schwierig. Gleichzeitig gibt es derzeit mit Vietnam Rare Earths (VTRE) nur ein Unternehmen, das über die Technologie verfügt, seltene Erden mit einem Gehalt von über 95 Prozent aufzubereiten.

VTRE verfügt in der Provinz Ha Nam über eine Aufbereitungsanlage mit Separationslinien sowie Öfen zum Abbrennen von Verunreinigungen. Die Firma hat laut ihrem Direktor Luu Anh Tuan in der Vergangenheit Rohmaterial zur Aufbereitung aus Russland bezogen. Bereits vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wurden diese Lieferungen aber unterbrochen.

Nachdem eine Übereinkunft mit koreanischen Firmen im November 2022 in letzter Minute geplatzt war, konnte VTRE im Juli 2023 eine Absichtserklärung mit den australischen Bergbaufirmen Blackstone Minerals und Australian Strategic Materials abschließen. Damit soll VTRE zunächst wieder Material aus dem Ausland erhalten. Das Unternehmen sucht aber weitere ausländische Investitionspartner und langfristige Abnehmer, um im Inland die Förderung und Aufbereitung auszubauen. Auch eine Magnetproduktion ist angedacht. Bisher betreibt nur die japanische Firma Shin-Etsu Chemical ein Recyclingwerk für seltene Erden-Magnete in der Hafenstadt Haiphong.

Die Absatzmöglichkeiten im Inland dürften sich künftig stärker entwickeln. Vietnam setzt stark auf die Nutzung von Offshore-Windparks als Ersatz für Kohlekraft. Kohle liefert derzeit den meisten Strom, soll jedoch zukünftig durch andere Energieträger abgelöst werden. Für den Bau der Windparks sollen zwei Industriehubs zur Produktion von Komponenten entstehen. Hier könnten auch heimische Magnete zum Einsatz kommen. 

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