Wirtschaftsumfeld | Vietnam | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
Einfache Arbeitskräfte sind in Vietnam im Vergleich zu anderen asiatischen Ländern günstig. Die Gehälter von Fachkräften für ausländische Unternehmen ziehen aber an.
20.08.2025
Von Peter Buerstedde | Hanoi
Mit dem starken Wirtschaftswachstum und hohen Zuflüssen an Auslandsinvestitionen steigen auch in Vietnam die Löhne weiter kräftig an. Im Jahr 2025 dürfte der Anstieg in lokaler Währung etwa 7 bis 10 Prozent betragen. Dennoch sind die Löhne im regionalen Vergleich weiter niedrig – gerade gegenüber Malaysia und Thailand.
Ausländische Unternehmen zahlen in der Regel 20 bis 30 Prozent mehr Lohn als inländische Betriebe. Eine Vergleichsbasis bieten jährliche Umfragen unter japanischen Unternehmen der Wirtschaftsförderagentur Jetro. Diese Daten kommen der Realität deutscher Unternehmen in Vietnam näher als die vom lokalen Statistikamt ermittelten Bruttomonatslöhne oder der für einfachere Fabriktätigkeiten angewandte Mindestlohn.
Da auch Fachkräfte rarer werden, sind Unternehmen bereit, für Höher- und Hochqualifizierte zunehmend mehr Lohn zu zahlen. Wechseln erfahrene Beschäftigte, erwarten sie kräftige Gehaltssteigerungen. Dennoch zählen Führungskräfte in Vietnam 2024 gemäß der Jetro-Umfrage weiter zu den günstigeren in der Region.
So kostet ein leitender Angestellter unterhalb der Direktionsebene in einem Industrieunternehmen inklusive Sozialabgaben und Bonus im Monat mit durchschnittlich 1.539 US-Dollar (US$) etwas mehr als in Indonesien (1.449 US$), aber deutlich weniger als in Thailand (2.173 US$) oder Malaysia (2.427 US$).
Löhne sind regional unterschiedlich
In Vietnam gelten regional gestaffelte Mindestlöhne, die in unregelmäßigen Abständen angepasst werden. Im Juli 2024 gab es die letzte Anhebung um 6 Prozent. Im Jahr 2025 war mit Stand August noch keine Anpassung erfolgt.
Seit Juli 2024 beträgt die Lohnuntergrenze in Ballungszentren wie Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt 4,96 Millionen Dong (D; umgerechnet zum Durchschnittskurs 2024 rund 205 US$). Für weniger entwickelte Städte und Regionen wurden 182 US$ beziehungsweise 160 US$ festgelegt. Etwa 143 US$ Mindestlohn gelten für die wirtschaftlich schwächsten Gebiete.
Auch nach den Lohnerhöhungen reicht der Mindestlohn kaum, um den Lebensbedarf zu decken. Fabrikarbeiter bemessen die Attraktivität eines Arbeitsplatzes oft daran, ob Zweitjobs oder Überstunden möglich sind.
Ausländische Industriebetriebe zahlen häufig mehr als gesetzlich vorgeschrieben. Allerdings wird in Billiglohnsegmenten wie der Textil- oder Schuhproduktion auch von ausländischen Unternehmen nur Mindestlohn gezahlt. Die Höhe der Sozialabgaben in Vietnam ist an den Mindestlohn gekoppelt.
Region | 2024 (in US-Dollar) *) |
---|---|
Landesdurchschnitt | 319,2 |
Hanoi | 447,6 |
Ho-Chi-Minh-Stadt | 407,3 |
Südöstliche Region | 391,3 |
Delta des Roten Flusses | 377,8 |
Mekong-Delta | 291,3 |
Zentrale Küstenregion | 283,8 |
Nördliches Hochland | 238,5 |
Zentrales Hochland | 238,4 |
Arbeitnehmer werden knapper
Gering qualifizierte Arbeitnehmer haben durch die wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahre prinzipiell mehr Auswahlmöglichkeiten, ob sie in der Industrie, im Bau, im Dienstleistungsgewerbe oder im Tourismus arbeiten. Dadurch wird es schwieriger, Industriearbeiter zu finden und zu halten, etwa im Einzugsgebiet größerer Städte oder in den Zentren der Elektronikfertigung in Bac Ninh und Thai Nguyen.
Branche | 2024 (in US-Dollar) *) |
---|---|
Durchschnittslohn | 319,2 |
Banken und Finanzwesen | 531,1 |
Bergbau | 465,1 |
Handel | 364,6 |
Bauwirtschaft | 351,7 |
Verarbeitendes Gewerbe | 349,4 |
Hotels und Gastronomie | 300,6 |
Land-, Forstwirtschaft, Fischerei | 186,0 |
Hochschulabsolventen beginnen oft mit relativ geringen Einstiegsgehältern von etwa 400 bis 600 US$ pro Monat. Mit der Berufserfahrung steigen die Bezüge schnell. Entgelte für erfahrene Fachleute unterscheiden sich je nach Branche und Position erheblich.
Kundiges Personal wird gerne von der Konkurrenz abgeworben. Um Fachkräfte zu halten, bezahlen ausländische Unternehmen teils sogar höhere Vergütungen als für vergleichbare Positionen im Herkunftsstaat.
Position | Lohnkosten (in US-Dollar) | Bruttolohn (in US-Dollar) |
---|---|---|
Produzierendes Gewerbe |
| |
Arbeiterin 2) | 421 | 302 |
Ingenieurin 2) | 761 | 564 |
Leitende Position unterhalb der Direktionsebene | 1.539 | 1.146 |
Andere Sektoren |
| |
Mitarbeiterin 2) | 974 | 763 |
Leitende Position unterhalb der Direktionsebene | 2.061 | 1.584 |
Weitere Lohnbestandteile sind wichtig
Üblich sind 13 Monatsgehälter. Meist wird das 13. Monatsgehalt zum vietnamesischen Neujahrsfest Tet ausgezahlt. Dazu kommen leistungsabhängige Bonuszahlungen.
Zulagen außerhalb des Gehalts werden häufig gewährt. Die meisten Arbeitgeber zahlen Essenspauschalen, falls Mahlzeiten nicht sogar gestellt werden.
Übliche Sachleistungen für Werktätige sind zudem ein freier Transport zur Fabrik, Gutscheine und Werkskleidung. Zum Teil wird auch in Wohnungs- oder Pensionsfonds für die Beschäftigten eingezahlt oder es werden Wohnzuschüsse gewährt.
Sozial- und Krankenversicherung weiten sich aus
Arbeitgeber und Arbeitnehmer zahlen nach dem "Social Insurance Law" von 2016 Beiträge zu den Sozialversicherungen, die der Arbeitgeber abführt. Die Gesamthöhe der Beiträge liegt bei 32 Prozent des Bruttolohnes. Der Arbeitgeber übernimmt hiervon 21,5 Prozent und der Arbeitnehmer 10,5 Prozent. Das Gewerkschaftsgesetz von 2013 legt zudem für alle sozialversicherungspflichtigen Unternehmen und Organisationen eine Abgabe von 2 Prozent der gezahlten Bruttolöhne an den Gewerkschaftsfonds fest, unabhängig von der Existenz einer Gewerkschaft im Betrieb.
Arbeitgeberanteil | Arbeitnehmeranteil | |
---|---|---|
Sozialversicherung | 17,5 | 8 |
Krankenversicherung | 3 | 1,5 |
Arbeitslosenversicherung | 1 | 1 |
Sonstige Versicherungen |
| |
Beitrag zum Gewerkschaftsfonds | 2 | 0 |
Der Staat versucht, die staatliche Sozial- und Krankenversicherung auf mehr Beschäftigte auszuweiten. Zum Sozialversicherungsfonds trugen Ende 2024 rund 20,1 Millionen Versicherte bei. Damit sind etwa 43 Prozent der Erwerbstätigen rentenversichert. Die Krankenversicherung ist sehr viel stärker verbreitet und erfasste Ende 2024 rund 94 Prozent der Bevölkerung.