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Partnerschaften fördern globale Energiewende

Mit Just Energy Transition Partnerships unterstützen westliche Industriestaaten Entwicklungsländer bei der Dekarbonisierung. Dieser Wandel soll sozialverträglich geschehen.

Deutschland hat während seiner G7-Präsidentschaft im Jahr 2022 ambitionierte Just Energy Transition Partnerships (JETP) auf den Weg gebracht. Entwicklungs- und Schwellenländer mit hohen Treibhausgasemissionen erhalten im Rahmen der Partnerschaften Geld für ihre Energiewende.

Ziel ist, neben Investitionen in erneuerbare Energien einen sozialen Ausgleich zu schaffen: Menschen, die ihre Arbeit etwa durch den Kohleausstieg verlieren, sollen Umschulungen für andere Jobs erhalten. So soll mehr Akzeptanz für Klimaschutz entstehen.

Hintergründe zu Just Energy Transition Partnerships

Just Energy Transition Partnerships (JETP) sind nicht bindende, internationale Vereinbarungen. Diese werden zwischen einzelnen Schwellenländern auf der einen Seite und einer Gruppe von Industriestaaten, der International Partners Group (IPG), auf der anderen Seite geschlossen. Die IPG umfasst Deutschland, Frankreich, Italien, das Vereinigte Königreich, die USA, Japan, Kanada, Dänemark, Norwegen und die EU.

Partnerschaften gibt es bereits mit Südafrika (2021), Indonesien, Vietnam (beide 2022) und Senegal (2023). Mit den Philippinen und Indien verhandeln die Geberländer noch. Die JETP sind Teil der G7-Initiative Partnership for Global Infrastructure and Investment (PGII).

  • Südafrika ringt mit der Energiewende

    Südafrika gehört zu den Ländern mit dem größten Anteil von Kohle am Energiemix weltweit. Entsprechend weit ist der Weg zur nachhaltigen Stromerzeugung. (Stand 02.03.2023)

    Der Ausstieg aus der Kohle ist für Südafrika eine Mammutaufgabe. Rund 80 Prozent der Elektrizität werden in Kohlekraftwerken erzeugt. Das war lange Zeit eine einfache und preisgünstige Form der Stromversorgung. Auf die 15 Kohlekraftwerke entfielen 2021 zusammen 39,3 von insgesamt 53,7 Gigawatt Erzeugungskapazitäten. Nicht nur müssen diese durch emissionsarme Formen der Stromerzeugung ersetzt werden. Mit neuen Technologien wie Elektrofahrzeugen oder der Produktion von grünem Wasserstoff kommen große zusätzliche Bedarfe hinzu.

    Das alles vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise. Zwar reichen die installierten Kapazitäten des staatlichen Energieversorgers Eskom theoretisch ohne weiteres, um Nachfragespitzen (2021 bei 35 Gigawatt) abdecken zu können. Allerdings waren im Herbst 2022 nur circa 25 Gigawatt einsatzbereit. Die Folge: Um Netzstabilität zu gewährleisten, nimmt Eskom regelmäßig Kapazitäten vom Netz. Für die Verbraucher bedeutet dies fast tägliche Stromabschaltungen. Die Ursache: Nach jahrelangen Unterinvestitionen, durch Wartungsstau und aufgrund technischer Probleme sogar bei neuen Kraftwerken, ist ein erheblicher Teil des Anlagenparks nicht voll einsatzfähig.

    Gerechte Energiewende möglich?

    Wenn das Ziel der Energiewende ist, den maroden alten Kraftwerkspark stillzulegen, sollte dies die Dinge eigentlich beschleunigen. Das erste Hindernis auf diesem Weg ist der enorme Schuldenberg. Mit rund 21,2 Milliarden Euro steht Eskom in der Kreide. Hinzu kommt, dass dringend notwendige Reformen der Konzernstruktur und der inneren Abläufe nicht in Gang kommen. Mit der im Februar 2023 erklärten Übernahme von circa 60 Prozent der Schulden will die Regierung dem Versoger in den nächsten drei Jahren Handlungsspielraum verschaffen. Politisch geht es zudem um bis zu 300.000 Arbeitsplätze, die im Kohlebergbau und emissionsintensiven Branchen bis 2050 verloren gehen könnten.

    Genau hierauf zielt der erste Begriff der "Just Energy Transition", einer gerechten Energiewende. Nach Berechnungen der Weltbank könnten im selben Zeitraum bei einem konsequenten Umbau der Wirtschaft bis zu 815.000 neue Jobs entstehen. Den Fahrplan für die ersten fünf Jahre hat die südafrikanische Regierung mit dem Just Energy Transition Investment Plan (JET IP) 2023-2027 im November 2022 vorgelegt. Allein für diese Initialphase veranschlagt der Investitionsplan einen Finanzbedarf vom 98,7 Milliarden US-Dollar (US$).

    8,5 Milliarden US$ als Starthilfe

    Den Rahmen bildet das im November 2021 auf der Weltklimakonferenz in Glasgow (COP26) vereinbarte Just Energy Transition Partnership (JETP) mit Südafrika. Internationale Partner sind das Vereinigte Königreich, Frankreich, Deutschland, die USA und die EU. Gemeinsam wollen sie Südafrika mit 8,5 Milliarden US$ bei seiner Energiewende unterstützen. Angesichts der Größe der Aufgabe und des prognostizierten Bedarfs kann dies nur eine Initialzündung sein. Der weit überwiegende Teil der Investitionen soll denn auch aus der Privatwirtschaft kommen. Dafür braucht es interessante Geschäftsfelder, potenzielle Investoren und passende Rahmenbedingungen.

    Finanzierung der Just Energy Transition durch die Partnerländer (in Millionen US-Dollar)

    Partner

    Zuschuss

    Vergünstigte Kredite

    Kommerzielle Kredite

    Garantien

    Insgesamt

    Climate Investment Fund (CIF)

    50

    2.555

    0

    0

    2.605

    Europäische Union (EIB)

    35

    1.000

    0

    0

    1.035

    Deutschland

    198

    770

    0

    0

    968

    Frankreich

    2,5

    1.000

    0

    0

    1.002,5

    Vereinigtes Königreich

    24

    0

    500

    1.300

    1.824

    USA

    20,2

    0

    1.000

    0

    1.020,2

    Zusammen

    329,7

    5.325

    1.500

    1.300

    8.454,7

    Euro-Beträge wurden im JET IP zum Kurs von 1:1 in US-Dollar übertragen. Dadurch ergeben sich Schwankungen im ZeitverlaufQuelle: Just Energy Transition Investment Plan (JET IP) 2023-2027

    Erste Schritte in diese Richtung sind gemacht. So ist es seit Juni 2021 möglich, ohne Lizenzierung durch die nationale Regulierungsbehörde Nersa eigene Anlagen zur Stromerzeugung mit einer Kapazität von maximal 100 Megawatt zu betreiben. Im Juli 2022 kündigte Präsident Cyril Ramaphosa die komplette Abschaffung einer Obergrenze an. Angebote, die schnell aufgenommen werden - nicht zuletzt in Anbetracht der unzuverlässigen Stromversorgung. Nach Angaben der Organisation Minerals Council South Africa befanden sich im Herbst 2022 beispielsweise bereits 89 derartiger Projekte von 29 Bergbauunternehmen in der Pipeline. Die Europäische Investitionsbank (EIB) stellte im November eine Kreditlinie von 200 Millionen Euro zur Finanzierung solcher Vorhaben zur Verfügung. Die KfW Entwicklungsbank und die Französische Entwicklungsbank (AFD) stellen jeweils weitere 300 Millionen Euro bereit.

    "Man braucht Emissionen, um Emissionen abbauen zu können"

    Für den Klimaschutz hat Südafrika einige Bedeutung. Das Land stand 2021 auf Platz 14 der weltweit größten Emittenten von Kohlendioxid. Ein erheblicher Teil davon stammt vom Kohleverstromer Eskom und dem auf Kohlechemie spezialisierten Unternehmen Sasol. Eine Dekarbonisierung allein bei diesen Unternehmen könnte also eine deutliche Reduzierung der Treibhausgasemissionen bewirken. Das macht Südafrika aus Sicht der globalen Klimapolitik interessant. Valli Moosa, der operative Vorsitzende der Presidential Climate Commission (Vorsitzender: Präsident Ramaphosa), hat es Ende 2021 in einem Interview mit der Zeitung Daily Maverick auf den Punkt gebracht: "Man braucht Emissionen, um Emissionen abbauen zu können."

    Das kostet dann aber eine Menge, gleichgültig wie man vorgeht. Neue Energiequellen müssen erschlossen werden. Alte Kraftwerke müssen nicht nur abgeschaltet, sondern auch demontiert und Umweltschäden beseitigt werden. Erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie benötigen eine andere Infrastruktur. Allein 12 der 15 Kohlekraftwerke von Eskom stehen in der Provinz Mpumalanga im Nordosten Südafrikas. Darauf sind auch die Übertragungsleitungen ausgerichtet. Da nicht alle zukünftigen Wind- und Solarparks ebenfalls in Mpumalanga stehen können, muss das Netz komplett umgebaut werden.

    Sonne, Wind und Wasserstoff

    Der JET IP priorisiert an erster Stelle den Elektrizitätssektor. Die beiden anderen Schwerpunkte des Programms sind nachhaltige Mobilität und Wasserstoffwirtschaft. Rund zwei Drittel des für die nächsten fünf Jahre definierten Finanzbedarfs entfällt auf den Umbau der Stromerzeugung, vor allem den sukzessiven Ersatz der Kohlekraftwerke durch Erneuerbare Energien, Anpassungen im Übertragungsnetz sowie grundlegende Modernisierungen bei den kommunalen Versorgungsunternehmen. Daraus ergibt sich eine Vielzahl von Geschäftschancen in Planung, Bildung, Lieferung von Technologie und Betrieb von Anlagen.

    Finanzierungsbedarf des JET IP 2023-2027

    Sektor

    Bedarf (in Mrd. US$)

    Elektrizität

    47,2

    Fahrzeuge

    8,5

    Grüner Wasserstoff

    21,2

    Qualifizierung

    0,18

    Kommunale Versorgungsunternehmen

    21,3

    Insgesamt

    98,7

    Quelle: Just Energy Transition Investment Plan (JET IP) 2023-2027

    Weitere Informationen

    Einen Überblick zur Dekarbonisierung der Wirtschaft in Südafrika gibt der gemeinsam von Germany Trade & Invest und der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) herausgegebene Klimaschutzatlas.


    Die geplanten Investitionen in die Energiewende in Südafrika enthält der Just Energy Transition Investment Plan (JET IP) 2023-2027.


    Den Aufbau der nötigen Fachkenntnisse für die Energiewende in Südafrika analysiert die Energy Skills Roadmap South Africa 2023.

    Von Marcus Knupp | Berlin

  • JETP soll Indonesien unabhängiger von Kohle machen

    Indonesien verfügt über enorme Kohlevorkommen und zählt zu den größten CO2-Emittenten. Eine Just Energy Transition Partnership soll Anreize für eine raschere Energiewende bieten. (Stand: 03.07.2023)

    Mit Just Energy Transition Partnerships (JETP) will eine Gruppe von Industrienationen in ausgewählten Schwellen- und Entwicklungsländern eine faire Energiewende subventionieren und damit den Klimaschutz befördern. Beim G20-Gipfel im November 2022 auf Bali wurde die JETP zwischen Indonesien und den G7-Staaten sowie Dänemark und Norwegen verkündet. Sie soll einen Beitrag zur indonesischen Energiewende leisten.

    Indonesien benötigt für seine wachsende Wirtschaft immer größere Mengen an Energie. Der steigende Bedarf wird größtenteils durch Kohle gedeckt, die im Land reichlich verfügbar ist. Dadurch rangiert Indonesien bereits auf Platz 8 der größten Emittenten von CO2 weltweit.

    Bis Mitte 2023 wollen Indonesien und die Geberländer einen Investitionsplan ausarbeiten, um die ehrgeizigen JETP-Ziele zu erreichen. Die Emissionen aus der Stromerzeugung sollen bis 2030 – und damit sieben Jahre früher als geplant – ihren Höchststand erreichen. Klimaneutralität wird somit bereits für 2050 angestrebt, nicht wie bislang vorgesehen bis zum Jahr 2060. Kohlekraftwerke sollen zeitiger vom Netz genommen und die erneuerbaren Energien schneller ausgebaut werden. Es ist geplant, dass die Erneuerbaren 2030 rund 34 Prozent der Stromerzeugung abdecken. Ihr Anteil stagniert allerdings seit Jahren bei etwa 13 Prozent. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge könnte der Investitionsplan im August 2023 veröffentlicht werden.

    Viele Akteure beteiligt

    Bis 2027 sollen die JETP-Geberländer 20 Milliarden US-Dollar (US$) für diverse Projekte mobilisieren, je zur Hälfte durch öffentliche Mittel und Investitionen aus der Privatwirtschaft. Für die Koordination haben die Länder eigens ein JETP-Sekretariat eingerichtet. Mehrere Akteure begleiten das Projekt: Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) soll institutionelle Unterstützung leisten. Eine zentrale Rolle bei den Privatinvestitionen soll auch die Glasgow Financial Alliance for Net Zero spielen, ein Zusammenschluss internationaler Großbanken, dem zum Beispiel die Deutsche Bank angehört.

    Die EU und ihre Mitgliedsstaaten wollen 2,5 Milliarden US$ beitragen, 1 Milliarde US$ davon durch die Europäische Investitionsbank. Im Rahmen ihrer Konnektivitätsinitiative Global Gateway hat die EU die JETP mit Indonesien zugleich als sogenanntes Leuchtturmprojekt aufgenommen.

    Die JETP soll eine langfristige Partnerschaft sein. Zur Erreichung der Ziele dürften weitaus höhere Beträge und hohe Compliance-Standards vonnöten sein. Die Ratingagentur Fitch geht davon aus, dass die Umsetzung der JETP Risiken unterliegt. Sie erwartet aber, dass sich die Partnerschaft in fünf bis zehn Jahren spürbar auf den Energiesektor Indonesiens auswirken könnte.

    Der Plan soll explizit Bevölkerungsschichten berücksichtigen, die von den negativen Auswirkungen des Kohleausstiegs besonders betroffen sind. Dazu zählen zum Beispiel Menschen, deren Arbeit und Existenz direkt von der Kohleindustrie abhängig ist.

    Kohle ist wichtigster Energieträger

    In Indonesien gibt es Kohle im Überfluss. Für das Schwellenland ist der fossile Energieträger somit die kostengünstigste Option. Entsprechend hoch ist ihr Anteil auch im Strommix: Das Land gewinnt etwa zwei Drittel seiner Elektrizität aus der heimischen Kohle. Der Ausbau der Erneuerbaren wird zwar vorangetrieben. Die zusätzlichen Kapazitäten können aber gerade einmal mit dem stark steigenden Strombedarf der rapide wachsenden Volkswirtschaft mithalten.

    Für eine Energiewende müssen die politischen Akteure sehr viel höhere Hürden überwinden als in entwickelten Ländern. Sie müssen mit weitaus weniger finanziellen Ressourcen die Energiepreise für 275 Millionen Menschen erschwinglich halten und so Armut bekämpfen und Wohlstand schaffen. Darüber hinaus ist der Export von Kohle für den indonesischen Staatshaushalt eine wichtige Einnahmequelle. Im Jahr 2022 erreichten die Exporte einen neuen Rekordwert von 55 Milliarden US$. Wo es Überkapazitäten an Kohlestrom gibt, hat sich die Regierung allerdings bereit gezeigt, mit finanzieller Unterstützung internationaler Geber alte Kohlekraftwerke vom Netz zu nehmen. 

    Von Niklas Mahlke | Berlin

  • Neue Dekarboniserungspläne in Vietnam kommen nur langsam in Gang

    Vietnam will den Zubau an Kohlekraft drosseln. Aber nationale Pläne zum Ausbau erneuerbarer Energien hinken noch den Zielen der "Just Energy Transition Partnerships" hinterher. (Stand: 10.08.2023)

    Vietnam hatte sich beim Weltklimagipfel in Glasgow im November 2021 das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Das Land ist damit weiter gegangen als etwa China oder Indonesien, die diese Marke erst für 2060 anvisieren. Aber die Umsetzung gestaltet sich schwierig.

    Im Oktober 2022 setzte sich Vietnam neue nationale Kohlendioxid (CO₂)-Ziele (Nationally determined contributions). Demnach würde das Land erst nach einem Höchststand im Jahr 2035 mit der CO₂-Rückführung beginnen. Entwürfe des Energieplans PDP8 (Power development plan) sahen zudem einen kräftigen Ausbau der Kohlekraft vor. Studien verwiesen darauf, dass diese Pläne kaum mit dem Ziel Klimaneutralität zu vereinbaren sind. Dies alarmierte die großen Industrieländer, welche daraufhin Vietnam als drittem Land eine Just Energy Transition Partnerships (JETP) anboten. Die Partnerschaft wurde im Dezember 2022 abgeschlossen.

    Just Energy Transition Partnerships (JETP) kurz erklärt

    Just Energy Transition Partnerships (JETP) sind nicht bindende, internationale Vereinbarungen zwischen einzelnen Schwellenländern auf der einen Seite und einer Gruppe von Industriestaaten und der EU, der "International Partners Group" (IPG), auf der anderen Seite. Darin stellen die Industriestaaten öffentliche und private Finanzmittel in Aussicht, um die Energiewende in dem jeweiligen Partnerland zu unterstützen. Die IPG umfasst das Vereinigte Königreich, USA, Japan, Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada, Dänemark, Norwegen und die EU. Die Bereitstellung privater Finanzmittel wird von dem Bankenzusammenschluss Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ) koordiniert.


    JETP bestehen derzeit mit Südafrika, Indonesien, Vietnam und Senegal. Weitere Vereinbarungen mit den Philippinen und Indien sind in Verhandlung.

    Im Rahmen der Partnerschaft wollen die Geberländer Vietnam in den kommenden drei bis fünf Jahren zusätzlich zu anderen bereits zugesagten Finanzmitteln 15,5 Milliarden US-Dollar (US$) zur Verfügung stellen, um die Dekarbonisierung im Energiesektor zu beschleunigen. Dieser ist für zwei Drittel der CO₂-Emissionen verantwortlich. Die Summe lässt sich sehen: Südafrika wurden 8,5 Milliarden US$ und dem weitaus bevölkerungsreicheren Indonesien 20 Milliarden US$ zugesprochen.

    Die eine Hälfte der Finanzierung sind staatliche Hilfen, die andere private Mittel über Geschäftsbanken. Die JETP-Mittel sind als erste Tranche eines größeren Unterstützungspakets gedacht. Den gesamten Finanzbedarf für die Klimaneutralität im Energiesektor soll Vietnam bis November 2023 in einem "Resource Mobilization Plan" definieren. 

    JETP setzt engagierte Ziele für Vietnam

    Zentrales Ziel der JETP-Vereinbarung ist es, den Höchststand bei den Emissionen im Energiesektor von 2035 auf das Jahr 2030 vorzuziehen. Mit 170 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent wird außerdem ein niedrigerer Scheitelpunkt angepeilt als vor JETP-Abschluss mit etwa 240 Millionen Tonnen. Vietnam soll den Ausbau der Kohlekraft auf insgesamt 30,2 Gigawatt begrenzen. Vorherige PDP8-Entwürfe sahen noch bis zu 37 Gigawatt vor. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung soll bis 2030 auf 47 Prozent ansteigen, gegenüber der früheren Planung mit 36 Prozent.

    Die Umsetzung der Vereinbarung lief zunächst sehr zäh. Dem Vernehmen nach gestaltete sich die interne Abstimmung unter verschiedenen Ministerien innerhalb der Regierung schwierig. So ließ Vietnam das in der Vereinbarung gesetzte Zieldatum für die Schaffung eines JETP-Sekretariats bis April 2023 verstreichen. Mitte Mai 2023 veröffentlichte die Regierung dann mit zweijähriger Verspätung den Energieplan PDP8.

    Beim Ausbau erneuerbarer Energien klafft eine große Lücke

    PDP8 zeichnet den Pfad der Energiewende mit Vorgaben für den Energiemix bis 2030 und 2050 vor. Die JETP-Ziele werden jedoch nur teilweise berücksichtigt. Die Begrenzung des Kohleausbaus ist enthalten, aber bei den CO₂-Emissionen besteht eine deutliche Lücke. Das JETP-Ziel sind 170 Millionen Tonnen Emissionen bis 2030, PDP8 gibt Zielwerte von 204 Millionen bis 245 Millionen Tonnen CO₂ vor. Zwar erwähnt PDP8 das Ziel von 170 Millionen Tonnen, allerdings mit der Bedingung, dass die JETP-Zusagen von den internationalen Partnern voll umgesetzt werden.

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    Eine große Lücke besteht entsprechend auch beim Ausbau erneuerbarer Energien. Diese könnten laut Plan bis 2030 zwischen 30,9 und 39,2 Prozent zur Stromerzeugung beitragen. Im Vergleich zum Jahr 2022, in dem die erneuerbaren Energien einen Anteil von 49,2 Prozent an der Stromproduktion hatten, wäre dies jedoch ein deutlicher Rückgang. JETP sieht bis 2030 mindestens 47 Prozent vor. Um den stark steigenden Strombedarf zu decken, setzt der PDP8 auf Gas- und Kohlekraft. Das Potenzial der Wasserkraft gilt als weitgehend ausgeschöpft.

    Windkraft soll in Form von Offshore-Parks langsam an Bedeutung gewinnen, um dann zwischen 2030 und 2050 sowohl für das Inland als auch für den Export Strom und Wasserstoff zu erzeugen. Wind- und Solarkraft an Land sollen bis 2030 vor allem für die Eigenversorgung installiert werden. Bis 2021 führten attraktive Einspeisetarife für Wind- und Solarparks zu einem ungeordneten Ausbau. Die eher bescheidenen Ziele in diesem Bereich rühren daher, dass die Regierung ein solches Chaos in Zukunft vermeiden will. Auch wird das Ministerium für Industrie und Handel derzeit einer staatlichen Untersuchung unterzogen, weil im Rahmen des früheren Ausbaus informelle Zahlungen geflossen sein sollen. 

    Für die Umsetzung des PDP8 müssen großteils noch die Weichen gestellt werden. Dabei geht es darum, wie die Abnahme künftig durch die staatliche Vietnam Electricity Group geregelt wird – etwa über Auktionen oder direkte Verhandlungen sowie zwischen privaten Investoren und Abnehmern über neu zu schaffende direkte Abnahmeverträge. Mit der Veröffentlichung eines übergreifenden Energie-Masterplans im Juli 2023 hat die Umsetzung an Dynamik gewonnen.

    JETP kommt in Bewegung

    Gleiches gilt für JETP. Hier hat die Regierung mit zweieinhalb Monaten Verspätung Mitte Juli 2023 ein Sekretariat unter der Leitung des Ministeriums für Umwelt und Rohstoffe geschaffen. Die Institution hat bereits begonnen, den "Resource Mobilization Plan" zu erstellen. Darin dürfte stehen, was an Dekarbonisierungsmaßnahmen im Energiesektor zusätzlich möglich sein wird und welche Hürden entfernt werden müssen, um private Investitionen anzukurbeln.

    Der JETP-Zeitplan bis 2030 ist sehr ambitioniert und die bisherigen Verzögerungen bei der Umsetzung sowie bei der Verabschiedung des PDP8 stimmen viele Beobachter skeptisch. Experten sehen auch bei den gewollt niedrig gehaltenen Ausbauzielen für Solar- und Windkraft an Land noch Luft nach oben. Hoffnung macht, dass die Regierung in den letzten Monaten wieder mit Geberinstitutionen über Entwicklungskredite verhandelt. Sie war in den vergangenen Jahren hierbei sehr zögerlich gewesen.

    Kontakte

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade and Invest (GTAI)

    Außenhandelsinformationen für deutsche Exportwirtschaft, Hinweise zu Ausschreibungen und Projekten

    AHK Vietnam

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Exportinitiative Energie

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Energy Support Programme

    Portal zu Unterstützungsvorhaben für Vietnam im Energiesektor

    Ministry of Industry and Trade (MOIT)

    Ministerium für Industrie und Handel (federführend für Energiesektor)

    Vietnam Electricity Group (EVN)

    Staatlicher Stromkonzern

    Von Peter Buerstedde | Hanoi

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