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Wirtschaftsumfeld | Niederlande | Arbeitskräfte

Fachkräfte

Die Lage auf dem niederländischen Arbeitsmarkt bleibt angespannt. Die Zahl der offenen Stellen sinkt, aber auch die der verfügbaren Arbeitskräfte. Alternative Modelle sind gefragt.

Nicht genügend Fachkräfte

Auf dem niederländischen Arbeitsmarkt wird es für Unternehmen und Organisationen zunehmend schwierig, geeignetes Personal zu finden. In SWOT-Analysen der niederländischen Wirtschaft tauchen die verfügbaren Fachkräfte als Marktchancen auf. Mit ihnen verbundene Engpässe gelten aber auch als Schwäche des Marktes. Laut dem niederländischen Statistikamt CBS entfielen zum Jahresende 2024 auf 100 Arbeitssuchende 108 offene Stellen. Die Situation gilt laut Zentralbank tendenziell als angespannt.

Der dringendste Personalmangel besteht im Gesundheitswesen, wo die Nachfrage nach Personal für die medizinische Betreuung und sonstigem Gesundheitspersonal hoch ist. Auch der Maschinenbau, wo Monteure, Installateure und Elektriker fehlen, ist besonders betroffen.

In den Niederlanden ging laut CBS die Zahl der offenen Stellen im 2. Quartal 2025 um 7.000 zurück, während die Zahl der Arbeitslosen um 4.000 schrumpfte. Die Anspannung auf dem Arbeitsmarkt gilt deshalb im Vergleich zu den Vorjahren praktisch als unverändert. Zum Ende des 2. Quartals gab es insgesamt 389.000 offene Stellen. Am höchsten war die Nachfrage in den Bereichen Unternehmensdienstleistungen, Gesundheitswesen und Handel, die zusammen mehr als die Hälfte aller offenen Stellen anboten.

Alterung der Gesellschaft führt zu geringerem Anteil Erwerbstätiger

Im europäischen Vergleich gehen in den Niederlanden besonders viele Menschen im erwerbsfähigen Alter geregelter Arbeit nach. Im 1. Quartal 2025 waren laut Eurostat rund 85,5 (männlich: 89,0, weiblich 82,1) Prozent der Einwohner im Alter von 15 bis 64 Jahren erwerbstätig. Nur in Island war die Quote mit 88,0 Prozent höher. Deutschland ging mit 80,5 Prozent in die Statistik ein.

Die Alterung der Bevölkerung macht sich auch in den Niederlanden gravierend bemerkbar. Ein zunehmender Anteil der Bevölkerung erreicht das Rentenalter, während der Anteil der jüngeren Menschen, die erwerbsfähig sind, abnimmt. Infolgedessen verlangsamt sich das Wachstum des potenziellen Arbeitskräfteangebots.

Um mehr ausländische Fachkräfte ins Land zu holen, versuchen die Niederlande ihre Attraktivität für hochqualifizierte Migranten zu vergrößern. Letztere können beispielsweise bis zu 30 Prozent ihres Gehalts steuerfrei erhalten.

Digitalisierung und KI auf dem Vormarsch

Vor dem Hintergrund des schwindenden Arbeitskräfteangebots haben die Niederlande frühzeitig begonnen, in Technologie, Digitalisierung, Innovation und entsprechende Ausbildung zu investieren. Die Organisierung von Arbeitsprozessen und der intelligentere Einsatz technologischer Innovationen wie Künstlicher Intelligenz (KI) und Roboter sollen dazu beitragen, Aufgaben effizienter zu erledigen und den Bedarf an zusätzlichem Personal zu reduzieren.

Die Zukunft des niederländischen Arbeitsmarktes hängt laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung PwC stark von der Dynamik rund um flexible Arbeitsmodelle sowie der Geschwindigkeit ab, mit der die Arbeitskräfte neue, digitale Fähigkeiten erlernen. Bereits vor der Coronakrise galten die Niederlande als Vorreiter bei flexiblen Arbeitsmodellen: Teilzeit, Remote Work und Freelancing sind weit verbreitet. Ein Anteil von knapp 40 Prozent der Erwerbstätigen arbeitet laut PwC in nicht-traditionellen Beschäftigungsverhältnissen.

Arbeitnehmer wünschen unternehmensseitig mehr Verantwortung für Flexibilität

Derzeit liegen die größten Risiken von Flex Work – also Krankheitsurlaub, Arbeitslosigkeit, aber auch die Verantwortung für Umschulung und Weiterbildung bei eben jenen Flex-Arbeitenden oder Selbstständigen. Wenn die Unternehmen einen größeren Anteil der Verantwortung dafür übernähmen, würden sich noch mehr Arbeitnehmer für ein flexibleres Arbeitsverhältnis entscheiden, bewertet die Unternehmensberatung PwC.

Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist der Anteil der als Selbstständige geltenden Personen an der arbeitenden Bevölkerung in den Niederlanden recht hoch – insbesondere bei jüngeren Menschen. Laut CBS waren im Jahr 2023 etwa 16,1 Prozent der niederländischen Erwerbsbevölkerung selbständig beschäftigt. Das einst beliebte Jobhopping hat in den Niederlanden nachgelassen. Lediglich bei Arbeitnehmenden mit flexiblen Arbeitsverträgen beispielsweise befristet oder saison- beziehungsweise konjunkturabhängig – ist es noch verbreitet.

Hohe Bereitschaft zu Weiterbildung in kosmopolitischem Umfeld

Das Bildungssystem gilt als stark praxisorientiert und fördert innovatives, digitales und auch nachhaltigkeitsbezogenes Know-how. Die Bereitschaft zur Weiterbildung und Umschulung ist hoch. Dies sehen Unternehmen als entscheidenden Pluspunkt bei ihrer digitalen Transformation.

Die Niederlande sind ein globaler Hub für den Handel. Die Bevölkerung verfügt nicht zuletzt daher in der Regel über exzellente Englischkenntnisse. Multinationale Unternehmen treffen auf ein offenes, kosmopolitisches Arbeitsumfeld.

Die Niederlande im weltweiten Vergleich

Folgende Karte ermöglicht den Vergleich zwischen zahlreichen Ländern weltweit. Bitte beachten Sie, dass die Werte in der Karte aus international standardisierten Quellen stammen und somit ggf. von Angaben aus nationalen Quellen im Text abweichen können.

 

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