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Wirtschaftsumfeld | Estland | Investitionsklima

Estlands Nachbarn schätzen das Investitionsklima

Estland wird von Investoren für seine öffentliche Verwaltung und sein Steuersystem geschätzt. Sorgen bereiten den Firmen die Arbeitskosten. 

Estland gilt unter deutschen Unternehmen als einer der attraktivsten Investitionsstandorte in Mittel- und Osteuropa (MOE). Das zeigen die Konjunkturumfragen der deutschen Auslandshandelskammern in der MOE-Region. Estland belegt in dem Attraktivitätsranking der Umfrage nach Slowenien, Polen und Tschechien den vierten Platz.

Öffentliche Verwaltung als positiver Standortfaktor

Deutsche Investoren in Estland schätzen neben der EU-Mitgliedschaft vor allem die Rechtssicherheit und die öffentliche Verwaltung des Landes. Das zeigt die Konjunkturumfrage der Deutsch-Baltischen Handelskammer (AHK Baltikum). Estlands öffentliche Verwaltung ist vor allem für seinen hohen Digitalisierungsgrad bekannt. Auf den vordersten Plätzen der im Mai 2023 veröffentlichten Umfrage landen zudem die Bekämpfung von Korruption sowie das estnische Steuersystem und - behörden. 

"Uns überzeugt das Gesamtpaket Estlands. Es gibt sicherlich Länder, die bei dem einen oder anderen Standortfaktor besser abschneiden. Aber insgesamt schneidet Estland am besten ab."

Deutscher Investor im Gespräch mit GTAI

Steuersystem gilt als Best Practice-Beispiel

Estlands Steuersystem gilt als einfach und unternehmerfreundlich. So beträgt der Körperschaftsteuersatz in der Regel pauschal 20 Prozent. Die Steuer wird monatlich - allerdings nur bei Gewinnausschüttung - erhoben. Bei regelmäßiger Dividendenausschüttung kann ein ermäßigter Satz von 14 Prozent verwendet werden. Auch die persönliche Einkommensteuer ist auf 20 Prozent gedeckelt. 

Großes Manko in Estland sind aus Sicht der deutschen Investoren im Land die Arbeitskosten. In der Unternehmensbefragung der AHK Baltikum landet dieser Faktor auf dem vorletzten Platz im Ranking der Standortkriterien. Lediglich die Verfügbarkeit von Fachkräften schneidet noch schlechter ab. Auf die Zusatzfrage der größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens in den nächsten zwölf Monaten nannten die Firmen Arbeitskosten zudem als größtes Risiko. Für 55 Prozent der Firmen (Mehrfachnennung möglich) ist dies das größte Entwicklungsrisiko.   

Zwar sind die Löhne deutlich niedriger als in Deutschland oder im EU-Durchschnitt. Jedoch registriert Estland seit einigen Jahren einen beträchtlichen Zuwachs der Arbeitskosten. Im Jahr 2022 lagen die estnischen Arbeitskosten fast 87 Prozent über dem Niveau von 2012. Zum Vergleich: in Deutschland waren es 29 Prozent und in der EU 24 Prozent mehr. Aber: Der Zuwachs der Kosten fällt in Estland geringer aus als in den beiden anderen baltischen Staaten (Lettland: 97 Prozent, Litauen: 124 Prozent).

Besonders die Nachbarländer investieren

Estland zählt in Ost- und Mitteleuropa zu den Spitzenreitern in Bezug auf ausländische Direktinvestitionen pro Kopf. Dabei zählen vor allem regional naheliegende Länder zu den wichtigsten Investoren im Land. Finnland, Schweden und Lettland sind nach Luxemburg die größten Geldgeber. Nach Zahlen der estnischen Zentralbank kamen im Sommer 2023 rund 40 Prozent des Bestands an ausländischen Direktinvestitionen aus diesen drei Ländern. Auf Luxemburg allein entfällt rund ein Viertel der Investitionen. 

In Estland tätige ausländische Investoren erbringen vor allem Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. Mehr als jeder vierte investierte Euro entfällt auf diesen Sektor. Platz zwei und drei im Ranking belegen Aktivitäten im Bereich Grundstücks- und Wohnungswesen (18,7 Prozent) sowie die Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (14,5 Prozent). 

Deutsche Investoren sind in Estland vor allem im Bereich der Dienstleistungen (insbesondere IT) sowie im verarbeitenden Gewerbe tätig. 100 Prozent von ihnen würden Estland wieder als Investitionsstandort wählen.

Florian Schröder Geschäftsführender Vorstand, Deutsch-Baltische Handelskammer (AHK Baltikum)

Ausgewählte deutsche Investoren in Estland

Unternehmen

Branche

Hamburger Hafen und LogistikLogistik
LidlEinzelhandel
CariadIT
DanpowerEnergie

Leonhard Weiss

Bau
Quelle: AHK Baltikum 2023; Recherchen von Germany Trade & Invest

Investitionsförderung: Freihandelszonen schaffen zusätzliche Anreize für die Auftragsfertigung

Estland bietet für Neuinvestitionen sowie Unternehmenserweiterungen eine Reihe von staatlichen Zuschüssen an. Sie richten sich an Investoren aus verschiedenen Geschäftsfeldern. Zuständig für die Förderungen ist die staatliche Wirtschaftsförderagentur Enterprise Estonia. Unter anderem bietet Estland ein Förderregime an, dass sich speziell an Großinvestoren im verarbeitenden Gewerbe richtet. Um diese Förderung in Anspruch nehmen zu können, müssen innerhalb von 36 Monaten insgesamt mindestens 6,7 Millionen Euro investiert werden (Selbstfinanzierungsrate von mindestens 85 Prozent)

Der Fonds greift sowohl bei Neuinvestitionen als auch Werkserweiterungen. Vorausgesetzt, die Muttergesellschaft oder die zugehörige Unternehmensgruppe hat im vorangegangenen Geschäftsjahr einen konsolidierten Umsatz von mindestens 50 Millionen Euro erzielt. Weitere Details über dieses sowie weitere Förderprogramme stellt Enterprise Estonia auf seiner Internetseite in englischer Sprache zur Verfügung. 

Ebenfalls interessant für deutsche Unternehmen: Estland verfügt über drei Freihandelszonen. Waren in diesen Zonen betrachtet das baltische Land als außerhalb des eigenen Zollgebiets. Güter, die in diese Zonen importiert und später wieder re-exportiert werden, unterliegen somit keinen Zöllen. Zudem fallen keine Mehrwert- oder Verbrauchssteuern an. Die Freihandelszonen sind offen für ausländische Direktinvestitionen. Alle drei Zonen liegen in Hafennähe. 

Estlands Freihandelszonen

Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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