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Wirtschaftsumfeld | Norwegen | Investitionsklima

Grüne Transformation prägt das Investitionsklima

Investoren finden in Norwegen einen kostenintensiven, dafür aber innovativen und offenen Markt vor. Der norwegische Staat bietet umfangreiche Förderangebote.

Die ambitionierte Net Zero-Strategie der norwegischen Regierung sorgt dafür, dass sich insbesondere im Energiebereich Chancen für zukünftige Investoren auftun werden. Allein im Bereich des Ausbaus der Onshore-Wind- und Wasserkraft sind mehr als ein Dutzend neuer Projekte geplant. Der staatliche Energiekonzern Statkraft plant beispielsweise mit Investitionen bis zu 3 Milliarden Euro in die Modernisierung und den Umbau norwegischer Wasserkraftwerke. Außerdem sollen bestehende Onshore-Windparks erneuert und um weitere Anlagen ergänzt werden. Das Budget für diese Maßnahmen liegt bei etwa 1 Milliarde Euro. Offshore-Akteure wollen bis 2030 mehr als 3 Milliarden Euro in die CCS-Infrastruktur auf dem norwegischen Festland investieren. Kommunen wie Trondheim, Rakkestad und Kristiansand treiben zudem die Dekarbonisierung voran.

Um einen Großteil dieser Investitionen in die grüne Transformation zu finanzieren, greift das Land auch auf den staatlichen Zukunftsfonds zurück. Dieser umfasst Anfang 2024 umgerechnet rund 1,4 Billionen Euro. Ziel des Fonds ist es, die staatliche Finanzierung der steigenden öffentlichen Rentenausgaben zu erleichtern und langfristige Maßnahmen zur Verwendung der staatlichen Öleinnahmen zu unterstützen. Eine solide Verwaltung des Staatsfonds trägt zur Generationengerechtigkeit bei, indem sowohl heutige als auch künftige Generationen von den Öleinnahmen profitieren.

Hohe Lohnkosten bei einheitlicher Verteilung

Investoren sehen sich in Norwegen mit ähnlichen Schwierigkeiten konfrontiert wie beispielsweise in Deutschland. Der Fachkräftemangel treibt die ohnehin bereits überdurchschnittlich hohen Lohnkosten zusätzlich nach oben. Laut Eurostat lagen die Arbeitskosten pro Stunde in Norwegen im Jahr 2022 bei durchschnittlich 55,60 Euro – zum Vergleich, in Deutschland waren es im gleichen Zeitraum 39,50 Euro.

Zwar waren die Gehaltsunterschiede in Norwegen traditionell immer geringer als in Deutschland, allerdings konnte die Bundesrepublik hier zuletzt aufschließen. Laut Eurostat ist der Gini-Index, der Auskunft über die Ungleichverteilung der Einkommen gibt, für Norwegen im Jahr 2022 auf 0,28 gestiegen. Deutschland wiederum konnte seinen Index auf 0,29 reduzieren. Damit liegen beide Länder unter dem europäischen Mittel von 0,3.

Dennoch ist die regionale Lohnverteilung gleichmäßiger als in Deutschland. Sieht man vom Offshore-Bereich ab, gibt es mit der Hauptstadtregion Oslo und dem südwestlichen Rogaland um Stavanger nur zwei Ausreißer. Die Durchschnittslöhne in den verbleibenden neun Regionen unterscheiden sich um maximal 10 Prozent.

Deutschland nicht mehr unter den Top 10 der ausländischen Investoren

Bei Betrachtung des Jahres 2022 haben sich die Bestände der Direktinvestitionen bei den meisten der zehn größten Investitionsnationen in Norwegen erhöht. Auf den ersten fünf Plätzen ausländischer Investitionen befinden sich allen voran Schweden, gefolgt von Luxemburg, den Niederlanden, USA und schließlich Großbritannien an fünfter Stelle. Von 2021 auf 2022 haben sich die deutschen Bestände der Direktinvestitionen beinahe halbiert, auf etwa 2,6 Milliarden Euro. Damit entfallen lediglich 1,9 Prozent aller ausländischer Direktinvestitionen auf deutsche Investoren.

Bei den Auslandsniederlassungen zeichnet sich eine gewisse Trendwende ab. Nachdem die Zahl der deutschen Niederlassungen in Norwegen zuletzt weniger stark gestiegen war als bei den Konkurrenten Schweden, Dänemark, USA und Großbritannien, konnten sie zwischen 2019 und 2021 aufholen. Laut nationalem Statistikamt SSB ist die Zahl der deutschen Unternehmen in diesem Zeitraum um knapp 22 Prozent gestiegen.

Mit großen in Norwegen aktiven Investoren wie EnBW, RWE oder auch Skion Water wird der deutsche Fokus auf Energie- und Umwelttechnologien deutlich. Auch die Aktivitäten im Bereich von CCS von Wintershall DEA sind nennenswert. Im Dezember 2023 wurde der geplante Verkauf der BASF-Tochter an die britische Harbour Energy bekannt. Sollte die Transaktion wie geplant stattfinden, verblieben 39,6 Prozent der Aktienanteile bei BASF. Der Bund hat indes bereits angekündigt den Verkauf zu überprüfen, da es sich bei Harbour Energy um einen Erwerber außerhalb der EU handelt. 

Grundzinssteuer verunsichert Investoren

Ab dem 1. Januar 2024 gilt eine sogenannte Grundzinssteuer für Onshore-Windenergie von 35 Prozent, wovon mindestens die Hälfte der Einnahmen an die Gemeinden fließen soll. Eine solche "Ressourcensteuer" besteht in Norwegen bereits für Erlöse aus dem Geschäft mit anderen natürlichen Ressourcen wie Wasserkraft, Erdöl oder der Fischzucht. Laut Regierung bietet die Steuer einen vorhersehbaren politischen Rahmen für die Branche und erleichtert die Kalkulation profitabler Windenergie für die kommenden Jahre. Kritiker sorgen sich vor einer Abschreckung möglicher Investoren für die so dringend benötigte Energie. 

Investitionsförderung: Norwegische Regierung setzt auf Nachhaltigkeit

Grundsätzlich gilt, wer sich für eine Ansiedlung in Norwegen interessiert, sollte sich zunächst mit den größeren Förderinstitutionen vertraut machen. Business Norway, als Teil der staatlichen Handels- und Investitionsförderinstitution Innovation Norway, begleitet ausländische Unternehmen während des gesamten Prozesses, sofern gewünscht. Ein interaktives Standort-Tool unterstützt bei der Suche eines geeigneten Standorts, geordnet nach den jeweiligen Industrien.

Neben einer breit gefächerten Auswahl an Cluster-Regionen gibt es diverse andere Fördereinrichtungen. Ein Beispiel ist die staatliche Klima-Investmentgesellschaft Nysnø, die dem Ministerium für Handel, Industrie und Fischerei untersteht. Sie investiert in Unternehmen, die klimatische Herausforderungen auf intelligente und profitable Weise zu lösen versuchen.

Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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