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Wirtschaftsumfeld | Dänemark | Personal

Personalsuche und Personalmanagement

Netzwerke sind der Schlüssel zur Rekrutierung in Dänemark. Erfolgsversprechend sind direkte Kontakte, strategische Planung, digitale Tools und eine Kultur der Eigenverantwortung.

Von Judith Illerhaus | Stockholm

Die kommunalen Jobcenter sind eine von mehreren Möglichkeiten an Personal zu kommen. Die Erfolgsaussichten variieren allerdings stark. Im Schnitt kann etwa jede dritte bei ihnen eingegangene Personalanfrage erfolgreich bearbeitet werden. 

Den besten Rekrutierungserfolg versprechen Netzwerke

Vor allem bei hochspezialisierten Positionen oder bei Bedarf an Nischenfähigkeiten ist ein breiterer Blick aber unumgänglich. Diesen bieten unter anderem internationale Personalberater an. Daneben kann auch in Eigenregie über Portale gesucht werden. Zum Teil bieten diese Plattformen auch kostenlose Berufsberatung. Borger ist die offizielle Plattform für den Arbeitsmarkt und Personalbeschaffung und bietet ebenfalls Hilfe bei der Stellensuche.

Die größten Erfolge versprechen Netzwerke. Und zwar nicht zwangsläufig die "sozialen Netzwerke", auch wenn vor allem das weitverbreitete LinkedIn eine gute Anlaufstelle ist. Am besten eignen sich Kontakte innerhalb der Branche oder der Berufsgruppe. Laut Schätzungen werden etwa die Hälfte aller offenen Stellen in Dänemark vergeben ohne jemals annonciert zu sein. Um Kündigungsfristen und Abfindungen zu vermeiden suchen Arbeitgeber oft selbst bei der "Koopetition" (deutsch: eine Wortschöpfung zwischen Kooperation und Konkurrenz, das einer unternehmerischen Strategie entspricht) nach neuen Jobmöglichkeiten für ihre Mitarbeiter. Weil regelmäßige Jobwechsel in Dänemark - genau wie in ganz Skandinavien - üblich sind, steht man solchen Bewegungen eher gelassen gegenüber: lieber in Freundschaft trennen, um gegebenenfalls später wieder in Freundschaft zueinander finden zu können. Besonders in technologieintensiven Branchen ist die Direktansprache qualifizierter Fachkräfte weit verbreitet.

Prozesse sind geprägt von Transparenz, Effizienz und flachen Hierarchien

Der Rekrutierungsprozess bei ausgeschriebenen Stellen folgt in der Regel einem klar strukturierten Ablauf: Veröffentlichung der Stellenausschreibung, Sichtung der Bewerbungen, Durchführung von Interviews, die meist mehrere Runden beinhalten und schließlich die Auswahl des besten Kandidaten. Viele Unternehmen setzen dabei auf digitale Tools zur Bewerberverwaltung und -kommunikation. 

Bewerbungen bestehen meist aus einem Lebenslauf und einem kurzen, prägnanten Anschreiben. Zeugnisse und Zertifikate werden seltener angefordert als in Deutschland – wichtiger ist die Darstellung praktischer Erfahrungen und Kompetenzen. Idealerweise ist die Bewerbung auf Dänisch verfasst, auch wenn viele Unternehmen Englisch als Arbeitssprache akzeptieren. Ein professioneller, aber persönlicher Ton wird geschätzt.

Strategische Personalplanung zahlt sich aus

Die Kosten für die Personalgewinnung in Dänemark sind stark abhängig von Branche, Qualifikationsniveau der gesuchten Fachkräfte sowie der gewählten Rekrutierungsmethode. Besonders bei spezialisierten Profilen oder in wettbewerbsintensiven Sektoren können die Ausgaben erheblich variieren. Zu den klassischen Einstellungskosten zählen Ausgaben für Stellenanzeigen, Bewerbungsgespräche, Eignungstests sowie gegebenenfalls die Beauftragung externer Personalvermittler. Letztere berechnen in der Regel eine Provision, die sich auf etwa 10 bis 20 Prozent des Jahresgehalts der vermittelten Fachkraft beläuft – ein signifikanter Posten, insbesondere bei hochqualifizierten Positionen und den hohen Gehältern, die in Dänemark gezahlt werden. Entsprechend hoch fallen auch klassische Kostenpositionen aus wie Anpassungskosten, die während der Einarbeitungsphase entstehen.

Dänische Initiative soll berufliche Bildung stärken

Die dänische Initiative "2025 – Jahr der Berufsbildung" stellt ein strategisches Signal für die Zukunft der Arbeitswelt dar. Mit der Ausrichtung der Bildungsmesse EuroSkills 2025 im jütländischen Herning und einem Budget von rund 671.000 Euro verfolgt Dänemark das Ziel, die Attraktivität und Sichtbarkeit beruflicher Bildung deutlich zu steigern. Dabei geht es nicht nur um Imagepflege, sondern um eine gezielte Antwort auf den Fachkräftemangel. 

Für die strategische Personalplanung bedeutet dies: Unternehmen sollten verstärkt auf duale Ausbildungswege setzen, um qualifizierte Nachwuchskräfte frühzeitig zu binden. Auch die geplanten Informationskampagnen und Schulprojekte bieten Chancen, junge Talente frühzeitig für betriebliche Ausbildungsberufe zu begeistern.

Personalmanagement ist gekennzeichnet durch Verantwortung und Vertrauen

In Dänemark ist es nicht üblich, das gesamte Personalmanagement auszulagern. Die tägliche Personalführung und -entwicklung verbleibt in der Regel bei den Führungskräften im Unternehmen. Dies entspricht dem dänischen Führungsstil, der auf Vertrauen, Eigenverantwortung und flachen Hierarchien basiert. 

Das Outsourcing administrativer Personalaufgaben ist durchaus weit verbreitet – insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen.

Dazu zählen:

  • Lohn- und Gehaltsabrechnung
  • Arbeitsrechtliche Beratung
  • Vertragsmanagement
  • Einhaltung gesetzlicher Vorschriften (Compliance)

Die Bindung qualifizierter Mitarbeitender ist in Dänemark zu einer der zentralen Herausforderungen der strategischen Personalplanung geworden – nicht zuletzt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und eines sich verschärfenden Fachkräftemangels. In Gesprächen mit Germany Trade & Invest betonten zahlreiche dänische Führungskräfte, dass Mitarbeiterbindung heute zu den wichtigsten Aufgaben im Personalmanagement zählt.

Vor diesem Hintergrund setzen dänische Unternehmen zunehmend auf eine strategisch ausgerichtete Personalpolitik, die auf Flexibilität, Entwicklungsperspektiven und Partizipation basiert. Arbeitsmodelle wie Homeoffice oder Gleitzeit sind längst keine Ausnahme mehr, sondern werden gezielt eingesetzt, um die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu verbessern. 

Gleichzeitig gewinnen Weiterbildungsangebote und lebenslanges Lernen an Bedeutung – nicht nur zur Kompetenzentwicklung, sondern auch als Ausdruck von Wertschätzung und Investition in die Mitarbeitenden. Eine offene, wertschätzende Unternehmenskultur sowie transparente Kommunikation und Beteiligung an Entscheidungsprozessen gelten als weitere zentrale Bausteine erfolgreicher Bindungsstrategien.

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