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Branche kompakt | Italien | Bauwirtschaft

Großprojekte sorgen in Italien für Aufträge

Hohe Bauzinsen wirken sich negativ auf neue private Bauvorhaben aus. Im Tiefbau gibt es jedoch viele öffentliche Investitionsvorhaben. Nachhaltige Sanierungen boomen ebenfalls.

Von Torsten Pauly | Mailand

  • Markttrends

    Aufgrund bestehender Aufträge sind viele italienische Baufirmen im Herbst 2023 noch gut ausgelastet. Die Anzahl neuer Bauanträge sinkt jedoch. Viele Baustoffpreise fielen zuletzt.

    Teure Finanzierungskosten bremsen Baukonjunktur 

    Die italienische Bauwirtschaft konnte ihre Produktion 2022 gegenüber dem Vorjahr um 12,6 Prozent steigern (2021: +25,1 Prozent). Damit hat sie den Coronaeinbruch von 2020 (-7,8 Prozent) bei weitem kompensiert. Zuletzt hat sich diese Entwicklung jedoch stark abgeschwächt, denn zwischen Januar und März 2023 stagnierte die Bauproduktion gegenüber demselben Zeitraum 2022.

    177 Milliarden Euro

    war der Wert der Gebäudeinvestitionen 2022.

    Hochbauinvestitionen steigen 2023 noch

    Der italienische Bauverband ANCE hat im August 2023 prognostiziert, dass der Wert der landesweiten Gebäudeinvestitionen im Gesamtjahr um 5,4 Prozent steigen wird. Dabei entwickeln sich einzelne Segmente unterschiedlich. So sollen die Ausgaben für Wohnungen bei Neubauten um 3 Prozent zulegen, in Altbauten jedoch um 3,5 Prozent sinken. Bei allen anderen Gebäudetypen erwartet ANCE für 2023 ein Plus von 6,5 Prozent bei privaten und sogar von 25 Prozent bei öffentlichen Bauträgern.

    Im August 2023 haben 18,2 Prozent aller Hoch- und 16,1 Prozent aller Tiefbaufirmen ihre Auftragslage noch als überdurchschnittlich gut bewertet. Dagegen sahen 10,2 Prozent aller Hoch- und 10,6 Prozent aller Tiefbauunternehmen diesen Bestand als schlecht an. Das Ausbaugewerbe und weitere Betriebe mit spezialisierten Bautätigkeiten hatten im August 2023 allerdings öfter schlecht (12,2 Prozent) als gut (10,9 Prozent) gefüllte Auftragsbücher. Dies vermeldet das italienische Statistikamt Istat.

    Marktvolumen der Bauwirtschaft in Italien (in Millionen Euro; reale Veränderung in Prozent)

    Kennziffer

    2021

    2022

    Veränderung 2022/2021

    Wert der Bauinvestitionen insgesamt, davon

    153.051

    176.614

    15,4

     Wohnungsbau

    71.869

    87.446

    21,7

      Neubau

    15.894

    17.108

    7,6

      Sanierung, Renovierung

    55.975

    70.338

    25,7

     Nichtwohnungsbau

    81.182

    89.168

    9,8

      privat

    50.999

    56.836

    11,4

      öffentlich

    30.183

    32.332

    7,1

    Quelle: Branchenverband ANCE (Oktober 2022)

    Baukredite brechen ein

    Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen in Italien und den anderen Ländern der Eurozone seit 2022 in mehreren Schritten kräftig angehoben. Dies hat auch die Baudarlehen und damit die Finanzierungskosten stark verteuert. Die Folge ist, dass viele italienische Bauherren geplante Projekte verschieben oder sogar ganz überdenken.

    So hat der Wert der neuen Baukredite im 1. Quartal 2023 nur 2,9 Milliarden Euro erreicht. Das waren 4,7 Prozent weniger als im selben Vorjahreszeitraum. Dabei war der Rückgang bei Wohnungskrediten (-2,5 Prozent) geringer als bei anderen Immobiliensegmenten (-7,6 Prozent). Bereits 2022 war der Wert der neu erteilten Baudarlehen um 18,1 Prozent eingebrochen.

    Die teure Finanzierung wirkt sich direkt auf die zukünftigen Bauaufträge aus. Im Jahr 2022 war die Gesamtfläche aller neu genehmigten Nicht-Wohngebäude zwar noch um 2,7 Prozent gestiegen, im Wohnsegment jedoch bereits um 1,1 Prozent gesunken.

    Dieser Trend hat sich im 1. Quartal 2023 noch verstärkt. In diesen ersten drei Monaten des Jahres wurde eine um 9,8 Prozent geringere neue Wohnfläche bewilligt als zwischen Januar und März 2022. Bei sonstigen Immobilien betrug das Minus im selben Zeitvergleich 6,2 Prozent.

    Baumaterialien sind wieder erschwinglich geworden

    In Italien hatten sich die Preise für Baumaterialien 2021 und 2022 stark verteuert. Bei vielen Produkten überstieg die Nachfrage das Angebot, weil die Lieferketten seit Ausbruch der Coronakrise nicht mehr reibungslos funktionierten. Hinzu kamen stark steigende Energiepreise.

    Im 1. Halbjahr 2023 hat sich die Marktlage laut ANCE jedoch wieder etwas entspannt. So kostete etwa Stahl für Beton 23,3 Prozent, Bau-Polyethylen 27 Prozent und Bau-PVC 40 Prozent weniger als in den ersten sechs Monaten 2022.

    Der Umsatz von Ausbaugewerken hat sich 2020 südlich des Brenners laut neuester amtlicher Statistik auf 73 Milliarden Euro summiert. Unter anderem entfielen 45,2 Milliarden Euro auf Bauinstallationen und jeweils 2,3 Milliarden Euro auf Bautischler und -schlosser sowie auf Maler und Glaser. Fußboden-, Fliesen- und Plattenleger sowie Tapezierer haben 2020 zusammen 2,1 Milliarden Euro umgesetzt. In Deutschland weist die Statistik allerdings einen noch weit höheren Umsatz von Ausbaugewerken aus. Dieser hat 2020 trotz Coronakrise 163,5 Milliarden Euro ausgemacht.

    Handwerker aus Deutschland - aber auch aus Südtirol und Österreich - punkten mit dualer Ausbildung und einem hohen Qualitätsrenommee. Im Jahr 2019 gab es in Italien 337.500 Bauhandwerksbetriebe. Davon entfielen 60 Prozent auf die nordöstlichen und nordwestlichen italienischen Regionen.

    Tiefbauprojekte und EU-Fonds stabilisieren die Auftragslage

    Italien erhält aus der Aufbau- und Resilienzfazilität der Europäischen Union (EU) hohe Fördergelder. Diese summieren sich von 2021 bis 2027 auf 191,5 Milliarden Euro. Viel davon fließt in Baumaßnahmen.

    Konkret stehen 70 Milliarden Euro für Projekte innerhalb der grünen Transformation zur Verfügung, darunter auch für Wasser- und Abfallsysteme. Weitere 31,5 Milliarden Euro sind für die nachhaltige Mobilität und den Ausbau der Schieneninfrastruktur vorgesehen. Auch das Gesundheitswesen kann Fördermittel von 20,2 Milliarden Euro ausgeben.

    Mailand plant den neuen Bezirk UpTown Milano für 12.000 Einwohner. Dieser bezieht nachhaltige Mobilität und ein Drittel des Areals als Grünfläche ein. UpTown Milano wird auch das erste durchgängig als SmartCity konzipierte italienische Stadtviertel sein. Im Turiner Stadtteil Cenisia soll von 2024 bis 2027 die Umwandlung des ehemaligen Industriegeländes von Westinghouse stattfinden. Dort entstehen ein großes Kongresszentrum, ein Hotel und ein Einzelhandelskomplex.

    Mehrere Milliarden Euro werden auch drei neue Fußballstadien kosten, die sich alle noch im Planungsstadium befinden. Hierbei handelt es sich um eigene Arenen der Traditionsvereine AC Mailand, Inter Mailand und AS Rom.

    Nicht zuletzt mit EU-Mitteln baut Italien sein bereits weitläufiges Gleisnetz für Hochgeschwindigkeit und hohe Kapazität (l’Alta Velocità/l’Alta Capacità) weiter aus. Es entstehen insgesamt vier neue Trassen in Nord- und Süditalien sowie auf Sizilien. Italien investiert zudem in Gleise in Richtung Österreich und Frankreich. Dazu entwickeln Großstädte ihr U-Bahnnetz weiter. Dies betrifft in Rom die Linie C, in Turin die Linie 1 und in Neapel die Linien 1 und 6.

    Ausgewählte Großprojekte der Bauwirtschaft in Italien
    Akteur/Projekt

    Investitionssumme (in Mrd. Euro)

    ProjektstandAnmerkungen
    Meeresbrücke Sizilien-Festland bei Messina

    k. A.

    Planung

    Stretto di Messina Spa

     

     

    Autobahn Salerno - Reggio Calabria (A2)

     

    9,4

    Bau, tw. Planung, Fertigstellung bis 2028 geplant

    ANAS SpA

     

    Zugstrecke *) Palermo- Catania

    11,3

     

    Bau, tw. Planung, Fertigstellung bis 2028 geplantRFI SpA
    Zugstrecke *) Neapel- Bari

    6,9

    Bau, tw. Planung, Fertigstellung bis 2027 geplantRFI SpA
    Brenner Basistunnel Zugang

    4,9

    PlanungRFI SpA
    Brenner Basistunnel 

    4,2

    Bau, tw. Planung, Fertigstellung bis 2032 geplantBBT SE
    Hafenausbau Genua

    2,5

    Planung

    Autorità Portuale di Genova

    * für Hochgeschwindigkeit und hohe Kapazität (Alta Velicità/Alta Capacità)Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2023

    Von Torsten Pauly | Mailand

  • Nachhaltigkeit und Energieeffizienz

    Der energetische Modernisierungsbedarf ist sehr groß. Dies geht der Staat mit attraktiven Förderungen an. Italien ist der drittgrößte europäische Markt für Holzwohngebäude.

    Klima- und Kostenbewusstsein entwickelt sich rasch

    Beim Wärme- und sonstigen Energieverbrauch der Haushalte (ohne Verkehr) belegte Italien 2021 innerhalb der EU einen guten 8. Platz. Ein Jahresdurchschnitt von 542 Kilogramm Rohöleinheit (KGRÖE) war deutlich weniger als in Deutschland (706 KGRÖE). Dennoch waren das Bewusstsein und die Ausgaben für Energieeffizienz und Umweltschutz in Bauprojekten in Italien über viele Jahre geringer als in Deutschland ausgeprägt. In jüngster Zeit ist aber ein rascher Wandel zu beobachten.

    Hierzu trägt in hohem Maße die Teuerung für Energie bei. So ist der Gaspreis für italienische Haushalte im 2. Halbjahr 2022 um 33 Prozent gestiegen auf ein Niveau, das um 39 Prozent teurer war als in Deutschland.

    Zudem haben sich in Italien extreme Wetterlagen zuletzt stark gehäuft. Dies betrifft sowohl lange Hitze- und Dürreperioden als auch extreme Unwetter mit Hagel, starken Überflutungen von Ortschaften und sogar Schneefällen im August. All dies findet in den Medien und in der öffentlichen Meinung starke Resonanz.

    Im Jahr 2022 war Nachhaltigkeit für 81 Prozent aller italienischen Baufirmen ein wichtiges Thema, so der Verband ANCE. Von diesen Unternehmen wiederum haben 38 Prozent Nachhaltigkeit als Teil ihrer langfristigen Strategie. Zum Beispiel will der zweitgrößte Konzern des Landes Webuild seinen CO2-Ausstoß bis 2030 um 22 Prozent unter das Niveau von 2019 senken. Für 39 Prozent der Nachhaltigkeit forcierenden Baufirmen ist auch ein Imagegewinn entscheidend.

    Viel hängt von Förderprogrammen ab

    Der italienische Staat hat die Vorgaben für Energieeffizienz in den letzten Jahren stark verschärft. Seit 2010 ist ein Energieausweis für alle auf dem italienischen Markt gehandelten Immobilien verpflichtend.

    Noch bis Ende 2025 läuft das Förderprogramm Superbonus. Dieses gewährt auf Baumaßnahmen im Wohnraum hohe Steuerabschreibungen über einen Zeitraum von vier Jahren. Gefördert werden Maßnahmen zur Erdbebensicherheit und zur Energieeffizienz. Zu letzterem zählen auch Photovoltaikanlagen und Ladestationen für Elektroautos. Beantragen können den Superbonus Privatpersonen und andere Institutionen mit Wohnraumbesitz.

    Allerdings fährt der italienische Gesetzgeber die Höhe der möglichen Abschreibungen in den nächsten Jahren etwas zurück. Noch bis Ende 2023 können Bauherren 110 Prozent der Investition steuerlich geltend machen, also mehr als die tatsächlich ausgegebene Summe. Diese Rate sinkt jedoch 2024 auf 70 Prozent und 2025 auf 65 Prozent.

    Speziell für energieeffiziente Sanierungen im Bestand hat der Staat zudem das Programm Ecobonus aufgelegt. Dieses läuft derzeit noch bis Ende 2024 und fördert unter anderem Isolierungen, Solarthermie, Wärmepumpen sowie den Austausch von Fenstern und Heizkesseln.

    Gebietskörperschaften haben eigene Agenturen

    Einige italienische Regionen und Provinzen legen ebenfalls Fördermaßnahmen zur Energieeffizienz auf. So existiert in der Autonomen Region Bozen/Südtirol die KlimaHausAgentur. Diese informiert auf Deutsch und Italienisch über Fördermaßnahmen, Zertifizierungen und Projekte in ganz Italien. Die Autonome Provinz hat auch einen eigenen Klimaplan Südtirol 2040.

    Regionen wie die Lombardei und Ligurien haben ebenfalls spezielle Institutionen, die Effizienzmaßnahmen, erneuerbare Energien und nachhaltiges Bauen fördern. Die Lombardei hat auch einen Klima- und Energieplan bis 2030. Einige dieser Energieagenturen haben sich zur Vereinigung Renael (Rete Nazionale delle Agenzie Energetiche Locali) zusammengeschlossen.

    Niedrigstenergiestandard ist für öffentliche Gebäude Pflicht

    Bis Ende 2019 sind in Italien etwa 1.500 Gebäude nach Niedrigstenergiestandard (Edifici Energia Quasi Zero) realisiert worden. Dies geht aus der Statistik der Nationalen Agentur für neue Technologien, Energie und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung ENEA (Agenzia nazionale per le nuove tecnologie, l'energia e lo sviluppo economico sostenibile) hervor. Seit 2021 jedoch müssen alle neuen Gebäude, die im Besitz oder im Gebrauch der öffentlichen Hand sind, diesen Standard aufweisen. Dies gilt ebenfalls für sanierte Gebäudeteile. Auch für Baustoffe hat Italien die Nachhaltigkeitsanforderungen in den letzten Jahren verschärft. Seit 2020 gelten etwa für Isolierungen Mindestumweltstandards (Criteri Minimi Ambientali). Seit 2022 gelten auch bestimmte Vorschriften zur Nutzung von Recyclingkomponenten bei Baumaterialien und zu deren Wiederverwertbarkeit nach Abriss.

    Italien ist drittgrößter europäischer Markt für Holzwohngebäude

    Holzbau hat in Italien viel Tradition und verzeichnet hohe Wachstumsraten. Im Jahr 2021 ist der Umsatz der Branche mit Wohngebäuden um 33 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro gestiegen. Damit liegt Italien in Europa nach Deutschland und Schweden auf Rang drei. Holzbau hat insbesondere in den nördlichen Gebieten große Bedeutung: Im Jahr 2021 entfielen 34 Prozent dieses Umsatzes auf die beiden Autonomen Provinzen Bozen/Südtirol und Trentino. Weitere führende Regionen sind die Lombardei, Venetien, die Emilia Romagna und die Marken.

    In Italien existiert der Holzbauverband Assolegno. Es gibt auch eine starke internationale Vernetzung. So ist etwa Trient im Trentino ein Mitglied und Vorzeigebeispiel der europäischen Initiative Build in Wood, welche in Dänemark koordiniert wird.

    Von Torsten Pauly | Mailand

  • Branchenstruktur

    Das Baugewerbe hat 2020 etwa 160 Milliarden Euro umgesetzt. Davon entfielen 55 Prozent auf spezialisierte Tätigkeiten, 31 Prozent auf den Hochbau und 14 Prozent auf den Tiefbau.

    Einige Großunternehmen und viele kleine Betriebe

    In Italien waren 2020 laut neuester Eurostat-Statistik 490.000 Baufirmen am Markt. Darunter gibt es viele kleine, auf Nischen spezialisierte Betriebe, sodass die durchschnittliche Firmengröße bei unter drei Beschäftigten liegt. Der durchschnittliche Jahresumsatz pro Mitarbeiter belief sich 2020 auf 118.000 Euro. Dies war weniger als in Deutschland (142.000 Euro).

    Die führenden italienischen Baukonzerne sind hingegen weltweit aufgestellt, bedienen sämtliche wichtige Sparten und erwirtschaften bis zu 10 Milliarden Euro Umsatz im Jahr. Auch deutsche Baukonzerne sind auf dem italienischen Markt etabliert. Beispiele sind die Goller Bögl GmbH, Knauf oder HeidelbergCement mit Italcementi.

    Wichtigste Bauunternehmen in Italien (Umsatz in Millionen Euro, Veränderung in Prozent)

    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz 2022

    Veränderung 2022/2021

    Saipem (Mailand)Bau von Hochgeschwindigkeitsbahnstrecken, Eisenbahnen, Energie (Onshore, Offshore)

    9.980 

    52,9

    Webuild (Mailand)Große Tiefbauarbeiten: Dämme und Wasserkraftwerke, Wasserbauwerke, Eisenbahnen und U-Bahnen, Flughäfen und Autobahnen, Zivil- und Industriebau

    8.091 

    22

    Itinera (Tortona)Tiefbau, U-Bahnen, Eisenbahnen, Autobahnen

    1.406 

    14,3

    Pizzarotti (Parma)Straßen, Schienen, U-Bahnen, Zivilbau, Krankenhäuser, Fertighäuser, Real Estate

    1.256

    52

    Ghella (Rom)U-Bahnen, Eisenbahnen, Autobahnen und Wasserbauwerke

    860

    32,7

    Quelle: Unternehmensangaben 2023

    Generalunternehmer sind gängig

    Große Unternehmen übernehmen bei Großprojekten auch oft die Funktion des Generalunternehmers (impresa generale), der in Italien üblich ist. Es gibt auch eine Reihe kleiner Anbieter, die auf die Tätigkeit eines Generalunternehmers spezialisiert sind. Generalunternehmer binden gerne deutsche Firmen ein, insbesondere wenn diese einen guten Ruf bei Spezialleistungen haben. Eine erfolgreiche Zusammenarbeit kann dann auch bei Projekten außerhalb Italiens fortgesetzt werden.

    Softwarelösungen gewinnen rasch an Bedeutung

    Planen und Bauen mit einer Building-Information-Management-Software (BIM) nimmt in Italien stark zu, ausgehend allerdings von einem niedrigen Verbreitungsgrad. Im Jahr 2022 ist die Zahl der Architektur- und Ingenieursplanungen mit BIM um 87,8 Prozent in die Höhe geschnellt, betraf jedoch immer noch nur 18,8 Prozent aller Bauprojekte. In Italien existiert das BIM-Institut IBIMI (Istituto per il Building Information Modelling Italia).

     

    Produktion ausgewählter Bauprodukte in Italien (in Millionen Euro, Veränderung in Prozent)

    Sparte (NACE-2.0-Produktgruppe)

    2019

    2020

    Veränderung 2020/2019

    Feuerfeste keramische Werkstoffe und Waren (23.2)

    583,0

    442,9

    -24,0

    Keramische Baumaterialien (23.3)

    5.571,1

    5.145,7

    -7,6

    Sanitärkeramik (23.42)

    490,7

    405,6

    -17,3

    Zement (23.51)

    2.163,0

    1.944,3

    -10,1

    Kalk, Gips (23.52)

    395,1

    398,9

    1,0

    Erzeugnisse aus Beton, Zement und Kalksandstein (23.61)

    2.652,7

    2.405,0

    -9,3

    Gipserzeugnisse (23.62)

    460,1

    459,7

    -0,1

    Frischbeton (23.63)

    2.538,8

    2.387,3

    -6,0

    Mörtel und Trockenbeton (23.64)

    221,8

    219,9

    -0,9

    Faserzementwaren (23.65)

    125,7

    117,5

    -6,5

    Be- und Verarbeitung von Naturwerksteinen und Natursteinen (23.7)

    4.040,8

    3.418,4

    -15,4

    Quelle: Eurostat 2023

    Von Torsten Pauly | Mailand

  • Rahmenbedingungen

    Italienische Bauvorschriften sind komplex. Eine Kooperation mit etablierten Unternehmen ist daher anzuraten. Es gibt auf dem Baumarkt auch regionale Unterschiede.

    Sorgfältige Marktprüfung ist anzuraten

    In Italien bestehen für deutsche Unternehmen keine Hemmnisse beim Marktzugang gegenüber Wettbewerbern aus dem Inland oder aus anderen EU-Staaten. Landeskenner berichten jedoch über mitunter langwierige Genehmigungsverfahren durch öffentliche Verwaltungen. Bauanträge gehen überwiegend nicht schon beim ersten Einreichen durch.

    Detaillierte Landeskenntnisse sind unerlässlich. Vor allem bei der erstmaligen Bearbeitung des italienischen Marktes empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit etablierten Bauunternehmen, etwa bei einer gemeinsamen Angebotserstellung. Bei der Konkurrenz vor Ort können regionale Unterschiede vorhanden sein. So gibt es etwa im Norden weit mehr etablierte Holzbauer als in Mittel- und Süditalien. Hilfe beim Markteinstieg, bei Steuer- und Entsendungsfragen offeriert unter anderem auch die Deutsch-Italienische Handelskammer in Mailand.

    Im Antikorruptionsindex (Corruption Perceptions Index) von Transparency International, der die Wahrnehmung von Korruption in 180 Ländern misst, belegte Italien 2022 den 41. Rang. Unter allen EU-Mitgliedern lag Italien zusammen mit Tschechien und Slowenien an 16. Stelle. Detaillierte Statistiken über ihre Erkenntnisse veröffentlicht auch Italiens Nationale Antikorruptionsbehörde ANAC (Autorità Nazionale Anticorruzione) auf ihrer Homepage. ANAC führt auch eine Nationale Datenbank über öffentliche Auftragsvergaben.

    Italiens Ministerium für Infrastruktur und Verkehr informiert über öffentliche Ausschreibungen. Ein entsprechendes Portal unterhält auch das Ministerium für Wirtschaft und Finanzen.

    Tipps für den Markteinstieg
    • Sprach-, Branchen- und Landeskenntnisse sind unerlässlich
    • Am Anfang ist eine Kooperation mit etablierten Baufirmen anzuraten
    • Professionelle Hilfe bei Steuer- und Anmeldefragen auch bei Montageleistungen einholen

    • Bonität der Geschäftspartner vorab checken


    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Torsten Pauly | Mailand

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Italien

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Portal 21

    Informationsangebot zu Dienstleistungen in Europa

    Ministerium für Infrastruktur und Verkehr

    Ministero delle Infrastrutture e dei Trasporti

    ENEA (Agenzia Nazionale Efficienza Energetica)

    Nationale Behörde für Energieeffizienz

    ANCE (Associazione Nazionale Costruttori Edili)

    Wichtigster Branhenverband

    Assolegno

    Holzbauverband (Unterverband von Federlegnoarredo)

    ANAS S.p.A. (Ente Nazionale per le Strade)

    Autobahnbehörde

    OICE (Associazione dell'Organizzazione di Ingegneria e Architettura)

    Verband der Ingenieure und Architekten

    Federlegnoarredo

    Italienischer Verband der Holz-, Kork-, Möbel-, Beleuchtungs- und Einrichtungsindustrie

    Made Expo (Fachmesse für Architektur und Design)

    Nächster Termin: 15. bis 18.11.23 (Fieramilano Rho)

    Klimahouse (Fachmesse für energieeffizientes und nachhaltiges Bauen)

    Nächster Termin: 31.01. bis 03.02.24 (Messe Bozen)

    SAIE (Internationale Baufachmesse)

    Nächster Termin: 09. bis 12.10.24 (Bologna Fiere)

    Rebuild Italia(Fachtreffen für Nachhaltiges Bauen)

    Nächster Termin: 14. bis 15.5.24 (Riva del Garda)

    Italia Domani (PNRR)

    Internetportal zur Aufbau- und Resilienzfazilität 

    Edilizia e Territorio

    Online-Fachzeitschrift

    Edilportale

    Internetportal


    Von Torsten Pauly | Mailand

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