Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branche kompakt | Saudi-Arabien | Chemische Industrie

Branchenstruktur

Die Produktion hochwertiger Chemieerzeugnisse soll deutlich steigen. Die zu Saudi Aramco gehörende Saudi Basic Industries Corporation (SABIC) dominiert die Branche. 

Von Robert Espey | Dubai

Die saudi-arabische Chemieindustrie hat im Vergleich zu den anderen GCC-Ländern (Gulf Cooperation Council) bereits einen hohen Diversifizierungsgrad erreicht. Die Palette der im Land produzierten chemischen Erzeugnisse beinhaltet mittlerweile über 140 Produkte. Dennoch dominiert weiterhin die Herstellung chemischer Erzeugnisse mit relativ geringer Wertschöpfung.

Auf chemische Grundstoffe, Zwischenprodukte, Massenkunststoffe (Polyethylen, Polypropylen, Polyvinylchlorid etc.) und Düngemittel dürften im Jahr 2023 etwa 90 Prozent der Produktionskapazitäten entfallen sein. Hochwertige Chemieprodukte (Hochleistungskunststoffe und -kautschuk, hochveredelte Chemikalien, Spezialchemikalien) hatten dagegen einen Anteil von geschätzt rund 10 Prozent. Allerdings erwirtschaftete diese Produktgruppe mehr als ein Drittel des Gesamtumsatzes.

Chemieindustrie soll stärker diversifiziert werden

Das 2011 gegründete Unternehmen Sadara, ein Joint Venture aus Saudi Aramco (65 Prozent) und Dow Chemicals (35 Prozent), soll einen wesentlichen Beitrag zur weiteren Diversifizierung der Branche leisten. Im Sadara Chemical Complex nahm 2017 die letzte von insgesamt 26 integrierten Chemieanlagen ihren Betrieb auf. Sadara kann jährlich etwa 3 Millionen Tonnen Spezialchemikalien und Kunststoffe produzieren. Das Unternehmen betreibt unter anderem eine TDI-Anlage (Toluylendiisocyanat) mit einer Kapazität von 200.000 Tonnen/Jahr, ein MDI-Werk (Diphenylmethandiisocyanat; 400.000 Tonnen/Jahr) sowie eine Polyether-Polyol-Fabrik zur Herstellung von Polyurethanen (370.000 Tonnen/Jahr).

Neben dem Sadara-Komplex in der Jubail Industrial City II wurde der 12 Quadratkilometer große PlasChem Park eingerichtet. Dort sollen lokal hergestellte Chemikalien weiterverarbeitet werden. Der Chemiepark ist eine Kooperation von Sadara und der Royal Commission for Jubail & Yanbu. Seit Frühjahr 2022 ist ein Pipelinesystem in Vollbetrieb, über das Sadara den Park mit Ethylenoxid und Propylenoxid versorgt. Halliburton betreibt im PlasChemPark eine 80 Millionen US-Dollar (US$) teure Anlage für Spezialchemikalien

SABIC dominiert den Chemiesektor

Die 1976 gegründete Saudi Basic Industries Corporation (SABIC) ist das dominierende Branchenunternehmen des Landes. SABIC ist an über 30 lokalen Chemiefirmen beteiligt. Zudem gibt es zahlreiche Auslandsgesellschaften und -beteiligungen. Seit 2020 hält die nationale Ölgesellschaft Saudi Aramco an SABIC eine Beteiligung von 70 Prozent.

SABIC verzeichnet erhebliche Umsatzschwankungen, die vor allem die Preisentwicklungen auf den Rohstoff- und Chemiemärkten widerspiegeln. Einen Tiefpunkt erreichte der Umsatz 2020 mit nur noch 31 Milliarden US$ (2019: 36 Milliarden US$). Dagegen wurde 2022 mit 53 Milliarden US$ ein neuer Spitzenwert verbucht. In den ersten neun Monaten 2023 sank der Umsatz gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode um 26 Prozent auf 28 Milliarden US$.

SABIC stemmt etwa die Hälfte der saudi-arabischen Chemieproduktion. Der Ausstoß des Unternehmens ging in der Sparte "Petrochemicals" seit 2018 stark zurück. SABIC produzierte 2022 insgesamt 47,9 Millionen Tonnen (2018: 61,2 Millionen Tonnen), davon 37,7 Millionen Tonnen Basischemikalien (2018: 45,4 Millionen Tonnen), 4,6 Millionen Tonnen Polyethylen (2018: 8,2 Millionen Tonnen) und 5,7 Millionen Tonnen Hochleistungspolymere (2018: 7,6 Millionen Tonnen).

Die Erzeugung von Spezialchemikalien bei SABIC zeigt derzeit ebenfalls keinen Wachstumstrend. Die Produktion ging von 120.000 Tonnen im Jahr 2018 auf 70.000 Tonnen im Jahr 2022 zurück. Die Fertigung von SABIC-Agrarchemikalien (Urea, Ammoniak, anorganische Produkte auf Stickstoffbasis etc.) erholte sich 2022 auf 8,3 Millionen Tonnen (2021: 7,6 Millionen Tonnen; 2018: 8,4 Millionen Tonnen).

Wichtige Branchenunternehmen (Auswahl)

Unternehmen

Sparte/Produkte (Auswahl)

Umsatz in Mrd. US$ (2022)

Saudi Aramco

Öl & Gas, Petrochemie

319,9 1)

Saudi Basic Industries Corporation (SABIC)

Petrochemie, Agrarchemikalien, Spezialchemikalien, Metall

52,9

Rabigh Refining & Petrochemical Company (Aramco / Sumitomo)

Raffinerie, Polymere, Monomere

14,9

Saudi Aramco Total Refining & Petrochemical Company (SATORP)

Raffinerie, Petrochemie

20,5

Saudi Industrial Investment Group 2)

Benzol, Styrol, Polypropylen, High Density Polyethylen, Hexen-1

k.A.

Sadara Chemical Company (Aramco / Dow Chemicals)

Ethoxylate, PEG, TDI, Benzol, MDI, Butanol, Polyole, Epoxidharze, Acrylate

3,9

Saudi Kayan Petrochemical Company

Ethylen, Propylen und Derivate, Downstream Produkte

3,0

Sahara International Petrochemical Company (Sipchem)

Propylen, Polypropylen, Ethylen, Low Linear Density Polyethylen, Methanol, Butanediol, Carbon Monoxide, Acetic Acid, Vinyl Acetate

2,7

Saudi Aramco Base Oil Company (Luberef)

Base Oil (Grundöl)

2,8

Yanbu National Petrochemical Company

Ethylen, Ethylenglycol, High Density Polyethylen, Low Linear Density Polyethylen, Polypropylen, Butene 1, Butene 2, MTBE, BTX

1,9

1 nur Geschäftsbereich "Downstream" (Raffinerien, Petrochemie etc.); 2 ist beteiligt unter anderem an Saudi Polymers, Saudi Chevron Phillips und Jubail Chevron Phillips.Quelle: Unternehmensangaben; Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

SABIC investiert Milliarden in den Ausbau der Kapazitäten sowie in die Entwicklung neuer Produkte. In Yanbu ist bis 2027 gemeinsam mit Saudi Aramco und Sinopec die Umsetzung eines 25 Milliarden US$ teuren COTC-Projekts (Crude Oil to Chemicals) geplant. Dort sollen täglich 0,4 Millionen Barrel Rohöl zu jährlich 9 Millionen Tonnen Chemieprodukten verarbeitet werden. Ende 2022 gab SABIC bekannt, die Realisierung eines COTC-Projekts für 5 Milliarden US$ in Ras Al Kair prüfen zu wollen.

Saudi-Arabien strebt an, mittelfristig COTC-Anlagen mit einer Kapazität von insgesamt 3 Millionen Barrel pro Tag zu errichten. Davon sollen allerdings 1,4 Millionen Barrel pro Tag auf Projekte im Ausland entfallen.

Ein SABIC-Großvorhaben in Kooperation mit der Saudi Arabian Mining Company (Ma'aden) und dem US-Düngemittelhersteller Mosaic ist das mit 10 Milliarden US$ veranschlagte Projekt Waad Al Shamal Phosphate City. Weitere geplante SABIC-Projekte sind unter anderem zwei Elektrolyse-Wasserstoffanlagen für insgesamt 600 Millionen US$ und ein neues Petrochemiewerk in Jubail für 500 Millionen US$.

Große Produktion von Farben und Lacken

Bei Farben und Lacken sowie Bauchemikalien verfügt Saudi-Arabien mittlerweile über erhebliche lokale Produktionskapazitäten. Zu den führenden Anbietern von Farben, Lacken und Beschichtungen gehört die norwegische Firma Jotun. Sie ist mit zwei Firmen in Saudi-Arabien vertreten (Jotun Powder Coatings Saudi Arabia Co. Ltd./Dammam; Jotun Saudia Co. Ltd /Jeddah) und produziert an drei Standorten.

Weitere Farbenhersteller sind unter anderem Sigma Paints (PPG Architectural Coatings EMEA), Paintco, Saudi Chemical Industries Company (Marken: Dulux, Glidden etc.), Al Jazeera Paints, Hempel Paints, Colours Paints (Al-Khayalah Al-Arabia Group), Saudi Industrial Paint Company (Sipco), Akzo Nobel (International Paint Saudi Arabia) und Berger Paints (Eigentümer ist die indische Gruppe Asian Paints). Caparol aus Deutschland produziert in Dubai und versorgt von dort den saudi-arabischen Markt.

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.