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Wirtschaftsausblick | Spanien

Spaniens Wirtschaftswachstum behauptet sich im EU-Vergleich

Investitionen und Außenhandel sollen 2024 die Wirtschaft beleben. Vom Konsum wird weniger Impuls erwartet. Deutsche Unternehmen im Land bewerten ihre Lage überwiegend positiv. 

Von Oliver Idem | Madrid

Top-Thema: Kein Haushaltsbeschluss für 2024 wegen schwieriger Mehrheitsverhältnisse

Angesichts einer fehlenden eigenen Mehrheit hat Ministerpräsident Pedro Sánchez entschieden, den Staatshaushalt 2023 in das nächste Jahr zu verlängern. Als nächstes Budget soll ein Etat für 2025 beschlossen werden. Damit gewinnt die Regierung Zeit, um eine Mehrheit auszuhandeln. Gleichzeitig wird deutlich, unter welch komplizierten Bedingungen Spanien regiert wird.

Unter anderem stützt sich die sozialistische Regierung Sánchez auf die linken und bürgerlichen Separatisten aus Katalonien und dem Baskenland. Im Frühjahr finden dort Regionalwahlen statt. Dabei ist in Katalonien eine Schwächung der Separatisten zu erwarten, im Baskenland hingegen eher eine Stärkung. Regionale Regierungsbeteiligungen der Sozialisten könnten ihnen auch im Kongress in Madrid mehr Stabilität bringen.

Wirtschaftsentwicklung: Wachstum über dem EU-Durchschnitt

Die Wachstumsdynamik lässt etwas nach. Dennoch steht Spanien mit einer erwarteten realen Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 1,7 Prozent für 2024 gut da. Sie würde den Durchschnitt der EU insgesamt und auch den der Eurozone übertreffen.

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Der boomende Tourismus heizte zuletzt vor allem das Wirtschaftswachstum auf den Inseln und in der Hauptstadt Madrid an. Trotz Dauerregens stellte das Ostergeschäft die Reisebranche zufrieden und befeuerte die Erwartungen an den Sommer. Der Rekord von 2023 mit 109 Milliarden Euro Einnahmen aus dem Auslandstourismus könnte schon in diesem Jahr übertroffen werden.

Mit Blick auf die Investitionen fallen die Erwartungen der Europäischen Kommission besonders positiv aus. Sie beziffert deren Zunahme 2024 auf 3,4 Prozent, dabei werden die Ausrüstungsinvestitionen mit einem Plus von 5,3 Prozent am stärksten steigen. Bei den öffentlichen Investitionen ist mit 2,7 Prozent Zuwachs zu rechnen. Dazu tragen der Aufbau- und Resilienzplan der EU und große Projekte - zum Beispiel im Eisenbahnsektor - bei. Die Regierung will die Umsetzung des Resilienzplans und der großen Bahnkorridore beschleunigen.

Die Bauinvestitionen sollen 2024 um 2,4 Prozent zunehmen. Derzeit fließen zum Beispiel mehr Gelder in Logistikprojekte und in Rechenzentren. Nur die Aussichten für den Wohnungsbau sind etwas schwächer. Dabei fehlen in den Ballungsräumen sehr viele bezahlbare Wohnungen.

Nach anderthalb Jahren Pause stellt die Regierung wieder die Versteigerung von Erzeugungskontingenten für erneuerbare Energien in Aussicht. Diese Auktionen sind ein staatlicher Hebel für die Energiewende. Es wird erwartet, dass sich die Verfahren der Auktionen ändern, geht aus Medienberichten hervor. 

Der private Konsum wird laut der Europäischen Kommission 2024 mit plus 2 Prozent robust weiter wachsen. Die Inflation wird nach Schätzungen der Kommission im laufenden Jahr leicht von 3,6 auf 3,4 Prozent zurückgehen. Dennoch bleiben die hohen Lebenshaltungskosten für viele Menschen ein großes Problem. Lebensmittel, Hypotheken und Mieten zählen zu den Kostentreibern.

Außenhandel: China, Deutschland und Frankreich stehen im Fokus

Beim Außenhandel erwartet die Europäische Kommission in beide Richtungen eine anhaltende Belebung. Für die Importe von Waren und Dienstleistungen beträgt die Prognose 2024 plus 3,5 Prozent. Die Zunahme der Exporte wird für 2024 auf plus 2,8 Prozent beziffert. 

Im Warenhandel sind andere EU-Staaten die wichtigsten Zielmärkte. Für die großen Absatzmärkte Deutschland und Frankreich fallen die Erwartungen für 2024 eher gedämpft aus. Das Nachbarland Portugal kann mit einem ähnlichen Wachstum wie Spanien rechnen. 

Viele Exportunternehmen in Spanien kämpfen mit steigenden Kosten und sorgen sich deshalb um ihre Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere im Vergleich zur Konkurrenz außerhalb der EU. Angesichts der Risiken auf der Angebots- und der Nachfrageseite könnte der Außenhandel 2024 weniger dynamisch zulegen als von der Europäischen Kommission vermutet. 

Die lokale Wirtschaft fürchtet die hohen Importe von Pkw zu Niedrigpreisen aus China. Der chinesische Hersteller Chery Automoblile will als erster chinesischer Produzent in Spanien Fahrzeuge herstellen. Als Standort hat Chery Barcelona ausgewählt.

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Für Ausschreibungen der öffentlichen Hand existiert eine zentrale Internetplattform, unter der auch eine englische und eine französische Sprachversion verfügbar sind.

Informationen zu EU-Binnenmarktausschreibungen bietet GTAI auf ihrer Internetseite an. 

Aufbau- und Resilienzplan gewinnt bei der Umsetzung Tempo

Positiv für die wirtschaftliche Entwicklung wirken die 77,2 Milliarden Euro Zuschüsse des Programms Next GenerationEU. Inklusive zusätzlicher Kredite aus der Aufbau- und Resilienzfazilität kann Spanien 164 Milliarden Euro an Hilfen einplanen.

Die Umsetzung des bis 2026 laufenden Aufbauplans kommt zunehmend besser voran. Nach dem Wahljahr 2023 nimmt das Tempo spürbar zu. Das bedeutet Impulse für Investitionen in vielen Bereichen. Unter anderem profitieren Kfz- und Batteriehersteller sowie Wasserprojekte von den Fördergeldern. 

Deutsche Perspektive: Optimismus in eigener Sache und Sorge um die Nachfrage

Im aktuellen Konjunkturbarometer der AHK Spanien überwiegt die Skepsis beim Thema Entwicklung der Konjunktur in Spanien. Ein ganz anderes Bild zeigen die Geschäftserwartungen für das eigene Unternehmen. Bei der Geschäftsentwicklung, den Investitionen und den Arbeitsplätzen werden die Aussichten überwiegend stabil eingeschätzt.

Für die deutschen Unternehmen in Spanien bilden die künftige Nachfrage, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und die Fachkräftesituation die größten Risiken der kommenden Monate.

Für intakte Wirtschaftsbeziehungen spricht das rege Interesse von deutschen Delegationen aus Wirtschaft und Politik an Spanien. Gegenüber 2023 wird die Zahl der Besuche 2024 weiter steigen. Bei den Reisen stehen inhaltlich häufig die Themen Energie und Wasser im Vordergrund. 

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