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Deutsche Exporte stagnieren: Nur 0,6 Prozent Wachstum 2025

Während sich wichtige europäische Absatzmärkte positiv entwickeln, brechen die Ausfuhren in die USA und nach China ein. Zwei bedeutende deutsche Exportbranchen schwächeln. 

Von Frank Malerius | Bangkok

Die deutschen Exporte wachsen im Jahr 2025 nur um 0,6 Prozent auf rund 1,6 Billionen Euro. Das ergab eine Hochrechnung von Germany Trade & Invest (GTAI) auf Basis der Außenhandelszahlen des Statistischen Bundesamtes für die ersten neun Monate. Damit verharren die deutschen Ausfuhren das dritte Jahr in Folge auf dem Niveau des Nach-Coronajahres 2022. Zwar Iieferten deutsche Unternehmen im September 5,3 Prozent mehr Waren an das Ausland als im Vorjahresmonat – das höchste Wachstum im gesamten bisherigen Jahr. Hier dürften jedoch Sondereffekte infolge der US-Handelspolitik eine Rolle gespielt haben. Die Aussichten für 2026 bleiben verhalten.   

Mit Abstand wichtigster Zielmarkt bleiben die USA, trotz eines deutlichen Rückgangs der deutschen Warenlieferungen. Auf das Gesamtjahr 2025 hochgerechnet dürfte das Minus bei 7,3 Prozent liegen. "Allerdings könnte sich der Abwärtstrend bis Jahresende noch beschleunigen", so Roland Rohde, Auslandsmitarbeiter von Germany Trade & Invest (GTAI) in Washington, D.C. Vor Einführung der US-Zölle hatten viele Unternehmen in den ersten Monaten des Jahres Exporte vorgezogen. Rohde hält deshalb für das Gesamtjahr sogar ein Minus von 8 bis 9 Prozent für möglich. Er rechnet damit, dass deutsche Exporteure auch 2026 Einbußen im US-Geschäft verzeichnen werden. "Nach dem starken Rückgang 2025 dürfte das Minus aber geringer ausfallen."

Die deutschen Exporte nach China brechen laut GTAI-Hochrechnung sogar um rund 10 Prozent ein. "Zum einen schwächelt der chinesische Binnenmarkt, zum anderen produzieren immer mehr deutsche Anbieter vor Ort, statt dorthin zu exportieren", so Christina Otte, China-Expertin bei GTAI. Chinas Anteil an den deutschen Ausfuhren im Gesamtjahr 2025 wird bei etwa 5,2 Prozent liegen. Damit rutscht das Reich der Mitte von Platz 5 der deutschen Exportrangliste auf Platz 7 und fällt hinter Italien und das Vereinigte Königreich zurück. 

Lieferungen nach Spanien, Österreich und Polen ziehen kräftig an

In alle anderen wichtigen deutschen Zielmärkte legen die Lieferungen hingegen zu. Den stärksten Zuwachs verzeichnet Spanien, das voraussichtlich Belgien überholt und damit in die Top Ten vorrückt. Spaniens Wirtschaftswachstum von real knapp 3 Prozent im Jahr 2025 liegt deutlich über dem EU-Durchschnitt. "Von der guten Konjunktur profitieren auch deutsche Unternehmen. Das bilaterale Handelsvolumen kratzt mittlerweile an der 100-Milliarden-Marke“, sagt Friedrich Henle, GTAI-Auslandsmitarbeiter in Madrid. 

Auch die deutschen Exporte nach Polen wachsen 2025 deutlich. Deutsche Anbieter profitieren von Polens massiven Investitionen in die Infrastruktur – Straßen, Schienen, Energienetze und Häfen. "Und das Wachstum der deutschen Lieferungen nach Polen dürfte sich 2026 fortsetzen, denn dann endet ein großes EU-Förderprogramm. Traditionell werden die meisten Mittel zum Ende einer Förderperiode besonders stark abgerufen,“ so Christopher Fuß, GTAI-Auslandsmitarbeiter in Warschau. 

Wichtige deutsche Exportbranchen zählen zu den Verlierern

In den deutschen Exportbranchen zeichnen sich 2025 leichte Veränderungen ab. Die Ausfuhren der chemischen Industrie, der wertmäßig größten deutschen Exportbranche, verzeichnen ein leichtes Plus. Dazu tragen Medikamente und Düngemittel bei mit einem prognostizierten Exportwachstum von jeweils mehr als 3 Prozent. Zu den Verlierern gehört die energieintensive Kunststoffbranche mit einem Minus bei den Ausfuhren von mehr als 2 Prozent. Der Export der ebenfalls von einem hohen Energieeinsatz abhängigen Petrochemie wird 2025 um circa 13 Prozent zurückgehen.

Für den deutschen Maschinenbau erwartet GTAI laut Hochrechnung einen Rückgang der Ausfuhren um 1,7 Prozent. Die US-amerikanischen Stahl- und Aluminiumzölle treffen einen bedeutenden Teil der EU-Maschinenbauprodukte hart. "Hinzu kommt, dass die Aussichten in wichtigen Abnehmerbranchen wie Industrie, Bau und Landwirtschaft in den USA schwach sind. Das trifft auch deutsche Exporteure", erklärt Roland Rohde. Die deutschen Hersteller stehen außerdem insbesondere in Asien in einer starken Konkurrenz zu China und werden auf vielen dortigen Absatzmärkten in das Hightech-Segment oder in Marktnischen verdrängt. Chinesische Hersteller bieten erhebliche Preisvorteile, werden qualitativ immer besser und liefern in vielen Märkten wertmäßig bereits zehnmal mehr Maschinen als ihre deutschen Wettbewerber.

Zu den großen Verlierern gehört auch die Kfz-Branche mit einem prognostizieren Exportrückgang von 3,2 Prozent. Sie leidet vor allem unter einer Verkaufsschwäche in China. Dort und in anderen wachsenden Absatzmärkten Asiens bedeutet der allmähliche Wandel hin zur Elektromobilität vielfach auch einen Wandel hin zu E-Autos "made in China". 

Deutsche Elektronik und Elektrotechnik hingegen bleibt gefragt, ihre Exporte steigen 2025 leicht. Ein deutliches Plus gibt es hier bei Technologie rund um die Datenverarbeitung. Stabil ist die Ausfuhr elektronischer Bauelemente. Schwächer hingegen zeigt sich die internationale Nachfrage nach deutscher Nachrichtentechnik.

Zu den Boombranchen im deutschen Export gehören Nahrungsmittel. Sie legen 2025 um mehr als 6 Prozent auf einen neuen Rekordwert von 86 Milliarden Euro zu. Das entspricht einer Verdoppelung seit 2010. Allerdings ist dieses Plus zum Teil auf hohe Weltmarktpreise, Inflation und die Rolle Deutschlands als Drehscheibe für den Nahrungsmittelhandel zurückzuführen. Vor allem Kaffee, Kakao und Schokolade erzielen höhere Exporterlöse, aber auch Fleisch und Milchprodukte. Die Preissteigerungen dieser Produktgruppen führen gleichzeitig zu wertmäßig stark steigenden Nahrungsmittelimporten. 

Rekorddefizit mit China

Die gesamten deutschen Importe legen laut GTAI-Hochrechnung 2025 um 4,4 Prozent auf 1,4 Billionen Euro deutlich stärker zu als die Exporte. Der Handelsbilanzüberschuss sinkt in der Folge auf 195,4 Milliarden Euro. Das ist – mit Ausnahme der Coronajahre 2020 bis 2022 – der niedrigste Wert seit 2012. China ausgenommen, hat Deutschland mit allen wichtigen Warenlieferanten große Außenhandelsüberschüsse.  

Die Top Ten der wichtigsten deutschen Warenlieferanten bleibt 2025 gegenüber dem Vorjahr unverändert. Die Importe aus den meisten europäischen Nachbarländern legen zu, insbesondere aus Italien, Tschechien und der Schweiz. Rückläufige Lieferungen kommen lediglich aus Frankreich und Belgien. Der mit Abstand wichtigste Warenlieferant Deutschlands, China, baut der Prognose zufolge mit einem kräftigen Plus von 7,2 Prozent seinen Vorsprung weiter aus. Das deutsche Außenhandelsdefizit mit der Volksrepublik steigt so auf einen Rekordwert von 87 Milliarden Euro

Auf die zehn wichtigsten deutschen Warenlieferanten entfallen knapp 60 Prozent aller deutschen Importe. Allein 12 Prozent aller deutschen Einfuhren kommen aus China. "Die Entwicklungen offenbaren, dass ein De-Risking von China importseitig nur schleppend vorankommt. Der Anteil Chinas an der deutschen Gesamteinfuhr stieg zuletzt wieder, nachdem er in den beiden Vorjahren leicht gesunken war", so Christina Otte.   

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