Wirtschaftsumfeld | Schweden | Investitionsklima
Schwedens Investitionsklima genießt einen guten Ruf
Der schwedische Markt bleibt auch nach konjunkturell schwierigen Jahren ein attraktives Ziel für ausländische Unternehmen. Neue FDI-Vorschriften sollen Unternehmen besser schützen.
01.11.2024
Von Judith Illerhaus | Stockholm
Schweden gilt grundsätzlich als attraktives Investitionsziel. Gut ausgebildete Arbeitskräfte, eine wettbewerbsfähige und äußerst offene Wirtschaft, stabile politische Rahmenbedingungen und eine gute digitale Infrastruktur machen das Land zu einem bevorzugten Standort für ausländische Investoren. Ein weiteres Argument für eine Geschäftstätigkeit ist – zumindest im nordwesteuropäischen Vergleich – die relativ niedrige Körperschaftssteuer von derzeit 20,6 Prozent.
Strukturelle Gegebenheiten wie hohe persönliche Steuerbelastungen und Mehrwertsteuern, erhöhte Arbeitskosten, ein schwieriger Wohnungsmarkt, hohe allgemeine Lebenshaltungskosten sowie vergleichsweise starre Arbeitsgesetze stehen den Vorteilen jedoch als Herausforderung gegenüber.
Wettbewerbsfähiger und innovativer Markt
Schweden gilt im europäischen Vergleich als extrem innovativ und wettbewerbsfähig. Im IMD World Competitiveness Ranking 2024 verbesserte sich das skandinavische Land um zwei Plätze nach oben auf den 6. Platz. Insbesondere in den Bereichen Infrastruktur und Unternehmenseffizienz punktete das Land. Auch im Korruptionsindex von Transparency International belegt Schweden einen der vordersten Plätze und gilt als eines der Länder mit der geringsten Korruption weltweit.
Mario Draghi, ehemaliger Präsident der Europäischen Zentralbank, hat Schweden erst kürzlich als Best Practice angeführt: Die schwedische Tech-Branche sei doppelt so produktiv wie der Durchschnitt der Europäischen Union. Das zeige, dass sich technologischer Fortschritt und ein funktionierender Sozialstaat keineswegs ausschließen, sondern sich vielmehr bestens ergänzen können.
Insbesondere bei der Innovationsstärke ist Schweden ein Vorreiter. Bei Betrachtung der europäischen Tech-Branche hat Schweden die meisten Unicorns pro Einwohner hervorgebracht, 41 an der Zahl. Besser schneidet nur Estland ab.
Impact-Business bestimmt immer mehr die Start-Up-Szene
Schwedens florierende Start-Up-Szene sorgt mit Blick auf die wenigen Einwohner im Land immer wieder für Aufsehen. Trotz Pandemie haben schwedische Start-Ups ihren Wert in den letzten fünf Jahren verdoppelt – im Jahr 2023 konnten sie etwa 4,7 Milliarden Euro an Investitionen anziehen. Dabei wurden nahezu 75 Prozent des gesamten Risikokapitals von Impact-Unternehmen aufgebracht. Unter Impact Business werden im allgemeinen Geschäftsmodelle verstanden, die eine langfristige und nachhaltige Ausrichtung mit nachweislich positiver Wirkung auf Wirtschaft, Gesellschaft sowie Umwelt haben.
Nachlassende ausländische Direktinvestitionen
Schweden verzeichnete im Jahr 2023 zwar einen starken Rückgang der ausländischen Direktinvestitionen in Höhe von 34 Prozent. Trotzdem waren die Zuflüsse noch mehr als doppelt so hoch wie der Jahresdurchschnitt im Zeitraum 2004 bis 2023. Das Königreich festigt damit weiterhin seine Position als viertattraktivster Investitionsmarkt Europas nach Frankreich, Deutschland und Spanien. Zwar sind auch die Zuflüsse deutscher FDI gesunken. Allerdings spricht ein leicht steigender deutscher FDI-Bestand dafür, dass an den grundlegenden bilateralen Wirtschaftsbeziehungen nicht gerüttelt wurde.
Laut nationalem Statistikamt SCB entfallen etwa 72 Prozent der FDI-Bestände in Schweden auf den Dienstleistungssektor und 28 Prozent auf das verarbeitende Gewerbe. Mit Blick auf einzelne Wirtschaftszweige hat die Bergbauindustrie in den Jahren 2019 bis 2022 das stärkste Wachstum, nämlich 48 Prozent, verzeichnet. Gleich an zweiter Stelle folgen Unternehmensdienstleistungen mit 46 Prozent, gefolgt von IT und Telekommunikation mit 20 Prozent. Laut Investitionsdatenbank fDI Markets sind deutsche Unternehmen die drittgrößten Investoren in Schweden.
Unternehmen | Branche | Standorte |
---|---|---|
Allianz Real Estate | Immobilien | Stockholm |
BASF | Chemische Industrie | Hisings Backa, Hisings Kärra, Göteborg |
DHL | Logistik | Västberga (Stockholm) |
E.on | Energie | Malmö |
Enercon | Energie, Nachhaltigkeit | Malmö, Nordmaling |
LIDL | Lebensmitteleinzelhandel | Järnfälla (Stockholm) |
Schenker | Logistik | Göteborg |
Siemens | Industrie, Digitalisierung, Healthtech, Mobilität | Umeå, Solna, Malmö, Mölndal |
Traton Group (Volkswagen, Scania) | Mobilität | Stockholm, Södertälje, Nykvarn |
Uniper | Energie | Malmö |
Neue FDI-Vorschriften für schützenswerte Unternehmen
Am 1. Dezember 2023 traten die lang erwarteten neuen schwedischen FDI-Vorschriften in Kraft. Sie sehen ein Screening von Investitionen in sogenannte schützenswerte Unternehmen vor. Damit sollen ausländische Direktinvestitionen vermieden werden, die die nationale Sicherheit und die öffentliche Ordnung gefährden. Obwohl das Gesetz auf die Regulierung außereuropäischer Direktinvestitionen abzielt, müssen auch schwedische und in der EU ansässige Investoren ihre Investitionen anmelden.
Ein Verbot kann nur gegen nicht-EU Unternehmen ausgesprochen werden.
Investitionsförderung: Die Regierung erkennt den Bedarf
Die erste Adresse für ausländische Unternehmen ist die Wirtschaftsförderagentur Business Sweden. Für das Jahr 2025 sieht die Regierung eine Erhöhung der Mittel für die Agentur vor. Beispielsweise soll Business Sweden rund 1,4 Millionen Euro erhalten, um Investitionshindernisse sowohl für schwedische als auch für ausländische Unternehmen in Schweden zu identifizieren und zu beseitigen. Zudem ist für nächstes Jahr eine Investitionskonferenz geplant, um Schwedens Position als attraktives Ziel für FDI zu stärken. Dafür werden Business Sweden im Budget 2025 knapp 900.000 Euro bereitgestellt.
Für deutsche Unternehmen, die am schwedischen Markt interessiert sind, bietet sich als erste Anlaufstelle die Deutsch-Schwedische Handelskammer an.
Es besteht auch die Möglichkeit, sich um eine regionale Förderung zu bewerben. Ab einem Grenzwert von umgerechnet etwa 2 Millionen Euro ist das Tillväxtverket, also die schwedische Agentur für Wachstum, als Verteilstelle von Investitionshilfen zuständig. Bei geringeren Unterstützungsleistungen sind hingegen die Regionen die richtigen Ansprechpartner.
Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.