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Branchen | Algerien | Bauwirtschaft

Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

Algerien investierte trotz angespannter Haushaltslage weiter in die Infrastruktur. Europas Energiekrise treibt den Ausbau der Produktion an.

Von Peter Schmitz | Tunis

Neben der Erschließung des Landes durch Verkehrsachsen und neuer Energieinfrastruktur wird für die algerische Regierung die Sicherung der Wasserressourcen zunehmend wichtig. Nach Angaben des Ministeriums für öffentliche Bauvorhaben sind aktuell Wasserbauprojekte im Wert von etwa 15 Milliarden US-Dollar (US$) geplant oder bereits im Bau. Der Bau von Entsalzungsanlagen bleibt ein wichtiger Baustein. Aktuell decken elf solcher Anlagen etwa 17 Prozent des jährlichen Wasserbedarfs. Bis 2024 sollen fünf weitere in Betrieb gehen, jeweils mit einer Kapazität von 300.000 Kubikmetern am Tag. Mit der gleichen Kapazität soll ab 2024 mit dem Bau von sechs weiteren Meerwasserentsalzungsanlagen begonnen werden (Mostaganem, Chlef, Tizi Ouzou, JIjel, Skikda, Tlemcen).  

Die Aufbereitung von Abwasser wird in Zukunft aber eine wesentliche Rolle spielen. Aktuell liegt die Kapazität landesweit bei knapp über einer Milliarde Kubikmetern pro Jahr, bis 2030 sollen es zwei Milliarden werden. Mit dem aufbereiteten Wasser soll eine landwirtschaftliche Fläche von insgesamt 160.000 Hektar künstlich bewässert werden. Die Landwirtschaft verbraucht etwa 70 Prozent des Gesamtverbrauchs an Wasser in Algerien.

Ausbau der Energieinfrastruktur anvisiert

Im Energiesektor scheint der Ausbau erneuerbarer Energien etwas Fahrt aufzunehmen. Anfang März 2023 startete Sonelgaz eine Ausschreibung über 15 Solarparks mit einer Kapazität von insgesamt 2.000 Megawatt. Sonelgaz hat die Ambition, der führende Akteur auf diesem Gebiet zu werden. Bis 2030 sollen nach den Plänen der Regierung bis zu 15.000 Megawatt aus erneuerbaren Energien kommen.

Dennoch geht auch der Ausbau der konventionellen Erzeugung in Gaskraftwerken voran. Laut Sonelgaz ist der Ausbau der Kapazität von etwa 24.000 Megawatt auf 31.000 Megawatt in 2031 anvisiert. Trotz des steigenden lokalen Verbrauchs dürften damit auch die Exportkapazitäten wachsen. Um diese zu realisieren, könnten die Stromtrassen nach Tunesien erweitert sowie ein Unterseekabel nach Italien verlegt werden. Die Pläne dazu sind aber noch nicht fortgeschritten. Zudem verfolgt Sonelgaz ein Investitionsprogramm zur Steigerung der Gasproduktion sowie zum Ausbau der Leitungsinfrastruktur. Bis 2027 sind 30 Milliarden US$ vorgesehen. Statt aktuell knapp 50 Milliarden Kubikmeter könnten dann 100 Milliarden Kubikmeter Erdgas nach Europa geliefert werden.  Helfen dürften hierbei auch Verträge, die man 2022 mit europäischen Unternehmen schließen konnte.

Die Transsahara-Pipeline soll zum Beispiel auf einer Länge von 4.128 Kilometern pro Jahr etwa 15.000 bis 20.000 Kubikmeter Gas transportieren können, das geplante Budget liegt bei 13 Milliarden Euro. 

Ausbau des Straßen- und Schienennetzes

Ambitionierte Pläne zur Schaffung neuer Handelsrouten setzt Algerien langsam, aber stetig um. Die 1.216 Kilometer lange Ost-West-Autobahn ist bis auf 32 Kilometer fertig gestellt. Nun geht es darum, Zubringer für mehrere Häfen zu bauen, so in Djen Djen, Béjaia und Mostaganem. Auch die Nord-Süd-Autobahn, der algerische Teil des Trans-Sahara-Highways, ist bis auf einen 7,5 Kilometer langen Abschnitt fertig, die Autobahn an sich bereits in Betrieb. Mittelfristig dürfte die Instandhaltung des 140.000 Kilometer umfassenden Straßennetz Algeriens den Straßenbau bestimmen. 

Auch der Ausbau des Schienennetzes wird konsequent weiterverfolgt, von aktuell etwa 4.200 Kilometern auf 12.500 Kilometer. Nach Angaben der staatlichen Eisenbahnentwicklungsgesellschaft Anesrif sind 30 Milliarden US$ für neue Linien und die Modernisierung bestehender vorgesehen. Laut Verkehrsministerium ist die Verbindung des Nordens des Landes mit dem Süden die Priorität für 2023. Zudem soll auf bestehenden Strecken die mögliche Höchstgeschwindigkeit von 160 Kilometern pro Stunde auf 220 steigen.

Neben dem Fernverkehr werden die Trambahnen weiter ausgebaut. In Algier übernahm die algerische Cosider den Ausbau von der spanischen Corsan Isolux. Der Bau eines neuen Abschnitts zwischen Les Fusillés und Bir Mourad Rais soll noch 2023 beginnen. In Oran und Bejaia sind zudem Modernisierung und Ausbau der Seilbahnen geplant.

Der Ausbau der Handelsrouten schließt auch die maritime Infrastruktur ein. Das Leuchtturmprojekt für diesen Bereich ist der neue Tiefwasserhafen El Hamdaniya. Bis 2025 soll das erste Terminal in Betrieb gehen, wobei es bei diesem Projekt immer wieder zu Verschiebungen kommt. Die Kosten werden auf 5 Milliarden US$ geschätzt. Neben diesem Neubauprojekt geht der Ausbau und die Modernisierung der elf Handelshäfen Algeriens voran. Beispielsweise wurden für das Ausbauprojekt in Arzew etwa 300 Millionen US$ freigegeben. Bis Mitte 2026 soll ein neuer Anlegeplatz entstehen.

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