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Branchen | Algerien | Bauwirtschaft

Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

Der Ausbau der Schienen- und Straßennetze soll auch dem besseren Export von Bergbauprodukten dienen. Erneuerbare Energien und Wasserstoff stehen auf der Agenda.

Von Verena Matschoß | Tunis

Im Infrastrukturbereich liegen die Prioritäten Algeriens derzeit auf dem Schienenverkehr, dem Ausbau der Rohstoffförderung und der Meerwasserentsalzung. Für den Bereich öffentliche Arbeiten und Basisinfrastruktur sind im Finanzgesetz 2025 insgesamt rund 5 Milliarden Euro vorgesehen, davon 3 Milliarden Euro für die Eisenbahninfrastruktur und 1,4 Milliarden Euro für den Bau von Straßen und Autobahnen. 

Fokus liegt auf Ausbau des Schienennetzes

Das Schienennetz soll von aktuell rund 4.722 Kilometern auf 15.000 Kilometer bis 2035 erweitert werden. Hierdurch wird der schlechter angebundene Süden mit dem dichteren Schienennetz im Norden verbunden. Mit einer verbesserten Infrastruktur könnten ebenso die Vorkommen an Eisenerz und Phosphat verstärkt erschlossen werden und zur Weiterverarbeitung beziehungsweise zum Export abtransportiert werden. Zwei Bergbaulinien stehen deshalb im Fokus des Ausbauprogramms.

Die algerische Staatsbahn (SNTF) will bis 2040 die Anzahl der auf der Schiene transportierten Personen und Güter signifikant erhöhen. So sollen 100 Millionen Passagiere befördert werden, gegenüber aktuell 32 Millionen. Die Staatsbahn schätzt den Finanzbedarf auf rund 3,3 Milliarden Euro. In einem ersten Schritt sollen 400 Waggons und 600 Lokomotiven angeschafft werden. Neben dem Fernverkehr wird auch der öffentliche Nahverkehr weiter ausgebaut. Ein Fokus liegt dabei auf der Hauptstadt Algier. 

Straßenverbindungen zu den Häfen

Ambitionierte Pläne zur Schaffung neuer Handelsrouten setzt Algerien langsam, aber stetig um. Nach 17 Jahren Arbeit wurde die Ost-West-Autobahn im August 2023 fertiggestellt und es werden Zubringer zu den Mittelmeerhäfen gebaut. Mittelfristig dürfte die Instandhaltung des 141.500 Kilometer umfassenden Straßennetzes den Straßenbau bestimmen. Allein die Hälfte der Gemeindestraßen wird als sanierungsbedürftig eingestuft. Die Verzögerung bei der Umsetzung von größeren Straßenbauvorhaben sind teilweise erheblich.

Häfen sollen Exporte ankurbeln

Der Ausbau der Handelsrouten schließt auch die maritime Infrastruktur ein. In der nationalen Hafenstrategie setzt sich Algerien das Ziel, die Hafenkapazitäten bis 2035 zu verdoppeln. Prioritäre Projekte sind dabei der Ausbau des Hafens von Annaba und des Hafens von Djen Djen. Durch die Erweiterung der Häfen sollen auch die Exportkapazitäten Algeriens gesteigert werden.

Der Minister für Infrastruktur und öffentliche Arbeiten, Lakhdar Rakhroukh, erklärte im August 2024, dass die Investitionen in die maritime Infrastruktur des Landes in den kommenden zehn Jahren 10 Milliarden Euro übersteigen werden. 

Meerwasserentsalzung wird ausgebaut

Algerien ist stark vom Klimawandel betroffen. Das Land leidet unter Wassermangel und die Sicherung der Wasserressourcen ist zunehmend Priorität auf der politischen Agenda. Ein wichtiger Baustein ist dabei der Bau von Meerwasserentsalzungsanlagen. Ende 2024 waren 14 Großanlagen in Betrieb, die etwa 18 Prozent der Wasserversorgung abdeckten. 

Vier neue Meerwasserentsalzungsanlagen wurden im Jahr 2025 eingeweiht, eine weitere steht kurz vor der Inbetriebnahme. Damit könnte der Anteil von entsalztem Meerwasser auf 42 Prozent des Wasserverbrauchs steigen. Bis 2030 ist der Bau von weiteren sieben Anlagen geplant. Die algerische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt bis 2030 rund 60 Prozent des Trinkwasserbedarfs aus Meerwasserentsalzungsanlagen zu decken. Dafür will der algerische Staat gut 5 Milliarden Euro ausgegeben.

Ausbau der Energieinfrastruktur anvisiert

Im Energiesektor kommt der Ausbau erneuerbarer Energien voran. Die im Jahr 2024 vergebenen Solarprojekte über 3 Gigawatt werden nun umgesetzt. Am 7. Januar 2025 hat Sonelgaz drei Solarausschreibungen mit einer Kapazität von 520 Megawatt wiederholt, die ursprünglich ein Konsortium aus der algerischen Cosider und der italienischen Fimer gewonnen hatte. Pressemeldungen zufolge könnte Ende 2025 bis Anfang 2026 eine weitere Großausschreibung folgen.

Zudem positioniert sich Algerien als wichtiger Player bei der Produktion von grünem Wasserstoff. Der Wasserstoffexport soll vor allem über den SoutH2 Corridor erfolgen, der Algerien und Tunesien mit Italien, Österreich und Deutschland verbinden soll. Am 21. Januar 2025 unterzeichneten in Rom die fünf Staaten eine Absichtserklärung zur Entwicklung dieses Wasserstoffkorridors.

Dennoch geht auch der Ausbau der konventionellen Energieerzeugung voran. Der Öl- und Gasriese Sonatrach will von 2024 bis 2028 rund 50 Milliarden US$ in seine Projekte investieren. Dafür hat Sonatrach in den vergangenen Jahren zahlreiche Abbau- und Lieferverträge mit internationalen Firmen geschlossen. 

Nationales Rechenzentrum entsteht mit Huawei

Das algerische Hohe Kommissariat für Digitalisierung hat im April 2024 mit dem chinesischen Telekommunikationsunternehmen Huawei ein Abkommen für den Bau eines nationalen Rechenzentrums unterzeichnet. Dieses soll dazu beitragen, die Digitalisierung im öffentlichen Sektor voranzutreiben. 

Im Juli 2024 haben Sonelgaz und Sonatrach mit dem italienischen Unternehmen ENI eine Absichtserklärung zur Durchführung von Machbarkeitsstudien für ein Unterseestromkabel zwischen Algerien und Italien unterzeichnet. 

Neues Gesetz in der Abfallwirtschaft verabschiedet

Aufgrund der steigenden Bevölkerungszahl nimmt auch die Abfallmenge in Algerien zu. Es wird erwartet, dass bis 2035 diese auf 73 Millionen Tonnen steigt. Am 23. Januar 2025 hat der Rat der Nation (Oberhaus des algerischen Parlaments) einen Gesetzentwurf zur Änderung und Ergänzung des Gesetzes 01-19 über die Abfallbewirtschaftung, -kontrolle und - entsorgung verabschiedet. Grundprinzipien der Kreislaufwirtschaft wie die erweiterte Herstellerverantwortung wurden in das Gesetz aufgenommen. 

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