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Tiefbau: Projekte
Für die Industrialisierungspolitik Algeriens ist eine gute Infrastruktur entscheidend. So konzentriert sich viel auf den Abtransport und den Export von Bergbauprodukten.
05.05.2025
Von Verena Matschoß | Tunis
Zwei Bergbaulinien stehen im Fokus des Schienenbaus. Die östliche Bergbaulinie verbindet die Phosphatminen Bled El Hadba und Djebel Onk im Osten mit dem Mittelmeerhafen Annaba im Norden. Parallel zu der Strecke soll eine zweite Bahnlinie gebaut werden, um rund 10 Millionen Tonnen Rohphosphat pro Jahr aus den Bergwerken zur Weiterverarbeitung ins nördliche Oued Keberit transportieren zu können.
Die westliche Bergbaulinie verbindet auf 1.650 Kilometern das Eisenerzvorkommen Gara Djebilet im Westen, in der Nähe der marokkanischen Grenze, mit dem Hafen Arzew in der Küstenstadt Oran im Norden. Ein Abschnitt über 950 Kilometer befindet sich derzeit im Bau. Im Jahr 2026 soll das erste Erz am Hafen von Arzew ankommen.
Beide Projekte werden zum Großteil in Partnerschaft mit chinesischen Unternehmen umgesetzt, die sowohl bei den Bergbauvorhaben als auch beim Schienenbau involviert sind. Für den Energiebedarf der Mine in Gara Djebilet ist der Bau eines Solarkraftwerks mit einer Kapazität von 200 Megawatt vorgesehen. Laut Pressemeldungen ist die chinesische Gruppe CGC für die Bauarbeiten ausgewählt worden.
Nach Aussagen des Ministers für öffentliche Arbeiten und Basisinfrastruktur, Lakhdar Rakhroukh, werden die Bauarbeiten an der Eisenbahnstrecke Algier-Tamanrasset im Laufe des Jahres 2025 beginnen. Die Bahnstrecke wird als besonders wichtig für die Verbindung der Wilayas im Norden und im Süden gesehen und soll bis zur algerisch-nigrischen Grenze führen.
Zwei U-Bahn-Erweiterungen in Algier
Bei der U-Bahn in Algier werden derzeit zwei Erweiterungen im Süden und Osten der Stadt umgesetzt mit einer Gesamtlänge von rund 14 Kilometern. Die Tiefbauarbeiten sind abgeschlossen, nun müssen die integralen Systeme installiert und Ausrüstungen angeschafft werden. Für die integralen Systeme beim Erweiterungsprojekt Ain Naâdja-Baraki hat Hill International, ein amerikanisches Unternehmen, den Zuschlag als Konsortiumsführer erhalten. Im Jahr 2026 sollen die beiden Erweiterungen in Betrieb gehen. Auf algerischer Seite ist die Entreprise Métro d'Alger (EMA) für den Ausbau der Metro verantwortlich.
Angedacht ist außerdem eine große Erweiterung ab der Haltestelle Place des Martyrs im Westen mit einer Gesamtlänge von 25 Kilometern. Das Projekt befindet sich aktuell in der Studienphase. Die Pläne für eine Monorail in Algier werden konkreter: Am 10. Februar 2025 kündigte der Geschäftsführer für Landtransport, Rachid Ouzane, einen baldigen Start der Arbeiten an der 67 Kilometer langen Strecke an. Innerhalb von drei Jahren soll das Projekt umgesetzt werden.
Häfen werden an die Ost-West-Autobahn angebunden
Ein prioritäres Projekt im Hafenbau ist der Hafen Djen Djen in Jijel. Der Kai soll um 3.000 Meter verlängert werden und künftig sollen über den Hafen 5 Millionen Container und 26 Millionen Tonnen Waren pro Jahr umgeschlagen werden. Mit der Erweiterung der Häfen Djen Djen und Annaba sollen in Zukunft auch größere Schiffe abgefertigt werden können. Der Ausbau des Hafens von Annaba wird von einem chinesisch-algerischen Konsortium durchgeführt. Ziel ist, die Exporte von Phosphat auf über 6 Millionen Tonnen zu steigern.
Im Straßenbau gibt es zahlreiche Projekte um die Häfen besser an das Verkehrsnetz anzubinden, zum Beispiel die Verbindung des Hafens Djen Djen zur Ost-West-Autobahn bei El Eulma. Ein erstes Teilstück zur Anbindung des Hafens von Oran an die Autobahn wurde im August 2024 in Betrieb genommen. Weitere Großprojekte im Straßenbau sind die Verdopplung der Fahrbahnen der RN79 in Mila, Vorhaben zur Verkehrsentlastung in Oran und die Sanierung der RN160 in Médéa.
Beim Bau eines Flughafens im Südosten Algeriens, in der Wilaya Beni Abbès, könnte es langsam vorangehen. Der Verkehrsdirektor der Wilaya kündigte den bevorstehenden Start einer technischen Studie an.
Meerwasserentsalzung mit deutscher Expertise
Algerien plant einen massiven Ausbau der Meerwasserentsalzung. Bisher muss die Technik dafür importiert werden. Die Algérie Energy Company (AEC), eine Tochtergesellschaft von Sontrach, hat Pressemeldungen zufolge Anfang des Jahres 2024 für die Herstellung von Umkehrosmosemembranen eine Absichtserklärung mit der deutschen PEL-Gruppe getroffen. Dadurch sollen die Einfuhren reduziert und die lokale Industrie gestärkt werden.
Vorhaben | Investitionssumme | Projektstand | Projektträger |
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Trans-Sahara-Gaspipeline | 13.000 | Studie | SONATRACH / Nigerian National Petroleum Corporation |
Erweiterung von Ölraffinerie Skikda | 8.185 | Ausschreibung | SONATRACH |
Sieben Meerwasserentsalzungsanlagen (Phase 2) | 3.000 | Studie | Algerian Energy Company |
Bergbaulinien Ost und West (Schienenbau) | 2.276 | im Bau | Agence Nationale d'Etudes et de Suivi de la Réalisation des Investissements Ferroviaires (ANESRIF) |
Unterseekabel Algerien-Italien | 1.500 | Studie | ENI - SONATRACH - Sonelgaz |
Hochspannungs-Stromleitung Hassi Rmel- Timimoune | 1.500 | Studie | Sonelgaz |
Erweiterung Straßenbahn Oran um 29,6 km | 1.130 | Studie | Metro El Djazair |
Elektrifizierung der Bahnlinie Oued Lelat-Redjem | 1.100 | Studie | ANESRIF |
Erweiterung Häfen: Annaba und Arzew | 983 | im Bau | Ministère des Travaux Publics et des Infrastructures de Base - Entreprise Portuaire d'Arzew |
Solarkraftwerke 520 MW/Touggourt, Tamacine und Kenadsa | 348 | Ausschreibung | Sonelgaz |
Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".