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Wirtschaftsumfeld | ASEAN | Außenhandel

Export von Maschinen und Chemie nach Südostasien schwächelt

In US-Dollar gerechnet sind die deutschen Exporte in die ASEAN im Jahr 2022 um mehr als 3 Prozent gesunken. Auch bei einigen der wichtigsten Ausfuhrgüter ist der Trend negativ.

Von Frank Malerius | Jakarta

Deutschland hat im Jahr 2022 laut Destatis Waren im Wert von 29,5 Milliarden US-Dollar (US$) in die zehn Länder des südostasiatischen Staatenbundes Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) exportiert. Das entspricht auf US-Dollar-Basis einem Rückgang von 3,2 Prozent gegenüber 2021. In Euro gerechnet steht ein Plus von 8,8 Prozent zu Buche. Grund sind die hohen Kursschwankungen zwischen beiden Währungen im Jahresverlauf. Das Außenhandelsbilanzdefizit mit der Region erreichte mit 30,5 Milliarden US$ einen Rekord. 

Nur 1,8 Prozent der gesamten deutschen Exporte gingen in die ASEAN. Durch diese geringe Basis können zahlreiche Faktoren den allgemeinen Handelstrend überlagern. So gibt es typischerweise in der Luftfahrtindustrie einzelne Großaufträge, die - oder deren Ausbleiben - in den Statistiken zu größeren Ausschlägen führen. Gleiches gilt für den Schiffbau: Die Schiffslieferungen in die Region verdoppelten sich im Jahr 2022 durch Großaufträge aus Singapur und Thailand auf 400 Millionen US$. 

Auch Großprojekte in anderen Branchen haben Auswirkungen: So wurden 2022 für 370 Millionen US$ Stahlrohre aus Deutschland nach Indonesien geliefert. Allein dadurch haben sich die Eisen- und Stahlexporte in die ASEAN gegenüber 2021 mehr als verdoppelt. Ausschließlich auf diese Lieferungen entfiel auch das Wachstum beim deutschen Export in der Kategorie Halbwaren und Vorprodukte in Höhe von 16 Prozent.

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Chemie: Impfstofflieferungen gehen zurück

Chemische Erzeugnisse in ihrer gesamten Produktbreite von Kunststoffen über Düngemittel bis hin zu Medikamenten sind die wichtigsten deutschen Exportgüter in Bezug auf die ASEAN. Im Jahr 2021 hatten sie aufgrund der Covidimpfstoffe einen neuen Rekord erzielt. Im Folgejahr war der Rückgang der Impfstofflieferungen für zwei Drittel des Minus von insgesamt 657 Millionen US$ verantwortlich. Eine positive Entwicklung gab es hingegen bei Düngemitteln. Die deutschen Lieferungen nach Thailand haben sich auf 63 Millionen US$ fast vervierfacht, und auch bei denen nach Malaysia steht ein kräftiges Plus zu Buche. Für die gesamte ASEAN-Region sind Russland und Belarus wichtige Lieferanten von Düngemitteln.

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Deutschland lieferte bis zur Coronakrise praktisch keine Humanimpfstoffe in die ASEAN. Im Jahr 2021 wurden dann SARS-Impfstoffe für 1,1 Milliarden US$ in die Region exportiert. Dieser Wert sank 2022 um 40 Prozent auf nur noch 670 Millionen US$. Fast die Hälfte dieser Ausfuhren entfiel auf Thailand. Alle anderen Länder, mit Malaysia als weiterer Ausnahme, reduzierten ihre Nachfrage deutlich.

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Maschinen: Nachfrage aus Vietnam bricht ein

Wenn Produktkategorien enger gefasst werden als Chemie, sind Maschinen nach wie vor das mit Abstand wichtigste deutsche Exportgut in die ASEAN. Im Jahr 2022 wurden sie im Wert von 5,8 Milliarden US$ in die Region geliefert - ein Rückgang von 10 Prozent. Dieses Minus stammt zu 80 Prozent aus Vietnam. Im Vorjahr hatte es dorthin allerdings ein sattes Plus gegeben. Ein deutliches Wachstum hingegen zeigten Indonesien und Malaysia, die aber 2021 stark schrumpfende Abnehmermärkte gewesen waren. Wichtigster Abnehmermarkt für deutsche Maschinen ist traditionell Singapur mit seiner Funktion als Drehscheibe in der Region.

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Kfz: Bedarf in Malaysia steigt

Die ASEAN ist ein kleiner Automobilmarkt. Der chinesische ist etwa zwölfmal größer. Dominiert wird er von den japanischen Herstellern, die in Thailand und Indonesien produzieren und über ausgeprägte Zuliefernetzwerke verfügen. Vor allem deshalb ist die ASEAN für deutsche Hersteller kaum mehr als eine Nische. In mehreren Ländern der Region bestehen kleinere CKD-Produktionen (Completely Knocked-Down). Der Export von deutschen Pkw in die ASEAN mit ihren 670 Millionen Einwohnern entspricht wertmäßig nur etwa 1 Prozent der gesamten deutschen Automobilexporte. 

Im Jahr 2022 blieb die Nachfrage nach deutschen Kfz weitgehend stabil. Ein Plus gab es lediglich in Malaysia und Indonesien. Doch insbesondere der indonesische Kfz-Markt ist für deutsche Hersteller ein schwieriges Terrain. Mercedes, BMW und Volkswagen produzieren und verkaufen vor Ort gemeinsam nur wenige Tausend Pkw pro Jahr. Der Import von fertigen Automobilen (Completely Built-Up) beträgt kaum mehr als einige Hundert Stück, denn die Abgaben auf Luxusautomobile sind hoch. Die deutschen Kfz-Lieferungen in die deutlich kleineren südostasiatischen Volkswirtschaften Thailand, Singapur und Malaysia liegen um ein Mehrfaches höher.

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Flugzeuge: Noch weit vom Vorkrisenniveau entfernt

Kaum eine Branche war so schwer von der Coronakrise betroffen wie die Luftfahrt. Viele Airlines standen vor der Pleite und konnten nur mit staatlichen Hilfszahlungen überleben. Das schlägt sich auf die Nachfrage nach Flugzeugen und Ausrüstung nieder. Im Jahr 2020 waren die deutschen Ausfuhren in dieser Produktkategorie um 84 Prozent eingebrochen. Im Folgejahr hatten sie sich wieder mehr als verdoppelt, aber damit nicht einmal die Hälfte des Vorkrisenniveaus erreicht.

Im Jahr 2022 steht wieder ein Minus von fast 40 Prozent bei den deutschen Lieferungen zu Buche. Die nationalen Fluglinien haben sich noch nicht von der Krise erholt, die Touristenzahlen sind längst nicht zurück auf Vorkrisenniveau. Die Marktteilnehmer dürften daher in naher Zukunft erst einmal Schulden abbauen, anstatt zu investieren. In den vergangenen Jahren hatte Vietnam zu den weltweit wichtigsten Exportmärkten für deutsche Hersteller gehört. Die Nachfrage dort ist 2022 um fast zwei Drittel eingebrochen. Keine nennenswerten Lieferungen gab es nach Thailand, Indonesien und Malaysia. 

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