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Australien gibt Startschuss für Offshore-Windenergie

Vor der Küste Australiens weist die Regierung spezielle Offshore-Windregionen aus. Diese locken zahlreiche Entwickler an. Rund 30 Windparks könnten auf dem Meer entstehen.

Von Heiko Stumpf | Sydney

In Australien steigt die Anzahl der Offshore-Windpark-Projekte sprunghaft an. Die rund 30 sich in Planung befindlichen Vorhaben (Stand: Januar 2023) erreichen zusammen eine installierte Leistung von mehr als 65 Gigawatt. Damit hat sich die auf dem Meer geplante Windkraftleistung innerhalb von zwölf Monaten beinahe verdreifacht.

Auslöser der Investitionswelle ist ein von der Regierung neu geschaffener Rechtsrahmen. Der Offshore Electricity Infrastructure Act trat im Juni 2022 in Kraft. Im November 2022 wurden auch die zugehörigen Rechtsverordnungen finalisiert, welche unter anderem die Beantragung von Lizenzen regeln.

Damit steht dem Bau von Windkraftanlagen auf hoher See nichts mehr im Wege. Bisher wurden Windparks aufgrund eines fehlenden klaren Regelwerks für Offshore-Projekte nur auf dem Festland realisiert.

Von der neuen Gesetzgebung erfasst sind geplante Anlagen, die mindestens drei nautische Meilen von der Küste entfernt liegen. Küstennähere Gebiete fallen in Australien unter die Jurisdiktion der einzelnen Bundesstaaten.

Regierung verkündet erste Offshore-Windregion

Bei der Planung von Offshore-Windparks sind Projektentwickler auf Gebiete beschränkt, die innerhalb der sechs geplanten Offshore Wind Regions liegen. Den Aufschlag macht dabei die Region Gippsland im Osten des Bundesstaates Victoria. Im Dezember 2022 gab die Regierung eine Fläche von 15.000 Quadratkilometern für Windkraftprojekte frei.

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In dem Areal befindet sich mit "Star of the South" auch das am weitesten fortgeschrittene Offshore-Windprojekt in Australien. Mit mehr als 200 Turbinen soll die Anlage eine Leistung von 2,2 Gigawatt erreichen. Hinter dem Vorhaben steht der bekannte Infrastrukturfonds Copenhagen Infrastructure Partners, welcher eine Inbetriebnahme für 2028 plant.

Das tatsächlich für die Gippsland Offshore Wind Region deklarierte Gebiet fällt gegenüber zuvor veröffentlichten Vorplanungen kleiner aus. Einige Projekte wie Great Southern Offshore Wind von Corio Generation liegen nun außerhalb der festgesetzten Zone und dürften nur geringe Realisierungschancen haben. Der zur Investmentbank Macquarie gehörende Windparkentwickler Corio Generation verfolgt mit Great Eastern Offshore Wind (2,5 Gigawatt) aber noch ein weiteres Vorhaben in Gippsland.

Das Zeitfenster für die Beantragung von Planungslizenzen in der Gippsland Offshore Wind Region endet am 27. April 2023. Diese sogenannten Feasibility Licences haben eine Gültigkeit von sieben Jahren. Am Anschluss kann eine 40-jährige Commercial Licence beantragt werden. Beobachter erwarten, dass in Gippsland zunächst vier bis fünf Feasibility Licences vergeben werden.

Standorte bieten beste Bedingungen für Windenergie

Die Gippsland Offshore Wind Region befindet sich in der Bass-Strait-Meerenge zwischen Victoria und der Insel Tasmanien. Für die Windkrafterzeugung ist dieser Standort geradezu prädestiniert. Dazu tragen neben durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten von 9 bis 10 Meter pro Sekunde auch hohe Kapazitätsfaktoren bei. Der Kapazitätsfaktor beschreibt, wie häufig eine Anlage nach den örtlichen Windbedingungen mit voller Leistung betrieben werden kann.

In der Bass-Strait-Meerenge liegt der Kapazitätsfaktor im Bereich von 55 bis 65 Prozent. Dies kann leicht mit den Topstandorten in der Nordsee mithalten. Zudem liegt die Meerestiefe in der Regel bei 50 bis 60 Metern. Dadurch können konventionelle Windturbinen mit fest im Meeresboden verankerten Fundamenten eingesetzt werden.

Aufgrund der guten Standortfaktoren sind in der Bass-Strait-Meerenge zwei weitere Offshore Wind Regions vorgesehen. In einem geplanten Gebiet bei Portland vor der Westküste von Victoria sind bereits mehrere Entwickler aktiv. Mit der geplanten Spinifex-Windfarm (1 Gigawatt) will der Betreiber Alinta Energy beispielsweise die Portland-Aluminiumhütte versorgen. Ein drittes Areal für Offshore-Windenergie soll vor der Nordküste von Tasmanien entstehen.

Unterstützung für die Windenergie stellt auch die Regierung von Victoria bereit. Mit dem Offshore Wind Target hat Victoria als erster Bundesstaat ein klares Ausbauziel formuliert, welches bis 2040 einen stufenweisen Ausbau auf 9 Gigawatt anstrebt. Als wichtige Maßnahme soll die staatliche Gesellschaft VicGrid für den Netzanschluss der Offshore-Windparks sorgen. Für die Gebiete Gippsland und Portland ist in einem ersten Schritt der Bau von Anbindungsleitungen mit einer Kapazität von jeweils rund 2,5 Gigawatt geplant.

Zahlreiche Entwickler setzen auf innovative Floating-Technologie

Mit den Gebieten Hunter und Illawarra wird auch der Bundesstaat New South Wales zwei Offshore Wind Regions erhalten. Für die Hunter-Region könnte die offizielle Festsetzung noch im 1. Quartal 2023 erfolgen. Allerdings fällt der Meeresboden vor der Küste von New South Wales recht stark ab.  An den meisten Stellen ist die Region für fest verankerte Windturbinen ungeeignet. Mehrere Entwickler setzen deshalb auf schwimmende Fundamente (Floating Offshore Wind Energy).

Der australische Entwickler Oceanex verfolgt insgesamt vier Projekte mit einer Gesamtleistung von 8 Gigawatt. Im August 2022 schloss das Unternehmen eine Kooperation mit der norwegischen Branchengröße Equinor. Auch die spanische BlueFloat ist in der Region aktiv.

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Auf ein großes Interesse stößt auch die geplante Perth/Bunbury Offshore Wind Region an der Westküste des Landes. Insgesamt werden zehn Vorhaben mit einer Gesamtleistung von 36,4 Gigawatt gezählt. Insbesondere die dänische Copenhagen Energy hat die Region für sich entdeckt. Die vier geplanten Windparks könnten zusammen rund 12 Gigawatt produzieren. Mit Skyborn Renewables aus Bremen ist auch ein deutsches Unternehmen an der Westküste tätig. Die Myalup Offshore Windfarm soll eine Leistung von 1,9 Gigawatt erreichen.

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