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Markthemmnisse im Solarsektor
Beim Netzanschluss haben Projekte mit Kostensteigerungen und Verzögerungen zu kämpfen. Auch die Suche nach geeigneten Fachkräften gestaltet sich schwierig.
09.11.2022
Von Heiko Stumpf | Sydney
Mangelnde Netzkapazitäten behindern den Ausbau
Das australische Stromnetz basierte über Jahrzehnte auf zentraler Grundlasterzeugung in der Nähe großer Verbrauchszentren. Große Solarfarmen entstanden zuletzt jedoch verstärkt in abgelegenen Gebieten mit guten Einstrahlungswerten, aber schwacher Netzkapazität. Dadurch erhöhen sich die Übertragungsverluste.
Der Strommarktbetreiber Australian Energy Market Operator (AEMO) berechnet dafür einen Marginal Loss Factor (MLF), welcher in den vergangenen Jahren für einige Solaranlagen auf 0,8 reduziert wurde. Dies bedeutet, dass die Anlagenbetreiber aufgrund hoher Verlustwerte nur für 80 Prozent der erzeugten Elektrizität vergütet werden, was die Rentabilität von Vorhaben beeinträchtigt.
Probleme mit der Netzstabilität sorgen für strengere Zugangskriterien und damit höhere Kosten. So verhängte AEMO für mehrere Projekte die Auflage, zusätzliche Ausrüstung wie rotierende Phasenschieber oder Oberschwingungsfilter zu installieren.
In einigen Regionen kam es durch viele neue Solarfarmen zu Problemen mit Spannungsschwankungen. Dadurch konnten Solarprojekte durch Anordnung von AEMO zeitweise nicht mit ihrer vollen Nennleistung einspeisen. Zudem haben neue Solarvorhaben mit Verzögerungen beim Netzanschluss zu kämpfen.
Mittelfristig dürften diese Probleme jedoch durch die in mehreren Bundesstaaten entstehenden Renewable Energy Zones (REZs) gelöst werden. Auch die geplanten Investitionen in neue Übertragungsleitungen zwischen den Bundesstaaten sollen die Situation verbessern.
Wie viele andere Wirtschaftszweige leidet auch die Solarbranche unter Fachkräftemangel. Verbände wie der Clean Energy Council verweisen insbesondere auf fehlende Netz- und Elektroingenieure. Aber auch Engpässe bei Elektrikern sind ein Problem.
Durch weltweite Störungen in den Lieferketten beklagen Solarentwickler Engpässe bei der Zulieferung von Modulen, Wechselrichtern oder Trackern. Zusammen mit steigenden Kapitalkosten aufgrund hoher Inflationsraten sorgt dies dafür, dass 2022 nur wenige Solarprojekte einen Financial Close erreichen können.
Volatile Strompreise erfordern Speicherlösung
Aufgrund der Flut an Solarstrom, insbesondere aus Dachanlagen, nehmen die Schwankungen bei den Strompreisen deutlich zu. Die Spotpreise des National Electricity Market (NEM) fallen tagsüber immer häufiger in den negativen Bereich. Solarentwickler investieren deshalb verstärkt in integrierte Speicherlösungen, um die teilweise sehr hohen Spotpreise zur abendlichen Spitzennachfrage nutzen zu können.