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Branchenstruktur
Chile ist bei der Solarstromgewinnung vielfach von Importen abhängig. Das meiste kommt aus China. Deutsche Firmen können dort mit Qualität punkten, wo Ausfälle viel Geld kosten.
12.07.2023
Von Stefanie Schmitt | Santiago de Chile
Es gibt in Chile keine Firma, die Solarmodule herstellt. Das Land ist komplett von Einfuhren abhängig. Gleiches gilt für die Elektronik. Das Gros der Einfuhren kommt aus Asien – allen voran aus China. Die Situation ist ähnlich wie in Deutschland. Vor Ort produziert werden zum Beispiel Stahlpfosten beziehungsweise Unterkonstruktionen für die Panels sowie Transformatoren. Weitere Lieferanten sind Branchenangaben zufolge Spanien, in Einzelfällen auch Deutschland.
Im Bereich Wechselrichter hat sich beispielsweise SMA aus Niestetal seit 2012 mit einer Niederlassung in Santiago etabliert. Ganz klar die größte Herausforderung vor Ort ist die Konkurrenz aus China, speziell durch Huawei und Sungrow. Gerade Huawei ist sehr aggressiv in Lateinamerika unterwegs, weil ihm der US-amerikanische Markt und zunehmend auch Europa verschlossen sind. Dagegen bestehen in den lateinamerikanischen Ländern kaum sicherheitstechnische Vorbehalte gegenüber Firmen aus der Volksrepublik.
Industrieunternehmen im Lernprozess: Billig kommt oft teuer
Generell punkten chinesische Produkte vor allem über den Preis. Wenn etwas kaputtgeht, wird es rasch durch ein ebensolches Billigprodukt ausgetauscht. Dass Investitionen in mehr Qualität und damit in Zuverlässigkeit und längere Laufzeiten sich auszahlen, ist ein Lernprozess, der gerade bei Industriekunden stattfindet, so Daniel Rosende Völker von SMA.
Für hochpreisige deutsche Firmen besteht die Herausforderung darin, den Kunden zu überzeugen, dass Billigprodukte auf Dauer deutlich teurer sind ("Lo más barato sale muy caro"). Im Bergbau ist diese Botschaft bereits angekommen. Denn Produktionsausfälle gehen dort schon nach wenigen Minuten "richtig ins Geld". Auch Colbún legt Wert auf viel Qualität – und andere Stromerzeuger, etwa Enel – mussten bereits mit erzwungenen Neuanschaffungen ihre Erfahrungen machen.
Tatsächlich sind die Anforderungen an das Equipment vor Ort je nach Standort hoch: extreme Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, viel Staub, Höhen über 2.000 Metern, die insbesondere der Elektronik zu schaffen machen (und deren Isolationsfähigkeit von der Luftdichte abhängt).
Vor-Ort-Produktion bleibt unrealistisch
In der AHK Chile wurde schon oft diskutiert, ob sich für Chile der Bau einer Fabrik für Solarmodule oder zumindest einzelner Komponenten lohnt. Um nicht mit dem zwischen Chile und China bestehenden Freihandelsabkommen in Konflikt zu geraten, könnte es sich dabei beispielweise um Module handeln, die speziell an die Bedingungen in der Atacama-Wüste angepasst sind. Bislang wurden entsprechende Ideen jedoch nicht verwirklicht.
Ausschlaggebend, so Cornelia Sonnenberg, Hauptgeschäftsführerin der AHK Chile, ist neben der Zeit für Genehmigungsverfahren und den Kosten vor allem die notwendige Verfügbarkeit von Fachkräften. Gerade letztere beeinflussen die Konkurrenzfähigkeit jeglicher Industriebranche. Insofern muss jeder Anlauf zu einer neuen Industriepolitik diese Faktoren eines offenen Marktes berücksichtigen oder aber tief in die Subventionstaschen greifen.