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Japan vereinbart Handelsdeal mit den USA
Japan erreicht eine Senkung der US-Zölle auf Autos, nicht aber für Stahl und Aluminium. Dafür will Japan noch mehr in den USA investieren.
29.07.2025
Von Frank Robaschik | Tokyo
Japan und die USA haben sich am 22. Juli 2025 auf ein Handelsabkommen geeinigt, das ab August einen reduzierten Gesamtzollsatz von 15 Prozent auf Fahrzeuge und Kfz-Teile vorsieht – seit April lag dieser bei 27,5 Prozent. Die Senkung verschafft japanischen Unternehmen mehr Planungssicherheit, auch wenn der neue Satz weiterhin deutlich über dem ursprünglichen Zollniveau von 2,5 Prozent liegt. Ein schwacher Yen und US-Produktionsstandorte helfen japanischen Autobauern dabei, die höheren Zölle abzufedern.
Das Abkommen ist Teil einer Reihe bilateraler Handelsdeals der USA: Bereits am 30. Juni hatte das Vereinigte Königreich eine Einigung erzielt, am 27. Juli folgte die EU.
Zollsatz von 15 Prozent ist kein Aufschlag auf bestehende Zölle
Die nun ebenfalls beschlossenen Zölle von 15 Prozent auf weitere Waren neben Kfz fallen nicht zusätzlich zu den bereits bestehenden Zöllen an, erklärte Ryosei Akazawa, Japans Minister für wirtschaftliche Wiederbelebung. Das heißt, dass Zölle, die vor April über 15 Prozent lagen, auch weiterhin in dieser Höhe anfallen. Für Waren mit Zollsätzen von weniger als 15 Prozent liegt der neue Zoll bei 15 Prozent, jedoch nicht darüber.
Allerdings sollen die im Juni 2025 auf 50 Prozent erhöhten US-Einfuhrzollsätze auf Stahl und Aluminium trotz der neuen Vereinbarung bestehen bleiben, melden japanische Medien.
Sollten in Zukunft neue Zölle auf Waren erhoben werden, die für die wirtschaftliche Sicherheit relevant sind, soll Japan gegenüber anderen Ländern nicht benachteiligt werden. Diese Zusicherung hat Premierminister Shigeru Ishiba laut eigenen Aussagen von den USA erhalten. Zu diesen sensiblen Produkten zählen etwa Halbleiter und Arzneimittel.
Exporte in die USA | Anteil der USA am Export der Warengruppe | |
---|---|---|
Insgesamt | 141,5 | 20 |
Pkw | 39,6 | 37 |
Kfz-Teile | 10,2 | 31 |
Bau- und Bergbaumaschinen | 6,4 | 49 |
Halbleitermaschinen * | 3,5 | 12 |
Arzneimittel | 2,5 | 33 |
Drucker | 2,5 | 31 |
Triebwerke, Gasturbinen | 2,2 | 48 |
Akkus | 2,1 | 42 |
Japan "zahlt" mit Milliardeninvestitionen
Gleichzeitig verspricht Japan wie auch die EU riesige Investitionen in den USA. Präsident Trump schreibt in einem Post von neuen Investitionen aus Japan in den USA in Höhe von 550 Milliarden US-Dollar (US$). Japan ist bei Direktinvestitionen bereits der größte ausländische Geldgeber in den USA. Laut Japans Zentralbank investierten japanische Firmen 2024 circa 78,8 Milliarden US$ in den USA. Der Anteil der USA am Bestand japanischer Direktinvestitionen im Ausland stieg 2024 auf 36,8 Prozent.
Laut Premier Ishiba dienen die Investitionen japanischer Firmen dem Aufbau robuster Lieferketten, was für wirtschaftliche Sicherheit sorgen werde. Hiervon profitierten sowohl Japan als auch die USA. Als Bereiche für die Investitionen nennt er Halbleiter, Arzneimittel, Stahl, Schiffbau, wichtige Mineralien, Luftfahrt, Energie, Automobilindustrie, künstliche Intelligenz (KI) und Quantencomputer. Hierfür können japanische staatliche Finanzinstitute Investitionen, Kredite und Kreditgarantien in Höhe von bis zu 550 Milliarden US$ bereitstellen. Ishiba hatte Trump bereits im Februar 2025 einen Deal "Investitionen gegen Zollabbau" vorgeschlagen. Demnach sollen japanische Firmen in den USA investieren und die USA im Gegenzug dafür keine Zölle auf japanische Waren erheben.
Die US-Regierung drängt zudem Japan und Länder wie etwa Südkorea, sich an der Erschließung von Erdgas in Alaska zu beteiligen. Präsident Trump sagte am 22. Juli 2025, dass er einen weiteren Deal für ein Joint Venture mit Japan für das Projekt anstrebt. Dafür müsste dort eine Pipeline gebaut werden. Es ist unklar, ob sich das Projekt wirtschaftlich rechnet.
Ein weiteres Großprojekt Japans in den USA ist der milliardenschwere Kauf von US Steel durch Nippon Steel.
Menge weltweiter zollfreier Reisimporte unverändert
Präsident Trump schreibt auch, dass Japan seinen Markt öffnen wird, auch für Autos und Lkws, Reis und andere landwirtschaftliche Produkte. Premier Ishiba betont jedoch, dass Japan seine Zölle auf landwirtschaftliche Produkte nicht senken wird. Bei Reis will Japan die zollfrei aus den USA importierte Menge zwar erhöhen. Das soll aber im Rahmen der bestehenden Regeln für den Mindestzugang erfolgen. Es soll also nur der Anteil der USA an den jährlich von Japan zollfrei importierten 770.000 Tonnen Reis erhöht werden.
Japans größte Regierungspartei, die Liberaldemokratische Partei (LDP), zählt traditionell auf die Stimmen aus den ländlichen Regionen des Landes: Sie ist bestrebt, Einbußen für die Bauern zu vermeiden. Bei der Oberhauswahl am 20. Juli 2025 verlor die Koalition der LDP mit der buddhistischen Partei Komeito auch im Oberhaus des Parlaments die Mehrheit.
Der US-Handels-Deal enthält laut Minister Akazawa keine Festlegungen zu den Verteidigungsausgaben Japans.