Seit etwa zehn Jahren entwickelt sich Ghanas Start-up Szene rasant. Erfolgreich sind vor allem Unternehmen, die digitale Lösungen für Herausforderungen in wichtigen Branchen wie die Landwirtschaft oder im Gesundheits- und Finanzdienstleistungssektor entwickeln.
Besonders nachgefragt sind Angebote digitaler Finanzdienstleistungen, da viele Ghanaer kein Bankkonto besitzen und oftmals begrenzten Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten haben. So bieten FinTech-Unternehmen wie ZeePay, Oze und Chipper Cash digitale Zahlungsmöglichkeiten an. Dazu gehört unter anderen die Möglichkeit der digitalen Verknüpfung von Bankkonten und MobileMoney Konten, grenzüberschreitende Zahlungen in verschiedenen Währungen und die Begleichung von Rechnungen bei Unternehmen.
"Die Start-up-Landschaft in Ghana und Afrika hat in letzter Zeit ein deutliches Wachstum erlebt, trotzdem erhalten afrikanische Start-ups oft weniger Investitionen als ihre Pendants in Nordamerika oder Europa. Weniger als 1 Prozent der gesamten globalen Start-up-Finanzierung flossen im Jahr 2024 nach Afrika. Es zeichnen sich jedoch positive Trends ab, darunter eine Zunahme afrikaorientierter Investmentfonds und staatliche Initiativen zur Förderung des Unternehmertums."
Mr. Francis Elikem Akondor
(MEST - Meltwater Entrepreneur School of Technology)
Aber auch in anderen Bereichen wie Gesundheit, Landwirtschaft und Logistik gibt es ein dynamisches Gründungsgeschehen. Eines der erfolgreichsten Start-ups in Ghana ist mPharma, in das unter anderen der Gesundheitskonzern Sanofi 13,6 Millionen US-Dollar (US$) investiert hat. MPharma bietet lieferantengesteuerte Bestandsführung, Datenanalyse und Lösungen für die Versorgung von Apotheken an. Das Unternehmen ist mittlerweile in weiteren fünf afrikanischen Ländern aktiv: Nigeria, Kenia, Uganda, Sambia und Ruanda. Zudem ist die Erschließung der Märkte Togo, Benin und Tansania geplant. Der Bereich EdTech gilt ebenfalls als aufstrebend. Start-ups wie TechAide, Loozele und Qknow bieten digitale Plattformen für Online-Lernen, Schulmanagement und Alphabetisierung an.
Top Start-ups in GhanaIn Millionen US-Dollar
Name
Kapitalbeschaffung
Branche
mPharma
255,3
Healthcare, Pharma
ZeePay
32,0
FinTech
Farmerline
16,7
FoodTech, AgriTech
Oze
9,1
FinTech
MeQasa
1,0
E-Commerce, Retail
Kofa
4,9
E-Commerce, Retail
Ranking basiert auf Kapitalbeschaffung, Traffic und Mitarbeiterzahl.Quelle: StartupBlink 2025
Ghanas Ökosystem gehört zu den besten in Westafrika
In Ghana ist in den letzten Jahren eines der robustesten und am weitest entwickelten Start-up-Ökosysteme auf dem Kontinent entstanden. Nach dem Global Startup Ecosystem Index 2025 belegt das Land Rang 81 von 100 und liegt auf Platz 3 in Westafrika, hinter Nigeria und Cabo Verde. Die Hauptstadt Accra belegt im westafrikanischen Städtevergleich Rang 2 hinter Lagos (Nigeria) und liegt weltweit auf Platz 243 von insgesamt 1.000. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies eine Verbesserung um 25 Plätze.
Mehrere Faktoren tragen zum guten Start-up-Ökosystem bei. Ghanas Bevölkerung ist jung, mehr als 50 Prozent der Einwohner sind zwischen 15 und 40 Jahre alt. Großer Unternehmergeist und Innovationsfreude zeichnet diese Altersgruppe aus. Zudem existiert hier eine hohe Internet- und Mobilfunkdurchdringungsrate. Eine hohe Anzahl gut ausgebildeter und qualifizierter Arbeitskräfte, eine große Benutzernähe und die Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Technologien sind ebenfalls wichtige Kriterien. Zudem punktet Ghana aufgrund des stabilen Umfelds und einem hohem Maß an Demokratie.
Auswahl an Inkubatoren und Acceleratoren in Ghana
Name
Fokus
Anmerkungen
MEST (Meltwater Entrepreneurial School of Technology)
Accelerator, Inkubator, Funding
Fokus auf Tech-Unternehmen; bietet Accelerator Programm an
Universitäten wie die University of Ghana, Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) und die Ashesi University bieten Kurse zum Thema Unternehmertum (entrepreneurship) an, in denen sie Studierenden entsprechende Fähigkeiten vermitteln, Start-ups zu gründen und zu skalieren. Angeboten werden Kurse mit hohem Praxisbezug wie Geschäftsmodellentwicklung, Finanzplanung und Marktanalyse. Daneben existieren staatliche Förderprogramme wie die YouStart Initiative und das Programm für unternehmerische Initiative und Innovation (NEIP, National Entrepreneurship and Innovation Program).
Die Gründer profitieren zudem von einem breiten Angebot von Mentoring-Programmen, Schulungen und weiterer Unterstützung von einer Vielzahl von Organisationen. Mittlerweile gibt es über 100 Tech-Hubs und Accelerators, die sich auf die Städte Accra, Kumasi und Takoradi verteilen. In Accra ist die Meltwater Entrepreneurial School of Technology (MEST) ansässig, die Software-Start-ups umfassende IT-Schulungen, Mentoring- und Finanzierungsangebote bietet und international bestens vernetzt ist. Seit Kurzem ist MEST auch in Kumasi vertreten.
Akteure der Entwicklungszusammenarbeit fördern Start-ups
Die internationale Entwicklungszusammenarbeit unterstützt durch einige Initiativen und Kollaborationen ghanaische Start-ups. Dazu gehört neben den japanischen und kanadischen Entwicklungsagenturen Jica und Cida die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). So setzt die GIZ das Programm WIDU.africa des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung um, das unter Einbindung der afrikanischen Diaspora ghanaischen Start-ups Unterstützung im Bereich Finanzierung und Coaching bietet.
Eigenes Start-up Gesetz für 2025 geplant
Seit Jahren gibt es Pläne für einen eigenen Rechtsrahmen für Start-ups. Die seit Anfang des Jahres amtierende Regierung überarbeitet derzeit einen Gesetzesentwurf von 2020, der 2025 ins Parlament eingebracht werden soll. Das Gesetz sieht die Einführung eines Kennzeichnungs- und Zertifizierungssystems für Start-ups vor, die von verschiedenen Unterstützungsmaßnahmen profitieren sollen. Dazu gehören Steueranreize, der verbesserte Zugang zu Finanzmitteln, Abbau bürokratischer Hürden und die Stärkung von Innovationszentren. Ähnliche Gesetze gibt es bereits in Nigeria, Tunesien, Senegal und Kenia.
Das finanzielle Unterstützungsangebot hat sich zuletzt verbessert, trotzdem bleibt die Frage der Finanzierung eine der größten Herausforderungen für Start-ups.
Die Palette an Finanzierungsmöglichkeiten für ghanaische Gründer ist trotz positiver Entwicklungen weiter verbesserungswürdig. Es gibt einige staatliche Förderprogramme wie die YouStart Initiative und das Programm für unternehmerische Initiative und Innovation (NEIP, National Entrepreneurship and Innovation Program), die zwar offiziell mit 100 Millionen US$ ausgestattet werden sollen, deren tatsächliches Finanzierungsvolumen aufgrund der anhaltenden schwierigen Haushaltslage deutlich weniger ausfallen dürften.
Klassische Bankkredite sind mit Zinsen in Höhe von 30 Prozent und höher zu teuer. Das meiste Kapital kommt deshalb von Risikokapitalfonds und Business-Angels, die oft im Ausland sitzen. Es gibt jedoch eine wachsende Zahl lokaler VC-Fonds und Angel-Investoren. Netzwerke für lokale Investoren sind das Ghana Angel Investors Network und das Accra Angels Network.
Risikokapital ist wichtigste Form der Finanzierung
Nach Angaben des in London ansässigen Marktforschungsunternehmens Briter Bridges finanzieren sich afrikanische Start-ups in erster Linie über Risikokapital, gefolgt von Acceleratoren und Impact Investoren. Dies gilt nach dem ghanaischen Venture Builder Innovation Spark auch für ghanaische Start-ups.
Ghanaische Tech-Start-ups konnten im Jahr 2024 rund 100 Millionen US$ über 17 Deals an Risikokapital einsammeln, im Vorjahr waren es 75 Millionen US$. Damit belegt Ghana im afrikanischen Vergleich Rang 5 hinter den deutlich bevölkerungsstärkeren, sogenannten Big-Four Ländern Nigeria, Ägypten, Südafrika und Kenia. Darüber hinaus konnte Ghana im Jahr 2024 über neun Deals 118 Millionen US$ an Fremdkapital mobilisieren, was einen Anstieg von 38 Prozent zum Vorjahr darstellt. Dies geht aus dem Africa Tech Venture Capital Report 2024 von Partech hervor.
Förderung für Seed-Phase soll ausgebaut werden
Junge Unternehmen haben es in der Anfangsphase (Pre-Seed und Seed-Phase) oft schwer, an Kapital zu kommen. Hier bieten Inkubatoren und Accelatoren Unterstützung an, die Start-ups in dieser Phase mit Investoren zu vernetzen. Dazu gehören die Meltwater Entrepreneurial School of Technology (MEST), das Climate Innovation Center der Weltbank und das Kosmos Innovation Center.
Die Regierung möchte die Unterstützungsangebote weiter ausbauen. Das geplante Start-up Gesetz sieht die vielfältige Förderung junger Unternehmen, wie ein verbesserter Zugang zu Finanzierung und Steueranreize vor. Zu diesem Zweck ist die Gründung eines neuen Innovation und Start-up Fund vorgesehen.
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In Sachen Innovationskraft und Kreativität kennen Start-ups keine Grenzen. Mittlerweile weiten Gründer ihre Aktivitäten auch zunehmend über Landesgrenzen hinaus aus. Bei der wachsenden Konkurrenz um Fördergelder und Investorengunst macht eine internationale Ausrichtung Sinn. Die Start-up-Ökosysteme sind allerdings in einzelnen Ländern völlig unterschiedlich entwickelt.
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