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Branchen | Griechenland | Windenergie

Bürokratie hemmt die Entwicklung der Windenergie

Trotz des hohen Potenzials schreitet die Windenergie in Griechenland nicht so schnell voran, wie sie eigentlich könnte. Neue Chancen entstehen durch Offshore-Anlagen.

Von Michaela Balis | Athen

Bis zum 1. Quartal 2024 sollen etwa 840 Megawatt aus neuen Windkraftanlagen ans Netz gehen, berichtet der griechische Windenergieverband ELETAEN. Dem aktualisierten Nationalen Energie- und Klimaplan (NECP) zufolge, soll die installierte Leistung bis 2030 auf 7,1 Gigawatt steigen. Im Jahr 2022 wurden rund 230 Megawatt aus Windparkanlagen an das Netz angeschlossen. Insgesamt waren Anlagen mit einer installierten Gesamtleistung von 4,7 Gigawatt in Betrieb. Damit wuchs die installierte Leistung um rund 5 Prozent. Im Jahr 2021 lag der Anstieg der installierten Leistung im Vergleich zum Vorjahr noch bei etwa 8 Prozent.

Entwicklung des Windenergiemarktes (in Megawatt)

2019

2020

2021

2022

Installierte Leistung pro Jahr

756

517,3

338,2

229,9

Kumulierte Leistung

3.596

4.113,3

4.451,5

4.681,4

Quelle: Griechischer Windenergieverband ELETAEN 2023

Bürokratische Hürden hindern den Ausbau

Der schleppende Fortschritt ist unter anderem auf den erhöhten Bürokratieaufwand zurückzuführen. "Der Erfolg ist weder selbstverständlich noch einfach“, kritisiert Panagiotis Papastamatiou, Geschäftsführer des griechischen Windenergieverbandes ELETAEN. Denn trotz mehrerer Gesetzesinitiativen des griechischen Umwelt- und Energieministeriums für die Vereinfachung des Genehmigungsverfahrens bleiben viele administrative Hürden bestehen: "Beispielsweise gibt es keine einheitliche Anwendung der Rechtsvorschriften von den lokalen Behörden und den zuständigen Ministerien“, erklärt der ELETAEN-Geschäftsführer. Regelungen der archäologischen Behörde oder der Stadtplanung stammen aus Zeiten als es noch keine erneuerbaren Energien gab und wurden bis heute nicht angepasst. Oder es gibt keine konkreten Abgrenzungen für ländliche Siedlungen oder Denkmäler: "Das erschwert die Berechnung des Mindestabstands für die Windkraftgeneratoren“, hebt Papastamatiou hervor.

Verzögerungen werden teuer bezahlt

Der Rückstand bei der Realisierung der Vorhaben bleibt nicht ohne Folgen: "Da die Referenzpreise im Rahmen der Ausschreibungen relativ niedrig sind, wirkt sich die Verzögerung zulasten der Investoren aus, vor allem wenn in der Zwischenzeit die Investitions- und Finanzierungskosten aufgrund des Ukrainekrieges und der Energiekrise gestiegen sind“, fasst Papastamatiou das Problem zusammen. Bei der letzten Ausschreibung für erneuerbare Energien vom September 2022 lagen die Durchschnittspreise für Windkraftanlagen bei 57,66 Euro pro Megawattstunde.

Wichtigste Windkraftinvestoren in Griechenland

Unternehmen 

Installierte Leistung (in MW)

Terna Energy

713,6

Motor Oil Renewable Energy

706,0

Iberdrola Rokas

375,0

Enel Green Power

368,0

Eren Hellas

250,0

EDF Hellas

238,2

Mytilineos

236,4

PPC Renewables

171,3

Jasper Energy

113,0

Cubico

106,1

Helleniq Energy Renewables

99,2

Quelle: Griechischer Windenergieverband ELETAEN 2023

Deutsche Hersteller sind gefragt

Renommierte deutsche Unternehmen sind vor Ort aktiv, unter anderem RWE, WPD, Enercon und Nordex. Rund ein Viertel der Generatoren im Land stammen vom deutschen Hersteller Enercon, 17,6 Prozent vom deutsch-spanischen Unternehmen Siemens Gamesa und etwa 6,7 Prozent von Nordex. Marktführer ist die dänische Gesellschaft Vestas mit einem Anteil in Höhe von 46 Prozent an der installierten Gesamtleistung in Griechenland.

Griechische Windparks gehen offshore

Griechenland will nun auch die Errichtung von Offshore-Windparks ermöglichen. Dem aktualisierten NECP zufolge soll die installierte Gesamtkapazität im Jahr 2030 auf 2,7 Gigawatt steigen. Das Gesetz 4964/2022 schuf den Rahmenplan dafür, den das Gesetz 5037/2023 konkretisierte.

Gemäß diesem Gesetz, legte das Umwelt- und Energieministerium das Meeresgebiet zwischen dem nordgriechischen Bezirk Evros bis zur Insel Samothrake für Offshore-Pilotprojekte mit einer Gesamtleistung von bis zu 600 Megawatt fest. Die Leistung jedes einzelnen Projekts darf nicht unter 200 Megawatt liegen. Ein Präsidialerlass wird weitere bestimmte Gebiete für die Entwicklung von offshore Windkraftanlagen, die Bedingungen sowie die Höchstleistung für jedes Projekt bestimmen, so das G.5037/2023. Damit Investoren eine Genehmigung für Studien für die Entwicklung von Offshore-Projekten erhalten, müssen sie neben einem Garantiebrief in Höhe von 10.000 Euro pro Megawatt, eine mindestens zehnjährige Erfahrung in der Entwicklung und im Betrieb von Offshore-Windparks mit einer Gesamtleistung von 100 Megawatt und einen Jahresumsatz von mindestens 2 Milliarden Euro in den drei vergangenen Jahren vorweisen.

"Dieses Jahr sind kaum große Fortschritte bei Offshore-Windparks zu erwarten“, informiert Sotiris Kapellos, Präsident des griechischen Fotovoltaikverbands Helapco und erklärt: "Der gesetzliche Rahmenplan ist noch lückenhaft und aufgrund der Parlamentswahlen in diesem Jahr sind keine neuen gesetzlichen Regelungen zu erwarten“. Marktexperten zufolge werden noch mindestens fünf Jahre benötigt, bis der Bau der ersten Anlagen möglich ist. Gemäß Pressemeldungen plant die Regulierungsbehörde für Energie (RAE) Ausschreibungen für Offshore-Anlagen frühestens im Jahr 2024. Den Zuschlag erhalten die günstigsten Angebote. Die Investoren werden mit einer variablen Einspeisevergütung entlohnt, also Referenzpreis plus gleitender Marktprämie. Die ersten Projekte sollen im Jahr 2030 fertiggestellt sein.

Griechische Unternehmen wollen kooperieren

Um die nötige Erfahrung bei der Entwicklung und dem Betrieb von Offshore-Windparks vorzuweisen, haben sich griechische Großunternehmen mit ausländischen Gesellschaften zu Konsortien zusammengetan. Auch die griechische Tochtergesellschaft der RWE will neben Fotovoltaik in den Offshore-Windmarkt eintreten: „Wir treiben unsere Partnerschaft mit dem griechischen Energiekonzern Helleniq Energy im Bereich Offshore-Wind voran“, informiert Costas Papamantellos, Geschäftsführer der RWE Renewables Hellas.

Zu den wichtigsten Konsortien, die Investitionen in Offshore-Windparks planen, zählen außerdem:


  1. griechische Baugesellschaft Intrakat mit dem belgischen Unternehmen Parkwind;
  2. griechische Energiekonzern Mytilineos mit dem dänischen Investitionsfonds Copenhagen Infrastructure Partners;
  3. griechische Energiegesellschaft Motor Oil gemeinsam mit der Abu Dhabi Future Energy Company;
  4. griechische Energiekonzern Terna Energy gemeinsam mit dem Joint Venture Ocean Winds.
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