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Branche kompakt | Indonesien | Kfz-Industrie

Markttrends

Indonesiens Kfz-Markt boomt durch die verstärkte Exportproduktion der japanischen Hersteller. Der inländische Absatz dürfte auch durch den Ausbau des Straßennetzes hoch bleiben.

Von Frank Malerius | Jakarta

Indonesiens Automobilbranche boomt. Eine Million Kfz werden auf dem heimischen Markt jährlich abgesetzt, etwa 80 Prozent davon sind Pkw. Darüber hinaus erschließen vor allem die japanischen Hersteller im Archipel neue Märkte jenseits der Landesgrenzen und bauen Indonesien zunehmend zu einem Exporthub aus. So hat sich die Zahl der aus Indonesien ausgeführten Pkw in den vergangenen zehn Jahren auf mehr als eine halbe Million Einheiten verdreifacht. Damit wurden im Jahr 2023 knapp 43 Prozent der in Indonesien produzierten Pkw exportiert. Zählt man die CKD-Bausätze (Completely Knocked-Down) hinzu, sind es etwa 50 Prozent. Die Exportautos werden in alle Welt geliefert, jenseits der entwickelten Automobilmärkte Europa, Nordamerika und China. Größter Abnehmer sind die Philippinen. 

50 %

der in Indonesien produzierten Pkw wurden 2023 exportiert.

Indonesien ist der größte Kfz-Absatzmarkt in der ASEAN und der mit Abstand größte Pkw-Produzent der Region. Alle Produktsegmente zusammengenommen, nimmt Indonesien Platz zwei in der Produktion ein, hinter Thailand mit seiner großen Nutzfahrzeugfertigung. Malaysia und Vietnam haben deutlich kleinere Produktionskapazitäten.

Die indonesische Automobilbranche steht für 1,5 Prozent der Wirtschaftsleistung des Archipels und gehört damit zu den wichtigsten Industriebranchen. Zwar gibt es seit zehn Jahren gewisse Sättigungstendenzen in den jährlichen heimischen Verkaufszahlen, aber der Exportmarkt und der Beginn einer Wende zur E-Mobilität versprechen in den kommenden Jahren Dynamik. Auch die langfristigen Aussichten sind gut, denn bei einem jährlichen Wirtschaftswachstum von 5 Prozent können sich immer mehr Indonesier ein eigenes Auto leisten. Die Verbesserung der überregionalen Verkehrsinfrastruktur mit der Fertigstellung der Trans-Java Toll Road und den Fortschritten beim Bau des Trans-Sumatra Highways - bei einem gleichzeitig schwach ausgebauten Bahnnetz - schaffen Anreize für einen Autokauf.

Individuelle Mobilität steht erst am Anfang

Im Pkw-Segment sind vor allem Familenvans beliebt, in denen bis zu sieben Personen sitzen können. Sie gibt es neu ab 10.000 US-Dollar (US$), in einem guten Gebrauchtzustand bereits für die Hälfte. In den wohlhabenden Städten sind viele neue Modelle zu sehen, mit zunehmendem Alter finden sie oftmals als Gebrauchtwagen in der Provinz Verwendung. Klassische Sedans sind auf den Straßen deutlich seltener zu sehen. Vorherrschend sind Automatikgetriebe, nur etwa ein Drittel der Verkäufe entfallen auf Pkw mit Schaltgetriebe. 

Das eigene Auto ist in Indonesien ein wichtiges Statussymbol, mit deutschen Marken als Inbegriff von Luxus. Gleichzeitig sind Automobile in der familienbezogenen indonesischen Gesellschaft zumindest bei Menschen mittleren und fortgeschrittenen Alters auch ein Rückzugsraum gegenüber der Fremdheit des öffentlichen Raumes. Viele Indonesier ziehen stundenlange Staus im eigenen Auto gegenüber einer schnelleren Bus- oder Bahnfahrt vor.

Autonomes Fahren ist in Indonesien kein Thema. Zu chaotisch ist der städtische Straßenverkehr und zu schlecht sind jenseits des urbanen Raums die Straßen. Zudem ist der 5G-Telekoimmunikationsstandard erst rudimentär ausgebaut. Die neue Plan-Hauptstadt Nusantara könnte als das Symbol für die Fortschrittlichkeit des Inselstaates aber durchaus die Voraussetzung für den Einsatz solcher Technologien bieten.

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Nachholbedarf bei der Pkw-Dichte

Nach Angaben des indonesischen Statistikamtes gibt es im Land mit seinen 280 Millionen Einwohnern etwa 18 Millionen gemeldete Pkw. Das entspricht einer Versechsfachung seit der Jahrtausendwende. Die Pkw-Dichte pro Kopf liegt damit etwa bei einem Zehntel von der Deutschlands. Jedes Jahr kommen circa 700.000 Neuanmeldungen hinzu. Pkw sind aber nur zweitwichtigstes Verkehrsmittel, hinter den 130 Millionen Motorrädern. Sie versprechen im zähen Stadtverkehr ein schnelleres Vorankommen.

Mehr als die Hälfte aller in Indonesien zugelassenen Pkw fahren auf Java, das nur 7 Prozent der Landmasse des Inselstaates ausmacht. Dort leben aber 60 Prozent der Indonesier und dort werden fast 60 Prozent des indonesischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) erwirtschaftet. Laut Statistik sind allein in Jakarta fast 4 Millionen Pkw gemeldet. Das sind mehr als auf den riesigen Flächen Sumatras und Kalimantans zusammen. In den Städten bilden die nicht endenden Verkehrsstaus eine natürliche Wachstumsgrenze für Neuzulassungen. Hier muss in Zukunft der öffentliche Nahverkehr eine stärkere Rolle spielen, wenn Mobilität erhalten bleiben soll. 

Die Regionen der indonesischen Peripherie hingegen dürften im Zuge ihres rohstoffgetriebenen Wachstums zukünftig stärkere Zuwachsraten bei Pkw vorweisen als die Wirtschaftszentren auf Java. Maßgebend ist der laufende Ausbau der dort vielerorts noch rudimentären Verkehrsinfrastruktur. Für die Hersteller im Massensegment sind daher Aufbau und Pflege eines Vertriebsnetzes im gesamten Archipel eine Kernaufgabe.  

 

Absatz von Kfz nach Herstellern in Indonesien 2023 (Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent)

Hersteller

Absatz 2023

Veränderung zu 2022 

Marktanteil 2023

Toyota

325.395

-1,2

32,6

Daihatsu

194.108

2,9

19,4

Honda

128.010

2,1

12,8

Suzuki

82.244

-7,7

8,2

Mitsubishi Motors

81.792

-16,5

8,2

Hyundai

35.736

18,4

3,6

Mitsubishi Fuso

33.283

-13,3

3,3

Quelle: Gaikindo 2024

 

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