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Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

Indonesien plant mit großen Summen den Infrastrukturausbau. Doch die Folgen der Coronakrise für den Staatshaushalt verengen die finanziellen Spielräume.

Von Frank Malerius | Jakarta

Indonesiens Infrastruktur ist veraltet und unterdimensioniert. Um die hohen Wirtschaftswachstumsraten der vergangenen zwei Jahrzehnte aufrechterhalten zu können, muss sie dringend ausgebaut werden. Das ist auch ein politisches Versprechen für ärmere Bevölkerungsschichten in abgelegenen Regionen. Denn dort sind die Preise von Produkten des Grundbedarfs mangels Straßen, Häfen und Flughäfen deutlich höher.

Der Medium-Term Development Plan 2020-2024 der nationalen Planungsbehörde Bappenas definiert 41 strategische Großprojekte von nationaler Priorität, die in diesem Zeitraum angestoßen oder abgeschlossen werden sollen. Das Gesamtvolumen beträgt etwa 500 Milliarden US-Dollar (US$). Schwerpunkt ist die urbane und industrielle Entwicklung.

Einige prominente Vorhaben sind bereits fertig, wie etwa die Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke Jakarta-Bandung oder befinden sich in der Umsetzung, wie der Ausbau der U-Bahnlinie in Jakarta. Jenseits dieser Prestigeprojekte dürfte es aber Verzögerungen oder Absagen von Projekten geben. Denn der Bausektor ist staatlich dominiert, und die Regierung muss nach den hohen Sozialausgaben während der Coronakrise nun sparen. Auch deshalb hängt das Wachstum der Bauwirtschaft weit hinter dem der Gesamtwirtschaft zurück. Nun hat die Regierung auch noch beschlossen, die Kreditvergabe an die großen staatlichen Bauunternehmen zu begrenzen. Das dürfte zu weiteren Verwerfungen in der Branche führen.

Mehr Entwicklung außerhalb Javas

Dennoch hat Präsident Joko Widodo die infrastrukturelle Entwicklung zum Markenzeichen seiner Amtszeit gemacht. Vor allem der Bau der neuen Hauptstadt in der Provinz Ostkalimantan soll sein politisches Erbe werden – und ein Symbol für die Regionalentwicklung. Denn die Insel Java mit der Hauptstadt Jakarta stehen für nicht einmal 7 Prozent der Landfläche des Archipels, aber für fast 60 Prozent der Wirtschaftsleistung. Hier ist ein Großteil der Industrie ansässig, und die Infrastruktur ist am besten ausgebaut. Alle gewählten Präsidenten des Landes waren Javaner. In nahezu allen sozialen Indikatoren haben die anderen Regionen das Nachsehen.

Nach Angaben von Bappenas sollen 40 Prozent der im Medium-Term Development Plan aufgelisteten Mittel aus dem Staatshaushalt kommen, weitere 25 Prozent von den großen Staatsunternehmen. Laut Fünfjahresplan müssten 35 Prozent von privaten Investoren gestemmt werden. Doch gerade die waren in der Vergangenheit der große Unsicherheitsfaktor in den Berechnungen – vor allem wegen mangelhafter Investitionsbedingungen.

Auch der Staat kann seinen Verpflichtungen nicht im geplanten Umfang nachkommen. Denn die geplanten Staatsausgaben sollten 5,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Fünfjahreszeitraum entsprechen. Grundlage dafür war die optimistische Prognose eines jährlichen Wirtschaftswachstums zwischen 5,4 und 6 Prozent. Spätestens durch die Coronakrise sind diese Zahlen Makulatur. 

Der Fünfjahresplan ist kein wahrscheinliches Szenario, sondern eher als Best Case zu verstehen. Die Wirklichkeit bleibt oft deutlich hinter den Ambitionen zurück. Welcher Anteil der geplanten Projekte realisiert wird, ist schwer abzuschätzen, da auch die Volatilität der Rupiah Unsicherheit schafft. Zu Beginn der Pandemie verlor sie binnen sechs Wochen um 20 Prozent an Wert gegenüber dem US-Dollar (und erholte sich danach genauso schnell wieder). Projekte mit hohem Importanteil können so plötzlich deutlich teurer werden. Indonesien muss einen Großteil seiner Technologie im Ausland einkaufen, seien es Baumaschinen, Elektrotechnik oder Kraftwerkstechnologie.

Bauvorhaben verzögern sich häufig

Der Privatsektor soll nach dem Willen der Regierung eine wesentliche Rolle beim Ausbau der Infrastruktur spielen. Daher veröffentlicht Bappenas jährlich eine Liste der auszuschreibenden Public-private-Partnership-Projekte. In der Ausgabe von 2023 werden 70 Projekte aufgeführt, davon sind aber nur 18 ausgeschrieben, 50 befinden sich in der Kategorie "voraussichtlich". Sie umfassen ein breites Spektrum des zumeist städtischen und regionalen Infrastrukturausbaus. 

Privatunternehmen sind gerade bei großen Vorhaben, die sich über einen langen Zeitraum erstrecken, vorsichtig. Denn sehr häufig kommt es zu langwierigen Verzögerungen, die die Renditeplanung für die eigenen Investitionen unsicher macht.

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