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Interview | Israel | Krieg in Gaza

"Kontakte zum israelischen Markt weiterpflegen“

Das Wirtschaftsleben geht in Israel trotz Krieg weiter. Michel Weinberg, Geschäftsführer der AHK Israel, rät deutschen Firmen, auch das langfristige Marktpotenzial zu beachten. 

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Michel-Weinberg_RZ Michel-Weinberg_RZ | © © Barak Aharon

Im Interview mit Germany Trade and Invest (GTAI) spricht der Geschäftsführer der AHK Israel, Michel Weinberg, über die Auswirkungen des Gaza-Kriegs auf die israelische Wirtschaft und auf mögliche Störungen der Lieferketten.

Herr Weinberg, wie sehr verunsichert die jetzige Kriegslage deutsche Unternehmen, die auf dem israelischen Markt tätig sind oder das erwägen?   

Natürlich beobachten Israels Geschäftspartner die Lage aufmerksam, viele auch mit Sorge. Nicht wenige Unternehmen aus Deutschland wenden sich an die AHK Israel, um unsere Einschätzung zu hören.

Und was sagen Sie ihnen?

Zuallererst erklären wir die aktuelle Lage: Das Wirtschaftsleben in Israel geht weiter. Waren werden produziert, Dienstleistungen erbracht, auch wenn gerade im Dienstleistungssektor Branchen wie Restaurants und Cafés stark betroffen sind. Dabei haben viele Menschen nicht unbedingt Angst, aus dem Haus zu gehen, die Stimmung ist aber nicht danach. Am Außenhandel hat sich nichts geändert. Importwaren kommen an, Exportgüter werden verschifft, der Zahlungsverkehr funktioniert. 

Also Business as usual?

Ganz ohne Probleme geht es unter den gegebenen Umständen selbstverständlich nicht. Wenn ein Teil der Mitarbeiter einer Firma oder einer Behörde als Reservisten zur Armee einberufen worden sind, kann sich die Abwicklung einzelner Vorgänge verzögern. Zum Beispiel beim Zoll. Dort kann die Warenfreigabe importierter Waren etwas länger als sonst dauern. Aber es sind allenfalls wenige Tage. An den Zollbestimmungen als solchen oder am Außenhandelsregime hat sich nichts geändert.

Wie sieht es mit der Pflege bestehender und Anbahnung neuer Geschäftskontakte aus?

Wie nicht anders zu erwarten, finden Geschäftsreisen nach Israel – vielleicht von einzelnen Ausnahmen abgesehen – gegenwärtig nicht statt. Allein unsere Kammer hatte bis Ende 2023 noch 13 von uns betreute Geschäftsdelegationen erwartet, die nun nicht kommen. Auch haben deutsche Firmen, die hier vor Ort vertreten sind, ihr deutsches Personal abgezogen. Natürlich gilt das auch für Unternehmen aus anderen Ländern.

Das heißt aber keineswegs, dass Geschäftskontakte, inklusive der Markterkundung und Geschäftsanbahnung nicht möglich wären. Wir raten Unternehmen, die ihre Israelreisen stornieren mussten, mit den israelischen Partnern digital in Verbindung zu bleiben. Dank unserer Kontakte zur israelischen Wirtschaft wissen wir, dass unter israelischen Firmen die Bereitschaft dazu in der Regel besteht. 

Stets und immer?

Das nicht unbedingt. Manchmal können Verhandlungen oder Entscheidungen unter den jetzigen Bedingungen nicht möglich sein. Dann werden es die israelischen Firmen aber direkt sagen und Kontaktaufnahme zu einem späteren Zeitpunkt vorschlagen. Sie empfinden die Frage aber nicht als unpassend. Um sicherzugehen, können ausländische Partner einfach fragen, ob das oder jenes jetzt passen würde. Wer sich jetzt ganz ausklinkt, kann Geschäftschancen verpassen. 

Natürlich wird jetzt kaum jemand eine Großinvestition in Israel beschließen. In der Vergangenheit aber hat die israelische Wirtschaft ihre Fähigkeit zu schneller Erholung bewiesen. Daher empfehle ich deutschen Unternehmen bei aller augenblicklichen Vorsicht auch an die Zukunftsperspektiven zu denken. Wir halten es für richtig, Kontakte zum israelischen Markt weiterzupflegen. Selbstverständlich steht die Kammer deutschen Unternehmen auf Wunsch auch jetzt mit Informationen, Beratung und Kontaktvermittlung zur Verfügung. 

Wie ist die Situation in der Start-up-Szene?

Das klassische, junge Start-up hat normalerweise nicht allzu viele Mitarbeiter. Wenn ein großer Teil von ihnen nicht da ist, kann die Betriebstätigkeit solcher Firmen in der Tat erheblich leiden. Aber auch hier gilt meiner Meinung nach, dass sich die Start-up-Szene schnell erholen wird. Sie abzuschreiben und auf Innovationszusammenarbeit mit ihr zu verzichten, wäre meines Erachtens falsch.

Kontaktadresse

AHK Israel

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