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Wirtschaftsausblick | Israel

Zwischen Hoffen und Hürden: Israels Wirtschaft erholt sich

Der Waffenstillstand in Gaza begünstigt die wirtschaftliche Erholung Israels. Es bleiben längerfristige Herausforderungen.

Von Wladimir Struminski | Israel

Top-Thema: Ein Waffenstillstand macht noch keine wirtschaftliche Stabilität

Im Oktober 2025 wurde eine Waffenstillstandsvereinbarung zwischen Israel und der im Gazastreifen regierenden Hamas-Bewegung verkündet. Nach zwei Jahren Krieg hellen sich damit auch die wirtschaftlichen Aussichten auf.

Dabei hat die israelische Wirtschaft während des Krieges erhebliche Resilienz bewiesen. Im Jahr 2024 konnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) trotz der Erschütterung durch den Kriegsausbruch immerhin um 0,9 Prozent wachsen. In den ersten drei Quartalen 2025 lag das BIP real um 1,1 Prozent über dem Stand des Parallelzeitraums von 2023 - also der letzten Periode vor dem Krieg.

Ohne den Krieg wäre das Wachstum höher ausgefallen. Die Kampfhandlungen dämpften das BIP im zweiten Kriegsjahr laut einer Schätzung der Zentralbank um 1 Prozent. Bei einem stabilen Waffenstillstand ist insbesondere ein günstigeres außenwirtschaftliches Klima zu erwarten. Für Israels exportorientierte Wirtschaft ist das entscheidend. Im Verlauf des Krieges stellte die sich vertiefende politische Isolation Israels die außenwirtschaftlichen Beziehungen auf die Probe. Das zeigten beispielsweise Diskussionen über eventuelle Sanktionen. 

Staatsfinanzen bleiben angespannt

Der Waffenstillstand verbesserte die wirtschaftlichen Aussichten gegenüber dem Herbstgutachten der Zentralbank, das im September erstellt wurde. Es geht davon aus, dass jedes Quartal, in dem sich der Krieg fortsetzen würde, 0,25 Prozent Wachstum kostet. Auch wenn dies nun nicht eintritt, sieht Israel sich längerfristigen Kriegsfolgen gegenüber. Dazu gehören die angespannten Staatsfinanzen. Im letzten Vorkriegsjahr, 2022, konnte Israels Staatshaushalt einen Überschuss von 0,6 Prozent des BIP vorweisen. Für 2025 erwartet die Zentralbank ein Haushaltsdefizit von 5,1 Prozent des BIP.

Zudem ist beschlossene Sache, dass die Verteidigungsausgaben dauerhaft auf ein hohes Niveau steigen. Selbst unter der Annahme, dass es 2026 zu keinen kriegerischen Auseinandersetzungen kommt, sollen sie laut dem Finanzministerium um 19 Prozent über dem Vorkriegsniveau liegen. Allerdings beziffert die Armee ihren Bedarf auf fast das Doppelte des Vorkriegsstandes.

Falls sich die Ausgaben in Richtung dieser Obergrenze bewegen, werden Haushaltsdefizit und Staatsverschuldung weiter steigen. Das erschwert der Regierung die Finanzierung wachstumsfördernder ziviler Ausgaben, etwa für Infrastrukturprojekte, und schadet der langfristigen Wirtschaftsentwicklung.  

Geopolitische Risiken nicht beseitigt

Zwar erklärt Israel, parallel zum Krieg in Gaza zwei wichtige Gegner neben der Hamas geschwächt zu haben: den Iran und die libanesische Hisbollah. Tatsächlich bestehen diese Konflikte jedoch fort.

Mit Sorge wird in Israel wahrgenommen, dass der direkte Einfluss der USA auf die israelische Politik während des Krieges deutlich gestiegen ist. Die gegenwärtige US-Regierung hat Israel mehrfach Entscheidungen faktisch aufgezwungen. Unabhängig von der politischen Bewertung der konkreten Fälle gelten solche Schritte als Zeichen dafür, dass Washington künftig weniger Rücksicht auf israelische Wünsche oder Interessen nehmen dürfte.

Wirtschaftsentwicklung: Zentralbank erwartet Erholung

Laut der Herbstprognose der Zentralbank ist für 2025 ein BIP-Wachstum von 2,5 Prozent zu erwarten. Für 2026 prognostiziert die Bank einen kräftigeren Aufschwung. Das BIP könnte demnach real um 4,7 Prozent zulegen. Bei den Bruttoanlageinvestitionen (ohne Schiffe und Flugzeuge) erwarten die Zentralbanker ein Plus von 14 Prozent. Damit würden die Investitionen weiter anziehen, nachdem für 2025 ein Plus von 7,5 Prozent erwartet wird.

Die ausländischen Direktinvestitionen stiegen 2024 mit einem Plus von 4,1 Prozent eringfügig an. Der Gesamtjahreswert ausländischer Investitionen kann häufig von einzelnen Megainvestitionen beeinflusst werden, was Prognosen erschwert.

Konsum und Einfuhr wieder auf Wachstumskurs

Nach einem ersten Schock stieg der Privatverbrauch bereits 2024 wieder und legte um 3,9 Prozent zu. Für 2025 prognostiziert die Zentralbank ein Konsumwachstum von 3 Prozent und für 2026 eine kräftige Zunahme um 7 Prozent.

Auch die Einfuhren legen wieder zu. Laut der Zentralbankprognose steigen zivile Importe (ohne Diamanten, Schiffe und Flugzeuge) 2025 ebenso wie 2026 in realen Binnenpreisen um jeweils 8,5 Prozent. Im Jahr 2024 verbuchten sie einen Rückgang um 1,9 Prozent.

Deutsche Perspektive: Stabilisierung schafft Lieferchancen

Die deutsche Exportwirtschaft behauptete ihre Position auf dem israelischen Markt während des Krieges nahezu unverändert. Die Einfuhren aus der Bundesrepublik nahmen 2024 in laufenden Dollarpreisen zwar um 1,8 Prozent ab. Allerdings blieb der deutsche Importmarktanteil mit 7 Prozent gegenüber dem Vorjahresergebnis nahezu konstant.

In den ersten neun Monaten 2025 stiegen die israelischen Importe aus der Bundesrepublik um 4,1 Prozent gegenüber dem Parallelzeitraum des Vorjahres. Der deutsche Anteil an Israels Wareneinfuhr belief sich hier auf 6,9 Prozent.

Bei der wichtigsten Kategorie der Wareneinfuhr aus Deutschland - Maschinen und Ausrüstungen - gab es in den Monaten Januar bis September 2025 einen Rückgang um 5,5 Prozent. Die Einfuhr deutscher Fahrzeuge nahm in demselben Zeitraum um 16,9 Prozent zu, während die Importe von Produkten der Chemieindustrie konstant blieben. Angesicht tendenziell steigender Investitionen können deutsche Lieferanten optimistisch auf den Markt schauen. 

Mehr Interesse am Israel-Geschäft

Der Waffenstillstand im Gazakrieg hat zu einem Anstieg der Anfragen deutscher Unternehmen zum israelischen Markt geführt. Das erklärte der Geschäftsführer der AHK Israel, Michel Weinberg, gegenüber Germany Trade and Invest.

Innerhalb kurzer Zeit nach dem Inkrafttreten des Waffenstillstands sei auch das Interesse an unternehmerischen Delegationsreisen nach Israel sichtbar geworden. Während der Kampfhandlungen waren Geschäftsreisen nach Israel schwer oder erst gar nicht möglich. Die bestehenden Geschäftsbeziehungen deutscher Firmen zu Israel seien indessen, so Weinberg, ungebrochen geblieben.

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