Branchen | Italien | Nahrungsmittel
Branchenstruktur
Die Firmenlandschaft ist weiterhin stark fragmentiert. Die großen Gruppen stärken sich durch Übernahmen.
01.02.2023
Von Oliver Döhne | Mailand
Mehrheitlich kleine Produzenten
Die Ernährungswirtschaft ist eine von Italiens wichtigsten Wirtschaftszweigen. Die gesamte Wertschöpfungskette, von der Landwirtschaft bis zum Lebensmitteleinzelhandel, steuert rund 15 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Als Lebensmittelproduzent liegt Italien beim Output hinter Deutschland und Frankreich auf Platz drei in Europa, bei der Wertschöpfung sogar auf dem ersten Platz. Die Wertschöpfung der Lebensmittelproduktion im engeren (industriell-weiterverarbeitenden) Sinne erreichte 2021 rund 67,9 Milliarden Euro. Laut Branchenverband Federalimentare waren 2021 in der industriellen Nahrungsmittelproduktion 6.850 Unternehmen mit mehr als 9 Mitarbeitern aktiv. Die Zahl der Beschäftigten betrug 385.000. Die Produktion Italiens lag laut Nationalem Statistikamt 2021 wertmäßig bei 110,5 Milliarden Euro an Nahrungsmitteln und 19,2 Milliarden Euro an Getränken. Der Umsatz der italienischen Lebensmittelhersteller lag laut Federalimentare 2021 bei rund 155 Milliarden Euro und der gesamte Konsum von Lebensmitteln, inklusive Gastronomie, bei 236 Milliarden Euro.
NACE-Code | Sparte | 2021 |
---|---|---|
101 | Schlachtung und Fleischverarbeitung | 24,6 |
107 | Herstellung von Back- und Teigwaren | 17,0 |
105 | Milchverarbeitung | 16,6 |
103 | Obst- und Gemüseverarbeitung | 12,0 |
1102 | Herstellung von Traubenwein | 9,1 |
106 | Herstellung pflanzlicher und tierischer Öle und Fette | 5,9 |
104 | Mahl-und Schälmühlen, Herstellung von Stärke und Stärkeerzeugnissen | 4,9 |
1083 | Verarbeitung von Kaffee und Tee | 4,7 |
1107 | Herstellung von Erfrischungsgetränken; Gewinnung natürlicher Mineralwässer | 4,5 |
1082 | Herstellung von Süßwaren | 3,5 |
1085 | Herstellung von Fertiggerichten | 3,1 |
1101 | Herstellung von Spirituosen | 2,0 |
1105 | Herstellung von Bier | 1,5 |
Branchenhoffnung Export
Der Export ist für die italienischen Lebensmittelhersteller angesichts eines seit Jahren nicht mehr wirklich wachsenden Heimatmarktes essenziell wichtig. Aufgrund der durchschnittlich kleinen Unternehmensgröße fällt dies vielen Firmen aber noch schwer, weshalb die Regierung den Sektor mit zahlreichen Fördermitteln und einer weltweiten Made in Italy Kampagne unterstützt. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Bekämpfung ausländischer Produkte die sich zu Unrecht als italienisch ausgeben ("Italian Sounding"). In der Regierung Meloni hat der Schutz des Made in Italy besondere Priorität. Der Export von Nahrungsmitteln und Getränken (SITC 00-11) machte im Jahr 2021 mit rund 45,6 Milliarden Euro ungefähr 8,8 Prozent des italienischen Exports aus. Wichtigste Absatzmärkte sind Europa und die USA, perspektivisch aber auch Asien.
Ausländische Konzerne wachsen
Zahlreiche traditionelle italienische Nahrungsmittelhersteller und Marken werden nach und nach von ausländischen/multinationalen Konzernen übernommen, darunter schon vor längere Zeit bekannte Marken wie Parmalat, Galbani, San Pellegrino, Nova Castelli oder Ambrosi durch den französische Lactalis-Konzern. Laut Branchenverband CREA waren 2021 aber noch rund 78 Prozent der Lebensmittelwirtschaft in italienischer Hand.
Unternehmen | Umsatz 2021 *) |
8.300 | |
3.981 | |
3.964 | |
3.355 | |
2.308 | |
1.749 | |
1.651 | |
1.618 | |
1.544 | |
1.470 |
Supermärkte und Discounter dominieren
Im Vertrieb koexistieren extragroße Hypermärkte am Stadtrand mit Supermärkten, Discountern und Tante-Emma-Läden. Die Hypermärkte verlieren seit Jahren an Boden zugunsten der Supermärkte und Discounter, die beide 2021 stark zulegten, aufgrund des Sparkurses vieler Haushalte besonders die Discounter. Supermärkte besitzen einen Marktanteil von 40 Prozent und gewannen gegenüber der Vor-Covid-Zeit um 2 Prozentpunkte dazu. Discounter halten mittlerweile 25 Prozent (+4 Prozentpunkte). Zu den umsatzstärksten Handelsunternehmen zählen Coop, Conad, Esselunga, Carrefour/PAM/VéGe (kooperieren im Einkauf), Consorzio Crai, Selex und Despar (Spar). Größte Discounter sind Lidl, MD, Todis (Conad), Lillo, Eurospin und Aldi. Der bei Lebensmitteln in Italien ohnehin noch unterentwickelte E-Commerce verlor tendenziell wieder etwas an Bedeutung und Konsumenten bevorzugen nach Ende der Pandemie wieder den persönlichen Einkauf.