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Branche kompakt | Italien | Energiewirtschaft

Marktorganisation und Rahmenbedingungen

Deutsche Anbieter finden im EU-Land Italien keine Beschränkungen beim Marktzugang vor. Die Vorschriften und Genehmigungsverfahren sind jedoch komplex und oft langwierig.

Von Torsten Pauly | Mailand

Die italienischen Energiemärkte sind liberalisiert. Der Wettbewerb ist ausgeprägt. Der Marktanteil des größten Stromversorgers lag 2022 bei 18 Prozent. Unter 23 vergleichbaren EU-Staaten war dieser Wert in den letzten Jahren laut Eurostat nur in Polen und Litauen niedriger. Bei der Energiegewinnung aus regenerativen Quellen hatte der Marktführer Enel 2022 einen Produktionsanteil von 21,5 Prozent.

Die Stromgestehungskosten von Fotovoltaikanlagen waren 2023 in Süditalien um 12,4 Prozent niedriger als im Norden. Bei Windkraft war das Niveau 2022 zu Lande um 16,2 Prozent günstiger als auf See, wobei der Vergleich hypothetisch ist, da es noch keine Offshorewindparks gab.

In- und ausländische Unternehmen können in Strom- und Wärmeanlagen investieren. Zuständig für die landesweiten Stromübertragungsnetze und für die Einspeisung ist das öffentliche Unternehmen Terna. Dieses ist auch verantwortlich für das dispatching genannte Gleichgewicht aus Stromangebot und -nachfrage.

Die italienische Strombörse betreibt das öffentliche Unternehmen GME (Gestore Mercati Energetici). Dieser hat hierzu im Internet auf Italienisch Ein umfangreiches Vademecum veröffentlicht. Stromerzeuger können auch direkt mit Unternehmen langfristige Abnahmeverträge schließen.

Die staatliche Regulierungsbehörde für die Energienetze ist ARERA (Autorità di Regolazione per Energia Reti e Ambiente.). Auktionen für Fotovoltaik- und Windkraftanlagen führt die öffentliche Gesellschaft GSE (Gestore Servizi Energetici) durch und informiert über die Einspeiseregelungen auf seiner Homepage

Bei der 13. Auktion im Januar 2024 hat GSE 79 Fotovoltaik- und Windkraftlizenzen im Gesamtumfang von einem Gigawatt vergeben. GSE prüft auch, ob das Projekt alle technischen Standards erfüllt, um für Vergaben zugelassen zu werden.

Mehrere Programme bieten Kaufanreize

Der italienische Staat unterstützt Haushalte und juristische Personen mit mehreren Förderschemata bei der Nutzung erneuerbarer Energien. Das meistgenutzte Programm heißt Superbonus. Es ermöglicht Käufern von Fotovoltaikanlagen, Solarkollektoren, Wärmepumpen und Ladestationen für Elektroautos hohe Steuerabschreibungen. Diese liegen 2024 bei 70 Prozent des Anschaffungswertes. Im Jahr 2025 wird diese Rate auf 65 Prozent sinken. Auch Energieanlageninvestitionen in Verbindung mit Energieeffizienzmaßnahmen sind förderfähig.

Speziell für Wärmepumpen gibt es zudem das Förderprogramm Conto Terminco. Dieses verwaltet GSE. Es steht natürlichen und juristischen Personen sowie öffentlichen Institutionen offen. Möglich sind Förderungen von bis zu 65 Prozent des Anschaffungswertes.

Speziell für Anschaffungen im Bestand existiert das Förderprogramm Bonus casa. Es fördert unter anderem Fotovoltaikanlagen. Pro Projekt können 2024 bis zu 96.000 Euro beantragt werden. Diese Summe halbiert sich 2025 auf 48.000 Euro. Das Programm richtet sich in erster Linie an Haushalte und Wohnimmobilien. Völlig ausgenommen von der Förderung sind gewerbliche Gebäude.

Investitionen in Fotovoltaikanlagen auf gewerblich genutzten Dächern und Bodenflächen tätigt die Gesellschaft Sunprime. Diese will bis 2025 Kapazitäten von 500 Megawatt in 250 Projekten aufbauen. An der Finanzierung von Sunprime beteiligen sich unter anderem die KfW Ipex Bank und die Norddeutsche Landesbank.

Erhebliche Fördergelder stellt auch die EU-Aufbau- und Resilienzfazilität zur Verfügung. Diese wurde 2021 zur Überwindung der Coronakrise insbesondere durch nachhaltige und digitale Investitionen ins Leben gerufen. Bis 2027 stehen für italienische Energieprojekte 15,2 Milliarden Euro bereit. Unter anderem entfallen 3,6 Milliarden auf Wasserstoffvorhaben, 1,9 Milliarden Euro auf Biomethananlagen, 1,1 Milliarden Euro auf Agrarfotovoltaik, 680 Millionen Euro auf Offshore-Windparks und 1,3 Milliarden Euro auf Elektromobilität, einschließlich der Entwicklung von Batteriespeichern.

Genehmigungen können sich hinziehen

Die Regierung hat 2022 vereinfachte Regelungen für die Aufstellung von Fotovoltaikanlagen in Industriegebieten sowie im Abstand von bis zu 300 Metern davon erlassen. Dies gilt auch für Bahntrassen und Autobahnen in einer Distanz von maximal 150 Metern. Für diese Regeln ist auch der Begriff Solarbelt geläufig.

Dennoch kritisieren Marktkenner, dass sich Genehmigungsverfahren oft in die Länge ziehen. Dies liegt auch an der Vielzahl der technischen Vorschriften und Umweltstandards, die je nach Energieträger zu prüfen sind. Bei der Verfahrensdauer kann es je nach Standort erhebliche Unterschiede geben.

Schnelle bürokratische Verfahren sind auch deshalb nötig, weil die internationale Nachfrage nach Anlagen für erneuerbare Energien die Produktionskapazitäten der Hersteller in manchen Sparten übersteigt. In dem Fall kommen die zu spät zur Realisierung fertigen Projekte laut Branchenkennern erst mit teilweise erheblicher Verspätung zum Zug, Angesichts des zu erwartenden Booms von erneuerbaren Energien kann es in Italien laut Landeskennern in den kommenden Jahren auch zu einem ausgeprägten Fachkräftemangel kommen.

Tipps für den Markteinstieg
  • Fundierte Italienischkenntnisse sind unerlässlich
  • Eine detaillierte Einarbeitung in die meist landessprachlichen Vorschriften ist nötig
  • Professionelle Hilfe bei Steuer- und Anmeldefragen einholen
  • Gute Netzwerke vor Ort und in landesweiten Verbänden und Institutionen sind hilfreich

 

Im innergemeinschaftlichen Warenverkehr der Europäischen Union (EU) sind die Regelungen des Umsatzsteuerkontrollverfahrens in der EU zu beachten. Informationen hierzu finden sich auf der Internetseite des Bundeszentralamtes für Steuern. Hinsichtlich der Normierung gelten die einschlägigen EU-Richtlinien (siehe etwa Deutsches Institut für Normung e.V.).

Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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