Stabiler Import aus Deutschland

Die italienische Nachfrage nach den beliebtesten deutschen Gütern Kfz, Maschinen und chemischen Erzeugnissen blieb im Jahr 2022 zwar auf hohem Niveau, sank aber mengenmäßig in den meisten Kategorien unter den Vorjahreswert. Zugenommen hat hingegen die Nachfrage nach Ausrüstung für die Energiewirtschaft, Messtechnik und nicht-eisenhaltigen Metallen.

Schwierige Marktlage bei Kfz und Maschinen

Die deutschen Autohersteller spüren in Italien weiter die schwierige Marktlage wegen des Umbruchs der Branche. Trotz eines versöhnlichen Jahresabschlusses ging die Zahl der neu angemeldeten Fahrzeuge in Italien im Jahr 2022 um insgesamt fast 10 Prozent zurück. Volkswagen büßte rund 17 Prozent ein, BMW 7,5 Prozent und Mercedes 3 Prozent.

Während die Einfuhr von Maschinen aus Deutschland wertmäßig etwa genau so schnell wuchs wie die Gesamtimporte, wiesen einige Segmente gerechnet in Mengen einen deutlichen Rückgang auf. Das gilt zum Beispiel für Werkzeugmaschinen. Gut entwickelten sich hingegen unter anderem Armaturen, Ventile und rotierende Kraftmaschinen für die verarbeitende und Gasindustrie. Bei den chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen spiegelten sich die hohen Preissteigerungen infolge der energieintensiven Produktion besonders stark wider.

Lebensmittel und Elektrotechnik legen zu

Die Einfuhr deutscher Lebensmittel legte trotz Inflation insgesamt auch in der Menge zu. Das war unter anderem der Fall bei Getreideerzeugnissen (Getreide, Mehl, Grieß), Gemüse (Kartoffeln, Tomaten, Zwiebeln, Kohl, Hülsenfrüchte, Hopfen), Kakaozubereitungen, Rübenzucker und Zuckerwaren, Suppen und Brühen sowie Malzextrakt. Zurück ging hingegen die mengenmäßige Einfuhr von Fleisch- und Milcherzeugnissen sowie die von Bier. Insgesamt zeigte sich die erhöhte Preissensibilität der Haushalte, die sich - mit Ausnahme von Süßigkeiten - mehr essenziellen Käufen zuwandten und Abstriche bei Comfort Food, hierzu gehören vor allem Snacks, machten. 

Die erhöhte Einfuhr von Elektrotechnik ist Konsequenz der Investitionen der Energiewirtschaft, von erneuerbaren Energien über die Modernisierung des Netzes bis zu Energiegemeinschaften und Selbstversorgern. Aus Deutschland kamen 2022 vermehrt Transformatoren, Stromrichter, Spulen, Kabel, Drähte, Schalter, Relais und optische Fasern. Der dringende Ausbau der Krankenhäuser bewirkte zudem einen mengen- wie auch wertmäßigen Nachfrageschub bei Röntgengeräten; gleiches gilt für Spritzen, Kanülen, Katheter und augenärztliches Equipment. 

Höhere Nachfrage aus Italiens Metallurgie

Während die Einfuhr von Eisen und Stahl aus Deutschland 2022 mengenmäßig sank, fragte Italien mehr nicht-eisenhaltige Metalle nach, darunter Kupfer, Blei, Zinn, Nickel und Aluminium. In Italien gibt es viele Hersteller von Spezialstahl und metallischen Komponenten, die ihre Erzeugnisse unter anderem auf Basis von Eisen- und Metallschrott sowie anderen unedlen Metallen gewinnen. Kupfer spielt beim laufenden Ausbau von Italiens Telekommunikations- und Energienetz eine wichtige Rolle. Auch die Stellantis-Automobilwerke und Zulieferer brauchen Kupfer, ganz zu schweigen von der noch immer prosperierenden Bauwirtschaft, inklusive des breitflächigen Austausches der Heizungen über das "Superbonus-Programm".

Blei kommt unter anderem in Batterien, im Schiffbau - Italien ist einer der großen Hersteller von Kreuzfahrtschiffen und Yachten - und im Strahlenschutz in Krankenhäusern zum Einsatz. Zinn braucht Italiens Elektroindustrie als Lötmittel sowie die Verpackungsindustrie für Konserven. Aluminium kommt als elektrischer Leiter, als Rohstoff für Behälter und Verpackungen, für Aufbauten von Nutzfahrzeugen - hier spielt Italien mit Iveco noch eine größere Rolle - und in der Leichtbauarchitektur zum Einsatz.

Nickel dient unter anderem dem Korrosionsschutz mittels Legierung in der Stahlveredlung. Der veredelte Stahl wird zum Beispiel in Italiens Gas- sowie in der Luft- und Raumfahrtindustrie eingesetzt, wo das Land ein wichtiger Player ist. Nickel kommt auch in der Elektrotechnik und in der chemisch-pharmazeutischen Industrie zum Einsatz. 

Messtechnik expandiert

In der Mess-, Regel- und Prüftechnik stieg der Import aus Deutschland 2022 unter anderem bei Strom-, Gas- und Flüssigkeitszählern, Mess- und Prüfinstrumenten, Geräten für physikalische oder chemische Untersuchungen sowie für Rechen-, Längenmaß- und Regeltechnik. Ein Grund sind die Initiativen und Anreize für mehr Kontrolle und Zurechnung des Verbrauchs von Strom, Gas und Wasser, auch mit dem Ziel, die hohen Verluste in den Griff zu bekommen. Für eine digitale Utility-Infrastruktur sind umfangreiche Mittel in Italiens Recovery-Plan eingestellt, und auch die Unternehmen investieren. Ein weiterer Bereich mit Nachfrage nach Sensor- und Wartungstechnik ist die Transportinfrastruktur: Viele Tunnel und Brücken sind in die Jahre gekommen. Oft ist die Transportinfrastruktur auch durch Erdbeben und andere geologische Risiken gefährdet.

Deutschland ist wichtigster Lieferant Italiens 

Mit insgesamt rund 91 Milliarden Euro war Deutschland auch im Jahr 2022 Italiens wichtigste Bezugsquelle von Gütern aus dem Ausland, gefolgt von China und Frankreich. Der wertmäßige Import nahm um rund 18 Prozent zu, was aber zu einem großen Teil an den erheblichen Preissteigerungen lag. Mengenmäßig, gemessen am Gewicht, blieb die Einfuhr laut italienischem Statistikamt mit einem Minus von 0,2 Prozent etwa auf Vorjahresniveau.