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Branche kompakt | Japan | Ernährungswirtschaft

Branchenstruktur

Japans Nahrungsmittel und Getränke verarbeitende Industrie ist wettbewerbsintensiv. Sie wird von Großunternehmen geprägt. 

Von Frank Robaschik | Tokyo

Japans Regierung will die Nahrungsmittelsicherheit stärken. Dazu hat sie im Dezember 2022 das "Food Security Reinforcement Policy Framework" als eine Art Roadmap formuliert. Grundlegend geht es darum, die Importabhängigkeit abzubauen und die Eigenversorgung zu erhöhen. Dazu zählt unter anderem, den eigenen Anbau von Rohmaterialien für den Einsatz in der Nahrungsmittelindustrie zu steigern und verstärkt auf energiesparende Techniken zu setzen.

Bis 2030 soll der Einsatz von chemischen Düngern gegenüber dem Vergleichsjahr 2016 um 20 Prozent sinken. Die Anbauflächen von Weizen sollen laut dem Rahmenwerk bis 2030 um 9 Prozent, die von Sojabohnen um 16 Prozent und die von Futterpflanzen um 32 Prozent gegenüber dem Jahr 2021 steigen.

Nicht zuletzt wird darauf abgezielt, Ausschusswaren und Abfallprodukte, die während der Herstellung anfallen, gegenüber dem Vergleichsjahr 2020 um 2,7 Millionen Tonnen zu verringern.

Der Selbstversorgungsgrad bei Nahrungsmitteln ist in Japan auf Kalorienbasis mit weniger als 40 Prozent relativ gering. Hierfür ist vor allem die geografische Struktur des Landes verantwortlich. Laut "Basic Plan" aus dem Jahr 2020 will die Regierung bis 2025 die Selbstversorgungsrate auf 45 Prozent ausbauen. Vor allem der Einsatz von Smart Farming, also von digitalen Anwendungen, soll die Effizienz der Agrarindustrie erhöhen. Allerdings muss das Land auch dann noch sowohl Rohprodukte zum eigenen Verzehr als auch solche zur Weiterverarbeitung überwiegend importieren.

Prognose zur Produktion ausgewählter Nahrungsmittel in Japan *In Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent

Sparte

2024

Veränderung 2024/2023

Süßwaren

18.734

2,4

Molkereiprodukte

22.442

0,8

  Milch

5.335

2,7

  Eis

4.182

-2,0

  fermentierte Milch

6.579

0,5

  Käse

1.366

3,2

Gesundheitskost

13.088

7,0

Brot

7.118

0,1

Fleischverarbeitung

5.918

2,8

  Würste

2.959

1,5

  Schinken

1.885

1,9

  Speck

1.074

0,0

Gefrierkost

5.930

4,0

  Fertiggerichte

5.143

0,9

Nudeln

4.959

1,5

* umgerechnet zum Wechselkurs: 1 US$ = 140,6 Yen.Quelle: The Beverage & Food Statistics Monthly, Nikkan Keizai Tsushinsha 2024

Großunternehmen prägen das Bild

Die Produktion von Agrarerzeugnissen findet in Japan vorwiegend in kleinen Betrieben statt. Dahingegen sind die verarbeitenden Unternehmen meist groß. Laut Angaben des Ministry of Economy, Trade and Industry gab es im Jahr 2021 in Japan insgesamt 24.654 Nahrungsmittel verarbeitenden Betriebe, darunter 7.654 mit 30 oder mehr Angestellten. Diese stellten den Löwenanteil der Produktion. Der Wettbewerb ist sehr intensiv.

Die umsatzstärksten Akteure in Japan sind die drei Getränkekonzerne Suntory, Asahi und Kirin. Unter den ausländischen Anbietern liegt Coca-Cola in der Spitzengruppe. Der US-Konzern betreibt über ganz Japan verteilt mehrere Getränkeabfüllanlagen. Ansonsten sind internationale Branchengrößen wie Mondelez, Nestlé und Unilever mit ihren Nahrungsmitteln in verschiedenen Produktgruppen stark vertreten.

Wichtige Hersteller in ausgewählten Segmenten
SegmentAnbieter
Süßwaren, SnacksCalbee, Lotte, Morinaga, Ezaki Glico, Fujiya
GefrierkostNissui, Maruha Nichiro, Ajinomoto, JT
alkoholische GetränkeSuntory, Kirin, Asahi, Sapporo
alkoholfreie GetränkeSuntory, Coca Cola, Yakult, Otsuka, Ito En
FleischverarbeitungNH Foods, Itoham Foods, Prima Meat Packers, Starzen, S Foods
BackwarenYamazaki Baking, Fuji Baking, Pasco Shikishima, First Baking, Nichiryo Baking
MolkereiprodukteMorinaga, Megmilk Snow Brand, Yakult, Meiji Holdings, Koiwai Dairy Products
GewürzeAjinomoto, Kikkoman, Mizkan, Kagome, House Foods
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, 2024

Deutschlands Lieferanteil bleibt gering

Der japanische Archipel ist stark auf die Einfuhr von Lebensmitteln angewiesen. Die wichtigsten Lieferländer sind die USA, China, Australien, Thailand und Brasilien. Japan ist zudem der fünftgrößte Abnehmer europäischer Agrarausfuhren. An den japanischen Importen von Nahrungsmitteln und Getränken hat Deutschland einen geringen Anteil. Für europäische und deutsche Anbieter von Lebensmitteln und Getränken hat das seit Februar 2019 geltende Freihandelsabkommen zwischen der EU und Japan die Lieferbedingungen verbessert. 

Japans Nahrungsmittel- und Getränkeimporte (SITC 01-07, 09, 11) beliefen sich 2023 auf 57 Milliarden US-Dollar (US$). Damit sind sie gegenüber dem hohen Vorjahreswert um 8,5 Prozent wieder etwa auf das Niveau von 2021 gefallen. Die Importe aus Deutschland fielen um 1,5 Prozent. Auch 2023 waren die Einfuhren von Fleisch und Fleischprodukten aus deutschen Betrieben aufgrund der Schweinepest und des Rinderwahnsinns fast vollständig unterbunden. Allerdings gab das Ministry of Agriculture, Forestry and Fisheries Ende 2023 bekannt, dass die Einfuhr von Rindfleisch aus entsprechend zertifizierten deutschen Betrieben wieder möglich ist. 

Japans Einfuhr von Nahrungsmitteln und Getränken In Millionen US-Dollar
SITC

Produktgruppe

2022

2023

Deutschland*

01

Fleisch und Fleischprodukte

14.663

12.997

0,4

02

Milch und Milchprodukte, Vogeleier

1.964

2.036

101

03

Fische, andere Wassertiere und Zubereitungen

14.750

13.017

24

04

Getreide und Getreideprodukte, Teig- und Backwaren

10.991

9.548

52

05

Gemüse, Früchte und Zubereitungen

9.909

9.757

58

06

Zucker, Zuckerwaren, Honig

1.208

1.351

60

07

Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze und Waren daraus

3.684

3.398

29

09

Verschiedene Lebensmittel und Zubereitungen

2.120

1.936

38

11

Getränke

3.143

3.085

68

 

Summe

62.434

57.126

429

* Importe aus Deutschland 2023; Abweichungen durch Rundungen.Quelle: UN-Comtrade, 2024

Japans Exporte von Nahrungsmitteln und Getränken fielen 2023 um 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 7,7 Milliarden US$. Die japanische Regierung will die Ausfuhren des Agrarsektors stärken. Größte Abnehmer der Lebensmittel sind China praktisch gleichauf mit den USA, Hongkong und Taiwan. Die Exporte nach China brachen 2023 im Zuge des Protests Chinas gegen das Ablassen radioaktiven Wassers in den Ozean in Fukushima um 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein. Noch 2022 war China der größte Käufer japanischer Nahrungsmittel und Getränke.

Distribution ist komplex

Der Zugang zu Japans Lebensmittelmarkt erfolgt über ein vielschichtiges System aus Importeuren, Großhändlern und Handelshäusern sowie Distributionsfirmen. Es ist für ausländische Neulinge nur schwer zu durchschauen. Es gilt, die richtigen Vertriebswege zu erschließen und das Erzeugnis auch letztlich bei den Zwischen- oder Endkunden bekannt zu machen. Hierfür ist ein gut vernetzter Partner wichtig.

Der Absatz importierter Lebensmittel konzentriert sich in Japan auf die drei großen Ballungsräume rund um die Großstädte Tokyo (Kanto-Region), Osaka (Kansai-Region) und Nagoya (Tokai-Region). In diesen Regionen leben etwa zwei Drittel der Bevölkerung. Sie weisen zudem das höchste Einkommensniveau auf.

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