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Mehr Strom im automobilen Wettbewerb

Das Rennen um Elektroautos läuft in Japan bislang nicht auf vollen Touren. Mit neuen Investitionsstrategien wollen die Kfz-Unternehmen des Archipels aufholen.

Von Jürgen Maurer | Tokyo

In Japans Automobilindustrie zeichneten sich im Februar 2023 große Veränderungen ab. Der Vorsitzende des Toyota-Konzerns Akio Toyoda kündigte seinen Rücktritt von der Konzernführung für den April an. Des weiteren verteilten die beiden Partner Nissan und Renault die Unternehmensanteile ihrer Allianz neu und besiegelten so eine ausgeglichenere Partnerschaft. In den vergangenen Jahren war die Kooperation von Verwerfungen geprägt gewesen. Zudem öffnete der chinesische Autoriese BYD seinen ersten Showroom in Yokohama und wird in Japan elektrische Fahrzeuge (Electric Vehicles, EV) verkaufen.

Die Elektrifizierung von Fahrzeugen spielt als disruptiver Faktor in der Branche eine große Rolle. Japans etablierte Automobilkonzerne stehen im EV-Markt gegenüber Newcomern wie Tesla und BYD unter hohem Wettbewerbsdruck. Es gilt hier, Marktanteile zu gewinnen. Vor allem bei vollelektrischen Fahrzeugen haben japanische Hersteller in den letzten Jahren zu wenig Dynamik gezeigt. Dies ändert sich nun.

EV-Wettbewerb wird in Japan intensiver

Die Tatsache, dass der chinesische Autobauer BYD in Japan ein breites Sortiment an vollelektrischen Fahrzeugen in den Markt einführt, rüttelt die Branche auf. Bis Ende 2023 will BYD landesweit etwa 20 Verkaufsstellen und bis 2025 etwa 100 Showrooms einrichten. Tesla als der gegenwärtig führende ausländische Anbieter von EV in Japan hatte Ende 2022 nur sieben Verkaufsstellen. Allerdings vertraut das US-Unternehmen ohnehin eher auf Pop-up-Stores und Internetverkäufe.

Auch deutsche Automobilhersteller wie Mercedes und Porsche bauen Distributions- und Verkaufsnetze für EV in Japan auf. Allerdings ist der Gesamtabsatz von vollelektrischen Autos auf dem Archipel gering. Im Jahr 2022 erreichte er mit knapp 59.000 Einheiten einen Anteil von 1,7 Prozent an den Pkw-Neuverkäufen. In den vergangenen Jahren waren in Japan vor allem Hybridautos nachgefragt. Hier gilt Toyota als weltweiter Benchmark.

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Autofirmen überarbeiten ihre Strategien

Strikte Abgasvorgaben und Steuervorteile zielen in vielen Absatzmärkten auf vollelektrische Autos ab. Hierauf müssen die japanischen Automobilhersteller reagieren. Daher leitet Toyota mit dem Führungswechsel im April 2023 eine neue Ära ein. Toyota produzierte 2022 zusammen mit der Luxusmarke Lexus gerade mal 24.000 vollelektrische Fahrzeuge. Die neue Modellreihe von vollelektrischen Autos, bZ4X genannt, hatte einen holprigen Start.

Honda, der unter den japanischen Autobauern weltweit zweitgrößte Produzent, hat bereits im April 2021 einen ambitionierten Plan verkündet: So sollen elektrifizierte Fahrzeuge bei seinen globalen Verkäufen in allen wichtigen Märkten bis zum Jahr 2030 einen Anteil an den eigenen Auslieferungen von 40 Prozent und bis 2035 von 80 Prozent erreichen. Bis 2040 strebt Honda das Ziel von 100 Prozent an.

Nissan hat seiner EV-Strategie mit der im Februar 2023 aktualisierten "Nissan Ambition 2030" neuen Schwung gegeben. Bis zum Ende des Fiskaljahres 2030 will das Unternehmen 27 (vorher 23) neue Modelle elektrifizierter Autos auf den Markt bringen: Darunter sind 19 (vorher 15) vollelektrische Autos. Die intensivierte Kooperation mit Renault und dem dritten Partner Mitsubishi ist auch als "Alliance" bekannt. Sie soll vor allem in Europa die Elektrifizierung vorantreiben.

Auch die zweite Reihe investiert viel

Nicht nur die großen Autobauer nehmen Strategieanpassungen vor. Anfang März hat das Kfz-Unternehmen Subaru ebenfalls für 2023 einen Führungswechsel angekündigt. Damit will das Unternehmen den seit Mitte 2022 verfolgten Umbau hin zu elektrischen Fahrzeugen voranbringen. Subaru wird in Japan eine neue Fabrik speziell für EV und entsprechende Batterien bauen. Die Produktion soll 2027 den Betrieb aufnehmen. Dafür sind Investitionen von 1,9 Milliarden US-Dollar (US$) vorgesehen.

Der Kleinwagenhersteller Suzuki Motors hat im Januar 2023 neue Ziele bekannt gegeben. Diese sehen bis Ende des Fiskaljahres 2030 vor, knapp 35 Milliarden US$ für die Entwicklung und Produktion von Elektrofahrzeugen auszugeben. Mazda wiederum hat im November 2022 angekündigt, bis 2030 etwa 11 Milliarden US$ in die Elektrifizierung seiner Modelle zu investieren. Dann sollen zwischen 30 und 40 Prozent der Fahrzeugproduktion auf EV ausgerichtet sein. Zuvor lag das Ziel noch bei 25 Prozent.

Autoverkäufe bleiben in Japan schwach

In Japan gingen die gesamten Pkw-Neuverkäufe 2022 das vierte Jahr in Folge zurück. Sie sanken gegenüber 2021 um 6,2 Prozent, so die Statistik der Japan Automobile Manufacturers Association (JAMA). Die Verkäufe lagen mit 3,45 Millionen Einheiten auf einem Level, das dem vor 50 Jahren entspricht. Während die Verkaufszahlen im Inlandsmarkt 2022 weiter sanken, konnten die japanischen Marken ihre Ausfuhren auf hohem Niveau halten.

So vermeldete die Toyota Group, trotz vieler Widrigkeiten durch Lieferkettenprobleme, für das Jahr 2022 mit 10,5 Millionen weltweit verkauften Einheiten ein Rekordergebnis. Auch 2023 will Toyota seinen Umsatz weiter steigern. Andere japanische Kfz-Hersteller wie Nissan, Honda und Suzuki haben im Februar 2023 jedoch ihre Produktions- und Verkaufsprognosen für das Jahr gesenkt. Sie rechnen mit weiter anhaltenden Chipengpässen und einer geringeren Nachfrage in Hauptabsatzmärkten.

Der Blick geht vor allem ins Ausland

Halbleiter, Sensoren und Kameras spielen in Automobilen der nächsten Generation eine immer größere Rolle. Daher wollen Honda und der Informationstechnologiekonzern Sony in dem dem 2022 gegründeten Joint Venture Sony Honda Mobility (SMH) ihr Know-how bündeln. Bis 2025 wollen sie die neue Marke "AFEELA" marktreif entwickeln. Die Produktion wird voraussichtlich in einem Honda-Werk in den USA erfolgen.

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Die Automobilkonzerne aus Japan bauen ihre Produktionen insbesondere außerhalb des Heimatmarktes aus. Ein Fokus wird auf den USA liegen, die mit dem Inflation Reduction Act Anreize für den Kapazitätsausbau und -umbau setzen. So will Toyota ab 2026 jährlich 200.000 EV in den USA produzieren.

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