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Wirtschaftsumfeld | Japan | Außenhandel, Struktur

Japanischer Importwert explodierte 2022

Japans Handelsbilanzdefizit steigt trotz guter Exportentwicklung um ein Vielfaches. Der Warenaustausch mit der EU und Deutschland wächst hingegen ausgeglichen.
 

Von Jürgen Maurer | Tokyo

Japan spürt die Auswirkungen der internationalen Handelsverwerfungen und einer schwachen Landeswährung. Die Zuwächse der Import- und Exportwerte haben sich 2022 deutlich auseinanderentwickelt. Das Wachstum der Wareneinfuhren lag um gut 20 Prozentpunkte höher als das der Ausfuhren, so vorläufige Zahlen der japanischen Zollstatistik. Sie erfasst nominale Werte auf Yen-Basis.

Der Zuwachs der japanischen Importe im Kalenderjahr 2022 drehte gegenüber 2021 noch einmal ordentlich auf, zeigt die Zollstatistik. Für die Einfuhren verzeichnete die Behörde ein Wachstum auf Yen-Basis um 39,2 Prozent auf umgerechnet knapp 898 Milliarden US-Dollar (US$). Der stark abgewertete Yen trug einen Teil dazu bei. Obwohl der schwache Yen-Kurs umgekehrt den Export begünstigte, wuchsen die Ausfuhren nur um 18,2 Prozent. Der Warenwert lag hier umgerechnet bei 746 Milliarden US$.

Handelsbilanzdefizit steigt kräftig

Daraus ergab sich ein signifikant gestiegenes Defizit der Handelsbilanz. Es fiel zehnmal größer aus als im Jahr 2021.

Das Japan Foreign Trade Council (JFTC) erwartet, dass sich diese Entwicklung 2023 anders darstellen wird. Die industrienahe Handelsorganisation prognostiziert, dass im Fiskaljahr 2023 der Zuwachs bei den Exporten gegenüber dem Fiskaljahr 2022 stagnieren und bei den Importen sogar im einstelligen Prozentbereich sinken wird. Das setzt aber voraus, dass sich die Rohstoff- und Energiepreise auf einem niedrigeren Niveau einpendeln und der Yen wieder etwas an Wert gewinnt. JFTC erhebt seine Zahlen jeweils für das Fiskaljahr (1. April bis 31. März) und die Ergebnisse sind daher nicht immer mit anderen Statistiken zu vergleichen.

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Rohstoffe belasten Importrechnung

Für das 2022 deutlich gestiegene Defizit im Außenhandel sind die stark gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise verantwortlich. Sie schossen im Gefolge der russischen Invasion in der Ukraine international in die Höhe. Als rohstoffarmes Land importiert Japan in großem Umfang fossile Energieträger und andere Rohstoffe. Der Einfuhrwert für Rohöl stieg 2022 gegenüber 2021 in Yen berechnet um 91,5 Prozent, für Flüssigerdgas um 97,5 Prozent und für Kohle sogar um 178 Prozent.

Insgesamt nahm der Wert japanischer Importe von Brennstoffen und Rohmaterialien aus klassischen Lieferländern erheblich zu: Die Einfuhren aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Australien zogen um jeweils 102 Prozent an. Aus Russland bezog der Archipel wertmäßig 26,2 Prozent mehr Güter. Hierbei dürfte es sich fast ausschließlich um Rohstoffe handeln. Deren Beschaffung ist von den Sanktionen gegenüber Russland ausgenommen.

Bei anderen Importgütern nahmen die wertmäßigen Einfuhren Japans 2022 gegenüber 2021 fast durchweg im zweistelligen Prozentbereich zu. So legten die Importe von Halbleitern auf Yen-Basis um mehr als 45 Prozent zu. Die Einfuhren von medizinischen Erzeugnissen wuchsen um 35,5 Prozent und von Nahrungsmitteln um 28,5 Prozent. Eine der Ausnahmen bildeten Flugzeuge. Sie wurden während der Coronapandemie nicht neu bestellt.

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China ist weiter mit Abstand größter Lieferant

China und die USA führten auch 2022 die Liste der Haupthandelspartner Japans an. Beim Export hat sich der Abstand der USA zu China verringert. So wuchsen die Ausfuhren zum nordamerikanischen Partnerland gegenüber 2021 um 23,1 Prozent an und entwickelten sich damit weit besser als die zum asiatischen Nachbarn. Der Export nach China wuchs lediglich um 5,7 Prozent.

Weiterhin zählen Südkorea und Taiwan zu den größten Abnehmern japanischer Waren. Einen sanktionsbedingten starken Rückgang registrierte die Zollstatistik bei den Exporten Japans nach Russland.

Beim japanischen Import dominierte China mit einem mehr als doppelt so hohen Lieferwert, wie ihn jeweils die USA und die EU erreichen. Japans Warenbezug aus Deutschland hat im Vergleich zu anderen wichtigen Handelsländern mit einem Zuwachs von 14,7 Prozent 2022 vergleichsweise schwach zugenommen und wuchs auf Import- und Exportseite relativ ausgeglichen.

Aus der EU bezog der Archipel im Jahr 2022 hauptsächlich medizinische Erzeugnisse. Diese Importe legten gegenüber 2021 um rund 32,7 Prozent im Wert zu. Gut entwickelten sich auch die Nahrungsmittelimporte, die um 18,2 Prozent anzogen. Jedoch waren Automobile aus der EU weniger gefragt. Hier verzeichnete die japanische Importstatistik einen Zuwachs von lediglich 8,5 Prozent.

Japans Autoexporte erholen sich

Japans Exporte haben sich 2022 von den Auswirkungen der Coronapandemie etwas erholt. So weiteten wichtige Industriebranchen, wie etwa die Automobilindustrie, ihre internationalen Warenlieferungen zweistellig aus. Deren Exportwert stieg gegenüber 2021 um rund 21 Prozent. Ebenfalls um 21 Prozent legten die Ausfuhren von Halbleiterproduktionsausrüstung zu.

Noch stärkere Exportzuwächse erzielten im Jahr 2022 beispielsweise mit 29 Prozent die japanischen Baumaschinenhersteller oder mit 24,2 Prozent die Eisen- und Stahlbranche. Einen großen Wachstumssprung verzeichnete die Zollstatistik bei mineralischen Brennstoffen, die um rund 122 Prozent zulegten. Zu den verarbeiteten Rohölerzeugnissen zählen Leichtöl und Kerosin. Diese werden etwa in ASEAN-Länder und nach Südkorea sowie auch zum kleineren Teil in die USA und die EU exportiert. Gestiegen sind ferner die Ausfuhren von audiovisuellen Geräten, die um etwa 90 Prozent zulegten.

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