Branche kompakt | Kanada | Medizintechnik
Branchenstruktur
Kanadas Medizintechnikmarkt konzentriert sich auf die drei großen Provinzen Ontario, Québec und British Columbia. Forschung wird in dem Land großgeschrieben.
29.01.2024
Von Heiko Steinacher | Toronto
Die kanadische Medizinproduktebranche ist stark diversifiziert. Mehr als 1.500 Medizintechnikunternehmen sind dort tätig, in erster Linie kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Die Konzentration ist damit relativ gering, doch halten ausländische, multinationale Konzerne große Marktanteile. Zu den Hauptaktivitäten gehören die Forschung und Entwicklung (FuE) von medizinischen, diagnostischen und therapeutischen Geräten sowie die Herstellung dieser Geräte.
Branche konzentriert sich auf drei Provinzen
Regional konzentriert sich der kanadische Medizintechnikmarkt auf die drei großen Provinzen Ontario, Québec und British Columbia. Von den 3.192 Unternehmen in Ontarios Life-Sciences-Sektor kommen 27 Prozent aus dem Bereich medizinische Geräte und Ausrüstungen (Stand 2021). In Québec sind es 31 Prozent von 1.361 Firmen und in British Columbia 26 Prozent von 1.338.
Fast die Hälfte der kanadischen Medizintechnikunternehmen hat ihren Sitz in Ontario, darunter große Erstausrüster wie GE Healthcare, Hitachi, Philips, Siemens Healthineers und Toshiba. Sie bieten eine große Vielfalt an Produkten, von der medizinischen Bildgebung bis hin zu Diagnostik, Chirurgie und anderen Verfahren, die das gesamte Spektrum medizinischer Fachgebiete abdecken.
Mit der MedTech Conference richtet Toronto Mitte Oktober 2024 eine der weltweit wichtigsten Medizintechnikveranstaltungen aus.
Unternehmen | Sparte |
---|---|
Telus Health | Gesundheitstechnologiedienstleistungen |
McKesson Canada | Arzneimittel, Gesundheitsinformationstechnologie, medizinische Versorgung und Pflegemanagement |
Sernova Corp. | Therapeutische Technologien |
Abbott | Medizinische Geräte und Gesundheitsversorgung, Diabetesversorgung |
BioMérieux Canada Inc. | Chirurgische und andere medizinische Instrumente, Apparate und Geräte |
Bausch + Lomb Corporation | Intraokularlinsen und andere Produkte für die Augenchirurgie |
Draeger Medical Canada Inc. | Medizinische Geräte, Monitore, Inkubatoren |
Johnson & Johnson Medical Companies | Verschiedene medizinische Geräte und Dienstleistungen |
Siemens Canada Limited (Siemens Healthineers) | Verschiedene medizinische Geräte und Dienstleistungen |
GE Healthcare | Bildgebung, Monitoring, Beatmung, Anästhesie |
Netzwerk unterstützt innovationsstarke Unternehmen
Das vom Bund geförderte CAN (Coordinated Accessible National) Health Network soll gezielt lokale Unternehmen unterstützen. Das Netzwerk bietet einen integrierten Markt für die Skalierung kanadischer Medizintechnikfirmen: Mit dem Ziel, neue medizinische Technologien zur Unterstützung von Patienten bereitzustellen, bringt es die Unternehmen mit Krankenhäusern und Gesundheitsdienstleistern zusammen. Dabei können die Technologieanbieter ihre Innovationen testen, sich mit dem staatlichen Beschaffungswesen in Verbindung setzen und Zugang zu anderen Möglichkeiten erhalten, die ihnen bei der Skalierung helfen sollen.
Darüber hinaus unterstützen mehrere staatlich finanzierte Forschungsprogramme und Forschungsräte in Kanada gesundheitsbezogene FuE-Aktivitäten: die Kanadischen Institute für Gesundheitsforschung (CIHR), Netzwerke von Exzellenzzentren, der Nationale Forschungsrat Kanadas (NRC) und der Nationale Rat für Naturwissenschaften und Ingenieurwesen Kanadas (NSERC). Über das Industrial Research Assistance Program (IRAP) unterstützt der NRC Unternehmen sowohl finanziell als auch beratend bei der Entwicklung und Vermarktung von Technologien.
Das Steueranreizprogramm für wissenschaftliche Forschung und experimentelle Entwicklung (SR&ED) ist die größte Einzelquelle der Bundesförderung für industrielle FuE. Antragsteller können darüber Steuergutschriften und Rückerstattungen für ihre Ausgaben für förderfähige FuE-Arbeiten in Kanada erhalten. Das Programm wird von der kanadischen Steuerbehörde (CRA) verwaltet und richtet sich an kanadische Unternehmen jeder Größe und in allen Sektoren.
Indikator | Wert |
---|---|
Einwohnerzahl (2023 in Mio.) | 38,6 |
Bevölkerungswachstum (2022 in % p.a.) | 0,9 |
Altersstruktur der Bevölkerung (2022) |
|
Anteil der unter 14-Jährigen (in %) | 15,6 |
Anteil der über 65-Jährigen (in %) | 18,8 |
Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (2021 in Jahren) | 81,8 |
Durchschnittseinkommen (2022 in US$) | 59.050 |
Gesundheitsausgaben pro Kopf (2022 in US$) | 6.140,1 |
Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (2022 in %) | 11,2 |
Ärzte/1.000 Einwohner (2021) | 2,8 |
Zahnärzte/1.000 Einwohner (2021) | 0,7 |
Krankenhausbetten/1.000 Einwohner (2021), davon | 2,58 |
privat | 2,56 |
öffentlich | 0,02 |
Importe spielen in Kanada eine wichtige Rolle
Der Löwenanteil der in Kanada verkauften medizinischen Geräte und Versorgungsgüter stammt aus dem Ausland. Allein im Jahr 2022 führte Kanada medizinische Ausrüstungen und Hilfsgüter (NAICS-Position 3391) im Wert von rund 7,2 Milliarden US$ ein. Das waren gut drei Viertel des Gesamtmarkts.
Den Markt dominieren US-amerikanische Fabrikate. Im Zuge der Lieferkettenprobleme während und nach der Coronakrise, insbesondere bei Halbleitern, fokussierten sich kanadische Hersteller in den letzten beiden Jahren noch stärker auf US-amerikanische Lieferanten. Der US-Importanteil bei medizinischen Ausrüstungen und Hilfsgütern erreichte in Kanada 2022 rund 37 Prozent, nachdem er 2020 auf 33 Prozent gesunken war. Zudem dürften kanadische Medizintechnikunternehmen fortan noch stärker auf strategische Allianzen und Outsourcing für Marketing, Vertrieb, Forschung und Produktion setzen. Neben der geografischen Nähe profitieren US-Firmen dabei auch davon, dass die Qualitäts- und Sicherheitsstandards in den USA den kanadischen ähneln.
Deutsche Medizintechnikanbieter konkurrieren in Kanada daher häufig mit US-Wettbewerbern. Eine Zulassung der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) ist für deutsche Unternehmen unter Umständen ein Vorteil im Kanadageschäft. Das FDA-Zulassungsverfahren ähnelt dem Lizenzverfahren, das deutsche Unternehmen für den Vertrieb von Medizintechnikprodukten in Kanada benötigen.
Deutschlands Anteil an Kanadas Einfuhr von medizinischen Ausrüstungen und Hilfsgütern lag 2022 bei gut 4 Prozent. Durch das zwischen der EU und Kanada geschlossene Freihandelsabkommen Comprehensive Economic and Trade Agreement (CETA) können sich europäische Unternehmen günstiger und schneller am Markt positionieren. Chinesische Lieferanten haben in den vergangenen drei Jahren wieder Marktanteile verloren (Importanteil 2022: 14 Prozent).
SITC | Import (2022) | Anteil Import aus Deutschland | |
---|---|---|---|
774.1 | Elektrodiagnoseapparate und -geräte | 809,2 | 9,6 |
774.2 | Röntgenapparate etc. | 418,9 | 23,6 |
741.83 | Sterilisierapparate | 25,8 | 3,5 |
872.1 | Zahnmedizinische Instrumente; a.n.g. | 309,4 | 15,4 |
872.21 | Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc. | 847,9 | 1,2 |
872.25 | Ophthalmologische Instrumente | 139,7 | 6,7 |
872.29 | Andere Instrumente, Apparate und Geräte | 1.580,1 | 6,4 |
872.3 | Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc. | 885,9 | 1,2 |
872.4 | Medizinmöbel etc. | 281,3 | 3,6 |
899.6 | Orthopädietechnik, Prothesen etc. | 1.034,7 | 2,9 |