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Wirtschaftsausblick | Kenia

Kenias Wirtschaft kommt nicht in die Gänge

Seit Jahren wächst Kenias Wirtschaft nur langsam. Aktuell sticht nur ein geplantes Bahnprojekt heraus. Firmen bleiben dem Standort dennoch treu.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Top Thema: Bau der Bahnverbindung nach Uganda konkretisiert sich

Es geht um zwei Teilstrecken: Auf kenianischer Seite die Strecke von Naivasha zum ugandischen Grenzort Malaba und auf ugandischer Seite von Malaba nach Kampala. Bereits seit 2016 existiert in Kenia das von China finanzierte, gebaute und betriebene Teilstück vom Hafen Mombasa nach Naivasha. 

Mit dem Bau gäbe es endlich eine Bahnverbindung nach Uganda, was den nördlichen Korridor ausgehend vom Hafen Mombasa ins ostafrikanische Hinterland stärken würde. Dieser steht in Konkurrenz mit dem südlichen Korridor ab dem tansanischen Hafen Daressalam. Aktuell werden die Güter per Lkw von Mombasa nach Uganda geliefert - eine Strecke von mehr als 1.100 Kilometern.  

Finanzierung wird gerade geklärt

Die kenianische Teilstrecke des Infrastrukturprojekts, mit einer Länge von 475 Kilometern, wird auf rund 5,3 Milliarden US-Dollar geschätzt. Kenia und China wollen je 30 Prozent übernehmen, wobei der hoch verschuldete kenianische Staat wohl Staatsanleihen in China platzieren will (sogenannte Panda Bonds). Die restlichen 40 Prozent könnte ein chinesisch-kenianisches Bankenkonsortium übernehmen. Bau und Betrieb sollen chinesische Unternehmen übernehmen. Der Bau des Teilstücks auf ugandischem Gebiet hat bereits begonnen.  

Wirtschaftsentwicklung: Konjunktur hat sich etwas stabilisiert

Die Wachstumsprognosen für Kenias Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2025 liegen bei fast allen Instituten bei rund 5 Prozent und gelten damit als moderat. Immerhin wäre dies eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vorjahr, in dem ein Wachstum von 4,7 Prozent verzeichnet wurde. Verantwortlich für die Verbesserung ist eine gelockerte Geldpolitik. Die kenianische Zentralbank hat ihren Leitzins zuletzt im Juni 2025 auf 9,75 Prozent abgesenkt. Noch Mitte 2024 lag er bei 13,0 Prozent.

Die Inflation lag im Mai 2025 bei nur 3,8 Prozent und scheint unter Kontrolle. Vor zwei Jahren lagen die Werte bei bis zu 9 Prozent. Auch der kenianische Shilling (KES) hat sich im Vergleich zum US-Dollar zuletzt stabilisiert. Nachdem er im Jahr 2023 und Anfang 2024 heftigen Schwankungen ausgesetzt war, kann ist er seit April 2024 seinen Wert halten. Im Vergleich zum Euro fällt der Kurs indes stetig. Im ersten Halbjahr 2025 lag der Wertverlust bei rund 15 Prozent. 

Zeiten für Unternehmen bleiben schwierig

Unternehmen leiden weiter unter hohen Kosten. Dafür ist vor allem der Staat verantwortlich. An allen Stellen werden Steuern, Gebühren und Zölle angehoben. Hinzu kommt, dass die Finanzbehörde Kenya Revenue Authority (KRA) die Steuern mit recht rigiden Methoden eintreibt. Unternehmen sehen sich oft hohen Steuernachforderungen ausgesetzt, die mitunter als willkürlich empfunden werden. Neugründungen und Investitionen gibt es daher wenig, auch aus dem Ausland. 

Kenias Staat muss dringend seine Einnahmen erhöhen, um die in den letzten etwa zehn Jahren aufgehäuften Staatsschulden bedienen zu können. Dies geschieht auch mit Unterstützung des Internationalen Währungsfonds (IWF), der dem ostafrikanischen Land mit finanzieller unter die Arme greift und im Gegenzug auf die Erhöhung der Einnahmen pocht.

Staatsinvestitionen und Konsum auf niedrigem Niveau

Der Staat kann daher nur das Nötigste investieren. Großprojekte im Infrastrukturbereich gibt es schon seit Jahren kaum noch. Vermehrt werden wieder Public Private Partnerships (PPP) erwogen, wie bei dem aktuellen Bahnprojekt. Derartige Verträge zum Beispiel für den Bau und Betrieb von Mautstraßen sind jedoch komplex. Oft fehlt den Behörden das Know How hierfür. Das Interesse der Privatwirtschaft hält sich daher in Grenzen.

Belastend ist die Situation auch für die privaten Haushalte. Die steigende Abgabenlast an den Staat fällt zusammen mit hohen Lebenshaltungskosten bei seit Jahren stagnierenden Reallöhnen. Die Konsumlaune ist schlecht und die Unzufriedenheit groß – mit der wirtschaftlichen Situation, aber auch mit der Regierung. Ende Juni 2025 gab es auch aus diesem Grund in Nairobi erneut heftige Proteste.

Günstige chinesische Produkte finden einen Markt. Überall im Land öffnen "China-Stores" für Konsumgüter. Aber auch bei Maschinen, Chemikalien, Kraftfahrzeugen und anderen Produkten dominieren sie. Westliche Lieferanten spielen inzwischen eine geringe Rolle, vor allem im Massensegment.

Frachtkosten für Produkte aus Europa sind nach wie vor hoch, weil aufgrund der Attacken auf Schiffe im Roten Meer seitens der aus Jemen operierenden Huthi-Miliz die meisten Frachtlinien weiterhin den Suezkanal meiden und stattdessen den Umweg vorbei an Südafrika nehmen. Für Lieferungen aus Deutschland nach Mombasa muss darüber hinaus deutlich mehr Zeit eingeplant werden.

Deutsche Perspektive: Firmen bleiben in Kenia

Die deutschen Exporte erreichten im Jahr 2024 laut dem Statistischen Bundesamt etwa 255,1 Millionen Euro. Damit stagnieren die Lieferungen wertmäßig seit Jahren. Die Rahmenbedingungen deutet nicht darauf hin, dass sich das im Jahr 2025 ändern könnte. Mit weit über 100 Unternehmen bleibt die deutsche Präsenz in Kenia gleichwohl hoch. In Subsahara-Afrika ist sie in Südafrika höher, und die schlechten Geschäftszahlen führen bislang auch nicht zu einer Abwanderung.

Zum einen sind die deutschen Firmen davon überzeugt, dass der kenianische Markt mittelfristig wieder an Fahrt aufnimmt. Und dann ist Kenia ein beliebter regionaler Standort, von dem aus man die deutlich dynamischeren Märkte wie aktuell Tansania und Uganda mitversorgen kann. Insbesondere Nairobi hat einen hervorragenden Dienstleistungssektor, ein vergleichsweise gutes Angebot an Fachkräften und andere Vorteile im Gegensatz zu den Städten der Nachbarländer.

In dem preissensiblen Markt konzentrieren sich deutsche Firmen auf zahlungskräftige Kunden. Dazu zählen Multinationals der Lebensmittelindustrie, Blumenfarmen oder Privatkliniken. Auch an staatlichen Bestellungen nehmen deutsche Zulieferer teil, vor allem wenn sie von westlichen Gebern finanziert werden. 

Hier finden Sie unser gesamtes Informationsangebot zu Kenia

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