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Wirtschaftsausblick | Kenia

Kenias Wirtschaft blickt auf ein spannendes Jahr

Hohe Staatsschulden bremsen Kenias Konjunktur. Der anhaltende Wertverlust der lokalen Währung verteuert Importe.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Top Thema: Gelingt eine Umstrukturierung der Schulden? 

Die über Jahre angehäufte Staatsverschuldung hat mit fast 68 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ein für Kenia kritisches Niveau erreicht. Im Juni 2024 muss die kenianische Regierung einen Eurobond in Höhe von 2 Milliarden US-Dollar zurückzahlen. Das beeinträchtigt die Wirtschaft in vielerlei Hinsicht. 

Schon seit Monaten finden Gespräche mit Gebern wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) darüber statt, wie die Liquidität des Landes gesichert werden könnte. Beobachter aus der Bankenszene halten es für wahrscheinlich, dass es im Laufe des 1. Halbjahres 2024 zu einer Umstrukturierung der Schulden kommen wird mit besseren Konditionen für Kenia. Für die Akteure in der kenianischen Wirtschaft wäre dies eine große Erleichterung.

Im 1. Halbjahr wird die Lage vorerst angespannt bleiben. Der Staat wird weiter versuchen, über Steuern, Zölle und Gebühren seine Einnahmen zu erhöhen. Da immer mehr Staatseinnahmen für den Schuldendienst verwendet werden, bleibt weniger Geld zum Beispiel für Infrastruktur übrig. Es wird weiter Projekte geben, aber es fehlen die großen Investitionen. Informationen zu aktuellen Projekten bietet die GTAI-Länderseite Kenia, Rubrik "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".

Wirtschaftsentwicklung: Weiterhin gebremste Konjunktur

Die Weltbank prognostiziert für Kenia im Jahr 2024 ein reales Wachstum des BIP in Höhe von 5,2 Prozent. Auch Prognosen anderer Institute liegen auf diesem Niveau. Für ein Land wie Kenia, mit einer überwiegend armen Bevölkerung sowie hohem Bevölkerungswachstum wäre dies erneut ein mittelprächtiges Ergebnis. Von Hochkonjunktur wird erst ab etwa 6,5 Prozent BIP-Wachstum gesprochen. 

Die teils zurückhaltenden Erwartungen der Unternehmen für 2024 spiegelt dieses Ergebnis wider. Positiv auf das Wachstum dürften sich die ausgiebigen Regenfälle auswirken, die seit Ende 2023 über das Land niedergehen und für eine gute Ernte sorgen sollten. Der Agrarsektor macht etwa ein Viertel der kenianischen Wirtschaftskraft.

Devisen oft nur mit Verzögerung erhältlich

Im Falle einer Restrukturierung der Staatsschulden erwarten Experten eine Zunahme der privaten Investitionen im 2. Halbjahr, weil der Zugang zu Krediten leichter wird. Aktuell berichten Unternehmen immer wieder, dass Devisen von ihrer Bank oft nur mit Verzögerung ausgezahlt werden können. Euro und US-Dollar sind in Kenia zwar weiter verfügbar aber eine gewisse Knappheit ist spürbar.

Trotz des guten Wachstumspotenzials in vielen Branchen bleibt das Investitionsklima in Kenia durchwachsen. Gerade im verarbeitenden Sektor kam es in den letzten Jahren zu einigen Fabrikschließungen auch aufgrund hoher Produktionskosten. Neben den hohen Zinsen trägt auch der Wertverlust des Kenianischen Shillings (KES) dazu bei. Detaillierte Informationen zum Investitionsklima enthält die GTAI-Publikation Wirtschaftsstandort Kenia. GTAI-Branchenüberblicke gibt es zu folgenden Themen: Landwirtschaft, Bauwirtschaft, Energie, Wasser, Abfall & Recycling und Gesundheitswirtschaft.

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Etwas besser könnte sich der Konsum entwickeln, weil die Inflation unter Kontrolle scheint. Economist Intelligence Unit (EIU) geht von 6,1 Prozent im Jahr 2024 aus. Die Erhöhung des Zentralbankzinssatzes im Dezember 2023 von 10,5 auf 12,5 Prozent dürfte weiter hemmend auf die Preissteigerung wirken. Ein Problem bleibt der weitere Wertverfall des KES. Im Vergleich zum Euro hat die Währung binnen der letzten zwölf Monate fast 30 Prozent an Wert verloren. Importierte Konsumgüter werden immer teurer und finden kaum noch einen Absatzmarkt.

Kenias Exporte hingegen werden durch den Wechselkursverfall billiger, sodass zum Beispiel der Absatz von Schnittblumen, Kaffee und Tee davon profitieren wird. Auch freuen sich aktuell ausländische Touristen über teilweise niedrigere Kosten bei einem Besuch. Die Frachtkosten hingegen steigen kurzfristig wieder: Aufgrund der Attacken auf Schiffe der von Jemen aus operierenden Huthi-Miliz im Roten Meer meiden Anfang 2024 die meisten Frachtlinien den Suez-Kanal und nehmen stattdessen den großen Umweg um Südafrika herum nach Kenia.

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Deutsche Perspektive: Noch teurer als sonst

Die deutschen Exporte erreichten laut dem Statistischen Bundesamt zwischen Januar und Oktober 2023 etwa 229,4 Millionen Euro. Auf das Jahr hochgerechnet dürfte der Wert ein ähnliches Niveau wie im Vorjahr erreicht haben. Kenia bleibt damit innerhalb Subsahara-Afrikas einer der wichtigsten Absatzmärkte für deutsche Unternehmen. Die Entwicklung der Frachtkosten und des Wechselkurses spielt aktuell allerdings der Konkurrenz aus Asien in die Hände, so dass weitere Marktanteile verloren gehen könnten.

Standortvorteil für Exporteure ist Kenias Funktion als regionaler Hub. Viele deutsche Unternehmen bedienen von Nairobi aus ganz Ostafrika mit ihren Produkten. Besonders in Tansania, aber auch in Uganda und im kleinen Ruanda nimmt das Geschäft aktuell zu. Germany Trade & Invest (GTAI) veröffentlicht auch Wirtschaftsausblicke zu Äthiopien, Tansania, Uganda und Ruanda. Diverse deutsche Unternehmen sind in Kenia im Tourismus aktiv. Sie profitieren aktuell vom Kursverfall des KES, leiden aber unter staatlichen Eingriffen, wie der drastischen Erhöhung der Nationalparkgebühren.

"Die deutschen Unternehmen sehen weiterhin das große Potenzial des kenianischen Marktes. Allerdings sind die Bedingungen derzeit alles andere als einfach, auch weil der Staat seine Steuern, Gebühren und Zölle zuletzt drastisch erhöht hat und zudem Rahmenbedingungen unerwartet und kurzfristig ändert", sagt Maren Diale-Schellschmidt, Delegierte der Deutschen Wirtschaft für Ostafrika. Irgendwann komme für die Unternehmen der Punkt, an dem sich das Geschäft mit einem Hub in Kenia nicht mehr lohne und sie sich nach anderen Optionen umschauen.

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