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Wirtschaftsausblick | Kenia
Während die friedlich abgelaufenen Präsidentschaftswahlen ein positives Signal senden, bleiben die makroökonomischen Rahmenbedingungen schwierig.
25.01.2023
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Das Jahr 2023 startet vorsichtig optimistisch: Positiv ist, dass sich die Konjunktur nach den Pandemiejahren immer weiter normalisiert. Zudem hat der friedliche Präsidentenwechsel im 2. Halbjahr 2022 das Vertrauen in die politische Stabilität des Landes deutlich erhöht. Nicht wenige Unternehmen sind daher optimistisch, dass ihre Geschäftstätigkeit im Jahr 2023 weiter zunehmen wird.
Die schwierige Weltkonjunktur dürfte sich hingegen negativ auswirken - einhergehend mit weltweiten Zinssteigerungen, Lieferkettenproblemen, hohen Frachtkosten und Preissteigerungen unter anderem für Treibstoff und Nahrungsmittel. Das hohe Leistungsbilanzdefizit Kenias setzt die Währung unter Druck. Experten rechnen mit einer weiteren Abwertung des Kenia-Schilling im Vergleich zum US-Dollar und einer relativ hohen Inflation von über 6 Prozent. Die Zentralbank könnte die Zinsen ebenfalls auf 8,75 Prozent und mehr erhöhen.
Erschwerend kommt eine angehäufte Staatsverschuldung von etwa 62,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) hinzu. Die Aussichten für das BIP-Wachstum sind daher zurückhaltend. So erwartet die Economist Intelligence Unit (EIU) für 2023 einen mäßigen Anstieg in Höhe von 5,0 Prozent und für 2024 in Höhe von 5,3 Prozent. Das ist für ein Entwicklungsland wie Kenia mit einem hohem Bevölkerungswachstum von über 2 Prozent eine mäßige Prognose.
Die Situation ist je nach Branche unterschiedlich. Der Tourismus befindet sich wieder im Aufschwung. Von Januar bis November 2022 kamen etwa 1,3 Millionen Besucher nach Kenia, eine Steigerung um fast 52 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Landwirtschaft hingegen leidet seit Monaten unter der Trockenheit in einigen Regionen. Auch die Bauindustrie sehnt sich neue Projekte herbei. Detaillierte und aktuelle Informationen bietet die GTAI zu folgenden Branchen:
Indikator | 2021 | 2022 | Vergleichsdaten Deutschland 2021 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Mrd. US$) | 110,3 | 115,8 | 4.261 |
BIP pro Kopf (US$) | 2.219,2 | 2.255,5 | 51.214 |
Bevölkerung (Mio.) | 53,0 | 54,0 | 83,2 |
Wechselkurs (Jahresende, 1 US$ = … Kenia-Schilling (K.Sh.)) | 109,6 | 117,9 | - |
Im Jahr 2023 sind die Perspektiven für Investitionen in Kenia eher schlecht. Private Unternehmen dürften sich zurückhalten, angesichts einer nur langsam an Fahrt gewinnenden Konjunktur und gleichzeitig drastisch gestiegenen Kosten für Kredite und importierte Kapitalgüter wie Maschinen. Weitere Informationen bietet der GTAI-Bericht zum Investitionsklima.
Der Staat hat mit einer hohen Verschuldung zu kämpfen. Präsident William Ruto muss Geld einsparen und dürfte daher deutlich weniger Kapital für Infrastrukturprojekte bereitstellen als sein Vorgänger. Nachdem schon Monate vor den Präsidentschaftswahlen im August 2022 so gut wie keine Projekte mehr angegangen wurden, dürfte die neue Administration Anfang 2023 immerhin wieder neue Vorhaben ausschreiben.
Projektbezeichnung | Investitionssumme (in Millionen US-Dollar) | Projektstand | Projektträger |
Lamu Port South Sudan Ethiopia Transport Corridor (LAPSSET) | 27.000 | Baubeginn bei Einzelprojekten, u.a. Hafen in Lamu | |
Kenya Ports Authority Expansion Plan | 3.600 | in der Durchführung | |
Nairobi-Nakuru-Mau Summit Highway | 1.470 | in Planung; das französische Konsortium wartet auf "grünes Licht" für den Baubeginn seitens der Regierung | |
Thwake Multipurpose-Damm | 647 | im Bau | |
Dongo Kudu Bypass Highway (Mombasa Southern Bypass) | 250 | im Bau; Phase 2 wird seit Ende 2018 durchgeführt |
Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite Kenia, Rubrik "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".
Das Konsumklima in Kenia dürfte auch 2023 eingetrübt bleiben. Denn die Inflation frisst die Lohnsteigerungen wieder auf. Immerhin prognostizieren Experten eine geringere Teuerungsrate als noch im Jahr 2022, als die Inflation durchschnittlich etwa 7,7 Prozent erreichte. Für 2023 werden etwa 6,3 Prozent erwartet. Insbesondere die in den letzten etwa 15 Jahren deutlich gewachsene Mittelschicht muss sich zur Zeit deutlich einschränken. Importierte Konsumgüter sind zuletzt wegen gestiegener Frachtraten und dem Wertverlust des Kenia-Schilling deutlich teurer geworden, so dass deren Absatz eingebrochen ist.
Aufgrund eines jährlichen Bevölkerungszuwachses von etwa 1 Million Menschen besteht indes kein Zweifel am mittelfristigen Potenzial des Konsumgütermarkts. Die Produktion günstiger Nahrungs- und Haushaltsmittel stellt gerade in Zeiten teurer und knapper Importe eine interessante Investitionsmöglichkeit dar.
Auch aufgrund ansteigender Preise für Importgüter wie Treibstoff, Dünger, Weizen und Speiseöl weist Kenia ein hohes Leistungsbilanzdefizit auf. Der Wertverlust des Kenia-Schilling im Vergleich zum US-Dollar verteuert Einfuhren zusätzlich. Die deutschen Exporte nach Kenia sind in diesem schwierigen Umfeld bislang stabil. So meldet das Statistische Bundesamt zwischen Januar und September 2022 einen Exportwert von 199,5 Millionen Euro, in etwa das Niveau des Vorjahres. Mehr Angaben zu den Marktanteilen deutscher Exporteure liefert die GTAI-Publikation zur deutschen Wettbewerbsposition.
Die Zollabfertigung soll laut dem Willen von Präsident Ruto wieder von Nairobi zurück nach Mombasa verlegt werden. Das gilt für die Zollbehörden Kenias sowie für die anderen Staaten Ostafrikas, die ihre Waren über Mombasa beziehen. Die Änderung dürfte Konsequenzen für den Handel haben. Logistikexperten erwarten eine weniger effiziente Abfertigung.
2021 | 2022 | Veränderung 2022/21 | |
Importe (fob) | 18.186 | 19.463 | 7,0 |
Exporte (fob) | 6.822 | 7.271 | 6,6 |