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Branchen | Kolumbien | Windenergie

Markthemmnisse

Mühsame Absprachen mit lokalen Gruppen verzögern Projekte oder lassen diese sogar scheitern. Geduld ist in der Branche wichtig.

Von Janosch Siepen | Bogotá

Schwierige Übereinkünfte mit lokalen Gemeinden

Das vorderste Problem für Projektentwickler in La Guajira sind die schwierigen Zulassungsverfahren. 1,5 Millionen Hektar des Bundesstaats sind von indigenen Gemeinden bevölkert und befinden sich in kollektivem Eigentum, sagt Rechtsexpertin Claudia Fonseca. Für eine Umweltlizenz, sind Absprachen mit den Gemeinden nötig, die sich meist als sehr kompliziert gestalten. Mitunter blockieren Gruppen die Projekte zudem. 

Insbesondere bei Windprojekten kommt es zu erheblichen Verzögerungen. Laut dem Branchenverband SER verzögert sich ein Großteil der Projekte, die 2023 und 2024 ans Netz gehen sollten. Der italienische Energiekonzern Enel stellte wegen der Konflikte 2023 sein Windpeshi Windprojekt (205 Megawatt) sogar ein. Nötige Übertragungsleitungen zögern sich ebenfalls um bis zu drei Jahre hinaus. Die schwierigen Absprachen mit den Gemeinden sind Voraussetzung für die Zulassung der Leitungen. Dadurch gehen die zugehörigen Windanlagen nur verspätet in Betrieb. Fernando Schaich, Geschäftsführer vom Projektentwickler SEG Greenpower, rät dazu, mögliche Verzögerungen im Geschäftsplan hinsichtlich der erwartbaren Aufschübe zu berücksichtigen. Es sei wichtig, mithilfe von Umfragen die Bedürfnisse der jeweiligen Gemeinde zu ermitteln und zu versuchen, die Vereinbarungen zu vereinfachen, damit die Gemeinden unmittelbarer profitieren. "Allgemein muss man viel Geduld mitbringen", sagt Schaich. 

Unklare Signale der Regierung

Kolumbiens Präsident Gustavo Petro hat das Dekret 0929 unterzeichnet, welches den Weg für ein Einfrieren der Stromtarife zur Eindämmung der Inflation ebnen könnte, so Beobachter. Laut dem kolumbianischen Verband der Stromerzeuger (Acolgen) sei die Verlässlichkeit des Strommarktes potenziell gefährdet. Die neue Steuerreform aus dem Jahr 2022 und der nationale Entwicklungsplan sehen zudem höhere Abgaben für Erzeuger von erneuerbarer Energie vor. 

Unterdessen sendet Petro unklare Signale. Die Politik könnte künftig mehr in den Sektor der erneuerbaren Energien eingreifen. Im Rahmen des La Guajira Energiepakts sagte Petro, dass lokale Gemeinden bei Vorhaben für erneuerbare Energie Projektpartner werden sollen und ein Teil des Gewinns für Jahrzehnte an die Gruppen gehen könnte. Zudem sagte er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung im Juni, dass der größte Teil von Solaranlagen künftig "im Besitz der [indigenen] Wayuu-Gemeinschaften" sein könnte und er nicht daran interessiert sei, "dass [saubere] Energie nur von multinationalen Unternehmen produziert wird." Eine derartige Politik könnte auch die Windenergie betreffen. 



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