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E-Mobility
Das Elektroauto soll im Königreich durchstarten.
07.12.2022
Von Michael Sauermost | Casablanca
Interesse der Hersteller für Elektromobilität steigt
Im Bereich der Elektromobilität will Marokko zu Afrikas First Mover avancieren. Das Office National de l´Électricité et de l´Eau Potable (ONEE) hat vor diesem Hintergrund einen nationalen Plan für Elektromobilität (Plan National pour la Mobilité Électrique) in Auftrag gegeben. Die Regierung ist gewillt, diesen Prestigesektor mit Hilfe ausländischer Investoren anzuschieben.
Zwar dürfte es noch geraume Zeit beanspruchen, bis ein nennenswerter lokaler Markt für Elektrofahrzeuge entsteht, wenngleich prozentual betrachtet beachtliche Steigerungsraten im Hybridsegment verzeichnet werden. Bereits jetzt bestehen lukrative Geschäftschancen bei der industriellen Fertigung. Zunächst steht der Export im Vordergrund. Der elementare Aufbau von Ladestationen läuft.
Im Sommer 2021 gab die Opel-Muttergesellschaft Stellantis bekannt, dass Opel mit der Produktion von Elektrofahrzeugen in Marokko beginnen wird. Das Modell Rocks-e des deutschen Autoherstellers soll der erste vollelektrische Pkw sein, der in Nordafrika hergestellt wird. Auch die Produktion des Citroen Ami steht auf dem Programm. Das Fahrzeug soll in Kénitra, im Werk des Schwesterunternehmens Peugeot, vom Fließband laufen. Neben Marokko stehen Märkte in Subsahara-Afrika im Zukunftsvisier der Branchenunternehmen.
Optimistischen Plänen des Industrieministeriums zufolge könnten die Fertigungskapazitäten im Automobilsektor von derzeit 700.000 Pkw bis Ende 2025 mit Hilfe von Elektrofahrzeugen bis auf 1 Million Pkw steigen. Dies würde voraussetzen, dass eine neue Gigafabrik für Elektroautobatterien im Königreich installiert wird.
Ladestationen als Basis für die Weiterentwicklung
Mit der Installation von Ladestationen für Elektrofahrzeuge will die Regierung Akzente setzen. Ab 2022 ist die lokale Produktion von jährlich 5.000 I-Smart-Terminals vorgesehen. Diese entstanden im Rahmen des Forschungsprojekts Green Energy Park, einer vom Forschungsinstitut Iresen und der Mohammed University eingerichteten Forschungsplattform.
Beteiligt waren unter anderem die Unternehmen EDEEP sowie Halmes Maroc. Der staatliche Betreiber Autoroutes du Maroc (ADM) kündigte für bestimmte Streckenabschnitte an, Ladestationen für Elektroautos im Abstand von 60 Kilometern zu errichten. Das Projekt wird vom Forschungsinstitut Iresen und der französischen Gruppe Schneider Electric finanziert.
Das Branchenunternehmen Afrimobility leitete 2021 eine richtungsweisende Investition ein. Zunächst auf den großen Autobahnen von Norden (Tanger) nach Süden (Agadir) soll ein Netzwerk von Schnelladestationen unter dem Markennamen Fastvolt entstehen. Das Unternehmen wird auch eine mobile App einrichten, um den Kunden einen Überblick über die am nächsten gelegenen Stationen zu geben.
Auch der Anbieter Tesla hat mittlerweile begonnen, seine ersten Supercharger-Stationen im Königreich zu installieren. Der deutsche Automobilhersteller Porsche zieht mit. Ein Netzwerk des Porsche Destination Charging soll an 30 verschiedenen Standorten entstehen. Beispielweise wurden Kooperationen mit Luxushotels eingegangen.
Was den Absatzmarkt von Elektrofahrzeugen angeht, so verweisen Kritiker auf mangelnde staatliche Anreize. Bislang existieren lediglich steuerliche Incentives. Die Regierung sandte allerdings positive Signale aus: Bis zum Jahr 2021 soll ein Anteil von 30 Prozent der staatlichen Fahrzeugflotte aus Elektro- und Hybridfahrzeugen bestehen - und diese ist mit insgesamt knapp 120.000 Fahrzeugen nicht klein. Seit 2017 sind zudem Besitzer von Hybrid- oder Elektroautos von der Zahlung der jährlich erneuerbaren Vignette ausgenommen.
Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) hat Marokko als eines der Länder für ihr E-Mobility-Programm identifiziert. Dabei soll die Umsetzung von Elektromobilitätsprojekten unterstützt werden. Für Marokko beauftragte die EBRD das Unternehmen Transitec mit Machbarkeits- und Marktstudien.