Branche kompakt | Mexiko | Ernährungswirtschaft
Branchenstruktur
Mexiko verfügt über zahlreiche multinationale Lebensmittel- und Getränkeproduzenten, die in ihre Produktionskapazitäten investieren.
30.07.2024
Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt
Mexiko produzierte 2023 Nahrungsmittel (inklusive Tierfutter) im Wert von 101,1 Milliarden US-Dollar (US$) sowie Getränke (inklusive Tabak) in Höhe von 36,5 Milliarden US$. Damit gehört das Land zu den wichtigsten Herstellern weltweit. In Landeswährung gemessen lag die Produktion 2023 rund 2,7 Prozent über dem Vorjahreswert. Damit lag die Entwicklung leicht unter dem allgemeinen Wirtschaftswachstum von 3,2 Prozent.
Sparte | 2023 | Veränderung 2023/2022 | Marktanteil |
---|---|---|---|
Tierfutter | 10,2 | -3,2 | 7,4 |
Getreideprodukte und pflanzliche Öle | 18,2 | -0,4 | 13,2 |
Zuckerzubereitungen, Schokoladen und weitere Süßwaren | 9,8 | 3,6 | 7,1 |
Obst- und Gemüsezubereitungen | 6,2 | 0,7 | 4,5 |
Milch- und Molkereiprodukte | 12,4 | 5,1 | 9,0 |
Fleisch und Geflügel | 13,0 | 4,0 | 9,4 |
Fisch und Meerestiere | 1,1 | 6,1 | 0,8 |
Backwaren und Tortillas | 18,2 | 8,8 | 13,2 |
Sonstige Nahrungsmittel | 12,0 | 4,4 | 8,7 |
Getränke | 35,4 | 1,3 | 25,7 |
Tabakwaren | 1,1 | 4,5 | 0,8 |
Gesamt | 137,6 | 2,7 | 100 |
Mexiko ist der größte Bierexporteur weltweit
Mexiko ist nach China, den USA und Brasilien der viertgrößte Bierproduzent der Welt. Neben dem lokalen Konsum spielen die Ausfuhren von Bier eine wichtige Rolle. Zwischen 2016 und 2022 verdoppelte Mexiko seine Exporte von Bier auf rund 5,5 Milliarden US$. Damit liegt das Land weltweit auf Platz 1, deutlich vor den Niederlanden, Belgien und Deutschland. Rund 98 Prozent der mexikanischen Bierexporte gehen in die USA. Auch Agavenschnäpse wie Tequila und Mezcal erfreuen sich im Ausland zunehmender Beliebtheit.
Constellation Brands nimmt rund 90 Prozent der mexikanischen Bierlieferungen in die USA ab, so das Wirtschaftsmagazin Expansión. Das Unternehmen vertreibt seit 2013 die Biere der Grupo Modelo auf dem US-Markt. Inzwischen ist das Bier der Marke Modelo in den USA das am zweithäufigsten konsumierte Bier hinter Budweiser und lag Mitte 2023 sogar kurzzeitig an erster Stelle. Corona, ebenfalls im Portfolio von Constellation Brands, steht in den USA auf Platz fünf.
Nach Angaben des Verbandes der Bierbrauer Cerveceros de México (Cámara Nacional de la Industria de la Cerveza y de la Malta) werden in Mexiko je produziertem Liter Bier jeweils zwischen 2,1 und 2,5 Liter Wasser verbraucht. Der weltweite Durchschnitt liegt bei vier bis sechs Litern Wasser je hergestelltem Liter Bier. Dennoch versuchen die Bierhersteller vor allem in wasserarmen Bundesstaaten wie Hidalgo, Zacatecas oder Nuevo León den Verbrauch noch weiter zu senken. Deutsche Technologie könnte hier gefragt sein.
Unternehmen (Herkunftsland) | Sparte | Umsatz 2022*) |
---|---|---|
Grupo Bimbo (Mexiko) | Backwaren | 19,8 |
Coca-Cola FEMSA (Mexiko) | Erfrischungsgetränke | 11,3 |
Arca Continental (Mexiko) | Erfrischungsgetränke | 10,3 |
Sigma Alimentos (Mexiko) | Gekühlte Lebensmittel | 7,4 |
Grupo Modelo AB-InBev (Belgien) | Bier | 6,2 |
Gruma (Mexiko) | Tortillas und Maismehl | 5,6 |
Heineken México (Niederlande) | Bier | 5,5 |
PepsiCo Alimentos México (USA) | Erfrischungsgetränke, Snacks | 5,2 |
Industrias Bachoco (Mexiko) | Hühnerfleisch und Eier | 4,9 |
Grupo Lala (Mexiko) | Milchprodukte | 4,6 |
Starker Peso verschlechtert die Bilanz
Mexikos größter Lebensmittelkonzern Grupo Bimbo hält sich 2024 mit neuen Investitionen eher zurück. Das Unternehmen erwirtschaftet rund die Hälfte seines Umsatzes in den USA und Kanada, der aktuell starke Peso wirkt sich daher negativ auf die Bilanz aus. So sank der weltweite Umsatz von Grupo Bimbo im 1. Quartal 2024 um 6 Prozent auf 5,6 Milliarden US$. Rund ein Drittel der Verkäufe erwirtschaftet der Konzern in Mexiko, auf das restliche Lateinamerika entfallen etwa 10 Prozent. Nach Übernahmen von Herstellern von abgepacktem Brot in Tunesien und Costa Rica Anfang 2024 ist Grupo Bimbo inzwischen in 35 Ländern tätig.
Der ebenfalls global agierende Maismehl- und Tortillahersteller Gruma kündigte Investitionen in Höhe von 89,9 Millionen US$ in eine Tortillafabrik im Bundesstaat Yucatán an. Sie soll eine Kapazität von 56.000 Tonnen jährlich haben und unter der Marke Mission Foods den Südosten der USA und die Karibik mit Tortillas beliefern.
Eine Anlage zur Herstellung von Maisgrieß im Bundesstaat Guanajuato kündigten die Unternehmen Millfoods und Grupo Modelo an. Der Maisgrieß dient als Inhaltsstoff für Bier. Die Investitionen belaufen sich auf 300 Millionen US$. Daneben investiert Unilever zwischen 2021 und 2024 insgesamt 275 Millionen US$ in den Ausbau von vier Produktionsstätten in Mexiko.
Hohe Investitionen von Bier- und Tequilaproduzenten
Constellation Brands gibt derzeit 1,3 Milliarden US$ für den Bau einer neuen Brauerei in der südöstlichen Hafenstadt Veracruz aus. Bereits 2024 soll der Probebetrieb in der Brauerei starten, die zukünftig die Ostküste der USA per Schiff mit Bier versorgen soll. Ursprünglich wollte Constellation Brands die Brauerei in der Grenzstadt Mexicali errichten. Doch die mexikanische Regierung entzog dem Projekt im Februar 2021 aufgrund von Bedenken bezüglich der Wasserversorgung die Genehmigung - obwohl der Bau schon vorangeschritten war.
Auch Heineken investiert im Süden Mexikos: Ende 2023 kündigte das Unternehmen den Bau einer Brauerei im Bundesstaat Yucatán für umgerechnet 520 Millionen US$ an. Es ist landesweit die achte Brauerei von Heineken neben den Standorten Orizaba, Monterrey, Tecate, Navojoa, Guadalajara, Toluca und Chihuahua. In Chihuahua weihte die französische Malteurop Ende 2023 eine Produktionsanlage von Gerstenmalz ein, die ausschließlich Heineken beliefert. Das Unternehmen hatte 120 Millionen US$ in den Bau dieser Anlage ausgegeben.
Auch in die Herstellung von Tequila wird investiert: Diageo gibt derzeit 500 Millionen US$ für den Ausbau der Tequila-Produktion im Bundesstaat Jalisco aus. Das Unternehmen Brown Forman, das Premium-Tequila der Marken Herradura und El Jimador vertreibt, erweitert ebenfalls seine Produktion in Mexiko (Investition 200 Millionen US$).
Arca Continental, der zweitgrößte Coca-Cola-Abfüller im Land, plant für 2024 globale Investitionen in Höhe von rund 1 Milliarde US$, 32 Prozent mehr als im Vorjahr. Über die Hälfte der Investitionen tätigt das Unternehmen in Mexiko. Arca Continental will bis 2030 mindestens 50 Prozent recyclierte Verpackungen nutzen. Aktuell liegt die Quote bei 27 Prozent. Das Unternehmen greift dazu unter anderem auf die Recyclinganlage PetStar in Toluca (Bundesstaat México) zurück, die im vergangenen Jahr 101.790 Tonnen PET-Kunststoff wiederverwertete.