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Lokale Branchenstruktur
Als größter Hersteller von Medizintechnik in Lateinamerika bedient Mexiko vor allem den US-Markt. Insbesondere der Norden des Landes ist ein attraktiver Produktionsstandort.
12.01.2023
Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt
Vor allem internationale Konzerne produzieren in Mexiko
Mexiko ist der größte Hersteller von Medizintechnik in Lateinamerika, dank Produktionsstätten unter anderem von Medtronic, Baxter, Fresenius, GE Healthcare, Johnson & Johnson und Siemens Healthineers. Besonders stark ist die Industrie in dem nördlichen Bundesstaat Baja California vertreten, wo sich nach Aussage der Investitionsförderagentur ProBaja rund 80 Hersteller von Medizintechnik angesiedelt haben. Dazu zählt auch Siemens Healthineers, das im Juni 2022 in Tijuana eine Produktionsanlage für Geräte zur Strahlentherapie eröffnete. Das Unternehmen hat rund 20 Millionen US-Dollar (US$) in den neuen Standort investiert. Der Handelsvertrag USMCA zusammen mit kompetitiven Produktionsbedingungen und der geografischen Nähe zum US-Markt machen Nordmexiko zu einem interessanten Standort zur Herstellung von Medizintechnik.
Bei den in Mexiko hergestellten Medizinprodukten handelt es sich zu rund zwei Drittel um nicht-elektronische Verbrauchsprodukte und zu einem Drittel um höherwertige Komponenten. Ein Großteil der Produktion ist für die USA bestimmt. Das gesamte Produktionsvolumen lag 2021 bei rund 12,3 Milliarden US$. Neben dem Norden Mexikos mit den Bundesstaaten Baja California, Sonora, Chihuahua, Coahuila, Nuevo León und Tamaulipas ist auch die Hauptstadt samt Umland sowie der Bundesstaat Jalisco bedeutend für die Produktion.
Zahlen des Statistikamtes INEGI zufolge gab es 2017 landesweit insgesamt 218 Hersteller von Medizintechnik, aktuellere Zahlen wurden bislang nicht veröffentlicht. Rund 146.000 Personen waren 2017 in der Produktion von Medizintechnik beschäftigt, so INEGI. Die in Mexiko produzierenden Firmen stammen nahezu durchweg aus dem Ausland, neben den genannten Firmen gehören auch 3M, ZEISS, Philips, Roche, Covidien, Cardinal Health, Becton Dickinson (BD), Smiths Medical und Flextronics dazu. Lokale Hersteller sind Biossmann, Corporativo DL, DEGASA, Grupo Pisa, IPM, Le Roy, Mextrauma und Vizcarra.
Aktuell wächst auch die Fertigung höherwertiger Komponenten (Class III nach Einteilung der US-Behörde FDA). Mexiko gilt hier bei chirurgischen, zahnmedizinischen und anderen Instrumenten sowie bei orthopädischen Produkten und Röntgengeräten als besonders stark. Dank des Maquiladora-Programms können Bauteile für die Produktion von Medizintechnik zollfrei eingeführt werden.
Mexiko könnte mittelfristig weitere Unternehmen anlocken
Das Marktforschungsinstitut Fitch Solutions erwartet mittelfristig eine weitere Produktionsverlagerung der Unternehmen nach Mexiko. Das schwierige Verhältnis zwischen China und den USA sorge dafür, dass mehr Unternehmen ihre Produktion diversifizieren wollen, und Mexiko könne als achtgrößter Exporteur von Medizintechnik weltweit von diesem Trend profitieren, so das Institut. Schon jetzt ist das Land der wichtigste Lieferant von Medizintechnik für die USA.
Aktuelle Beispiele für die Produktionsverlagerung nach Mexiko sind eine neue Fabrik des dänischen Hersteller Ambu in Ciudad Juárez (Bundestaat Chihuahua), die im Oktober 2022 eröffnet wurde. Sie ist weltweit das größte Werk des Herstellers, der bislang in China, Malaysia, den USA und Dänemark produziert. In Mexiko werden Einweg-Endoskope für den US-Markt hergestellt, so Ambu. Auch das US-Unternehmen Nordson Medical eröffnete Ende 2022 eine Produktionsanlage in Tecate (Bundesstaat Baja California) zur Herstellung von Kathetern. Nordson Medical investierte dort rund 20 Millionen US$.