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Branche kompakt | Mexiko | Ernährungswirtschaft

Markttrends

Mexiko ist nicht nur ein interessanter Absatzmarkt für deutsche Anbieter von Nahrungsmitteltechnologie, sondern eignet sich auch gut als Produktionsstandort.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Im Jahr 2024 erreichte der Absatz von in Mexiko produzierten Nahrungsmitteln 97,8 Milliarden US-Dollar (US$), so das nationale Statistikamt INEGI. Damit ist das lateinamerikanische Land aktuell der achtgrößte Nahrungsmittelmarkt der Welt. 

In lokaler Währung war der Absatz real genauso hoch wie im Vorjahr, was auf eine stabile Nachfrage im Inland schließen lässt. Bei Getränken (inklusive Tabak) konnte hingegen ein deutlicher Zuwachs von 4,5 Prozent auf 37 Milliarden US$ verzeichnet werden. Der leichte Rückgang des Lebensmittelumsatzes in US-Dollar ist vor allem auf die Aufwertung des mexikanischen Peso im Jahresverlauf zurückzuführen. Die Statistik umfasst nur lokal hergestellte Produkte, keine importierten Lebensmittel.

Absatz von Nahrungsmitteln und Getränken wächst stetig

Der Marktforscher Statista Market Insights erwartet für den Zeitraum 2025 bis 2030 ein durchschnittliches, reales Wachstum des Nahrungsmittlabsatzes von 5,9 Prozent. Bei Erfrischungsgetränken schätzt Statista die mittelfristige Wachstumsrate auf 2,9 Prozent, für alkoholische Getränke auf 2,1 Prozent. Die gute Wirtschaftsentwicklung, das Bevölkerungswachstum und eine stetige Anhebung des Mindestlohns treiben den Konsum von Lebensmitteln an.

Die strikte Migrationspolitik der USA unter Donald Trump könnte aber Geldrücksendungen mexikanischer Auswanderer mindern und ein noch stärkeres Konsumwachstum der unteren und mittleren Einkommensschichten in Mexiko verhindern. Im Jahr 2024 erreichten die Sendungen mit 64,7 Milliarden US$ einen historischen Höchststand.

Rang 6 beim Fleischkonsum

Beim Konsum von tierischen Proteinen lag Mexiko 2023 mengenmäßig im weltweiten Vergleich auf Rang 6. Von den konsumierten 10,3 Millionen Tonnen (+4,9 Prozent gegenüber 2022) wurden 8,0 Millionen Tonnen lokal hergestellt, so der Branchenverband Consejo Mexicano de la Carne (Comecarne). Die Konsumstruktur zeigt eine klare Präferenz für Geflügel: Knapp die Hälfte des Fleischverbrauchs entfiel auf Hühnerfleisch, ein Drittel auf Schweinefleisch und ein Fünftel auf Rindfleisch.

Der Pro-Kopf-Konsum von tierischen Proteinen stieg laut Comecarne von 71,7 Kilogramm im Jahr 2020 auf 81,1 Kilogramm im Jahr 2024. Zum Vergleich: In Deutschland lag der Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr 2024 bei lediglich 53,2 Kilogramm.

81,1 Kilogramm

an tierischen Proteinen aßen Mexikaner und Mexikanerinnen 2024 durchschnittlich.

Der Agrarsektor expandierte in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich, angetrieben vom Export von Avocados, Tomaten und Beeren. Allein zwischen 2023 und 2024 stiegen die Avocado-Ausfuhren von 2,8 Milliarden US$ auf 3,8 Milliarden US$. Damit sicherte sich Mexiko den Spitzenplatz als weltweit größter Avocadoexporteur. Auch Tomaten und Beeren tragen maßgeblich zur Exportbilanz bei: Die Ausfuhren von Tomaten erreichten 2024 rund 3,3 Milliarden US$, die von Beeren 2,0 Milliarden US$. Allerdings bereiten Hitze und Wassermangel den Agrarproduzenten zunehmend Schwierigkeiten.

Deutsches Unternehmen fertigt Brauereitanks jetzt in Mexiko

Seit Januar 2025 stellt der deutsche Anbieter von Brauereianlagen Ziemann Holvrieka im nordmexikanischen Bundesstaat Coahuila Edelstahltanks und Ersatzteile her. Laut Presseberichten investierte die Firma 20 Millionen US-Dollar in die neue Fertigungsstätte in Ramos Arizpe und schafft damit 150 Arbeitsplätze in der Region. Klaus Gehring, Geschäftsführer von Ziemann Holvrieka sagte bei der Eröffnung der neuen Produktionsstätte, dass die geografische Lage, die Verkehrsinfrastruktur und gut ausgebildete Arbeitskräfte den Ausschlag bei der Standortentscheidung gegeben hätten.

Das Allgäuer Familienunternehmen Multivac, Anbieter von Verpackungslösungen für Lebensmittel, Konsumgüter und Gesundheitsprodukte, produziert bislang ausschließlich in Europa. Es hat in Mexiko eine Vertriebsniederlassung. "In unseren Kernsektoren kommen wir weiterhin auf einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent. Die Mitbewerber stammen dabei weniger aus Asien, sondern eher aus Europa und den USA", erläutert Bernd Schreiber, Geschäftsführer von Multivac Mexiko im Gespräch mit Germany Trade & Invest (GTAI). Dank einer Erweiterung des Produktportfolios unter anderem um Slicer-Lösungen sei man weiterhin wettbewerbsfähig aufgestellt.

Sorgen bereitet Bernd Schreiber allerdings die Zollpolitik der aktuellen US-Regierung: Die Niederlassung in Mexiko bezieht Ersatzteile aus einem Hub in Kansas City. Da sie in Europa gefertigt und dann an die USA geliefert werden, fallen aufgrund des hohen Stahlanteils vieler Teile derzeit Zölle in Höhe von 25 Prozent an. Multivac müsse wohl seine Lieferketten anpassen und die Ersatzteile nun direkt nach Mexiko liefern, meint Schreiber und erklärt:

"Rund ein Drittel unseres Umsatzes erwirtschaften wir im After-Sales-Service und im Geschäft mit Ersatzteilen." 

Verpackungsmaschinen werden meist importiert

Nach Angaben des nordamerikanischen Verbands der Verpackungsindustrie PMMI (The Association for Packaging and Processing Technologies) überstieg der Absatz von Verpackungsmaschinen in Mexiko 2023 zum ersten Mal die Marke von 1 Milliarde US$. Nach einem Plus von insgesamt 55 Prozent innerhalb von zwei Jahren wurden demnach Verpackungsmaschinen im Wert von 1,1 Milliarden US$ verkauft, so PMMI. Neuere Angaben liegen noch nicht vor.

Rund 88 Prozent des Bedarfs an Verpackungsmaschinen werden durch Importe gedeckt, die sich 2023 auf 997 Millionen US$ beliefen. Deutschland, Italien und die USA sind die wichtigsten Lieferanten. Die übrigen 12 Prozent werden von lokalen Herstellern bedient, die meist technologisch einfachere Produkte anbieten. Von den Einfuhren von Verpackungsmaschinen waren 2023 laut dem Verband der Verpackungsindustrie rund 27 Prozent für den Nahrungsmittelsektor bestimmt und 24 Prozent für die Getränkeherstellung.

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