Wirtschaftsumfeld | Mosambik
Große Unterschiede prägen die Wirtschaftsstruktur Mosambiks
Wirtschaftskraft, Ressourcen und Entwicklungspotenziale sind im Land sehr ungleich verteilt. Die Landesteile sind nur unzureichend miteinander verbunden.
18.04.2024
Von Marcus Knupp | Berlin
Mit einer Fläche von 786.380 Quadratkilometern nimmt Mosambik den größten Teil der südostafrikanischen Küste ein. Das Land zeichnet sich durch große Gegensätze in der räumlichen und wirtschaftlichen Entwicklung aus.
Der Süden ist das Zentrum
Während die Hauptstadt Maputo im äußersten Süden des Landes eng an Südafrika angebunden und in internationale Verkehrswege integriert ist, sind viele Orte im Norden und im Landesinneren oft Stunden von der nächsten Asphaltstraße entfernt. Das Pro-Kopf-Einkommen in Maputo ist etwa fünfmal so hoch wie in den ärmsten Provinzen.
Die Investitionen der vergangenen Jahrzehnte flossen vor allem in Großprojekte, die mit wenigen Arbeitskräften auskommen. Ein Großteil der Bevölkerung lebt als Subsistenzbauern von der Landwirtschaft. Diese ist auch im afrikanischen Vergleich wenig produktiv.
Kolonial geprägte Entwicklung
Erst 1975 erlangte Mosambik die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Portugal. Es folgte bis 1992 ein Bürgerkrieg. Der Konflikt zwischen den verfeindeten Befreiungsbewegungen Frelimo, seither an der Regierung, und der oppositionellen Renamo flammte immer wieder auf. Er hat die Entwicklung des Landes ebenso blockiert wie der Konflikt in der nördlichen Provinz Cabo Delgado seit 2017.
Die Erfolge beim Ausbau einer flächendeckenden Infrastruktur sind daher bislang gering. So ist das mosambikanische Eisenbahnnetz in drei Teile zerfallen: Stichstrecken verbinden die Häfen mit den Bergbauregionen im Hinterland und den Nachbarländern. Zwischen den einzelnen Regionen gibt es keine Verbindung. Ähnlich lückenhaft ist das Straßen- und Elektrizitätsnetz. Die mangelnde Teilhabe großer Bevölkerungsgruppen ist auch eine Ursache für die anhaltenden Konflikte.
Hoffnung auf das Erdgas
Die Erdgasvorkommen vor der Küste im Norden Mosambiks gehören zu den größten der Welt. Internationale Energiekonzerne haben Investitionen von insgesamt rund 50 Milliarden US$ angekündigt. Sie wollen die Ressource erschließen und als verflüssigtes Erdgas (Liquefied Natural Gas, LNG) exportieren. Dies würde Mosambik bislang nie erreichte Einnahmen bescheren, die für den Ausbau der Infrastruktur sowie des Sozial- und Bildungssystems genutzt werden könnten.
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Deutsche Unternehmen kaum präsent
Nur wenige deutsche Unternehmen sind mit eigenen Vertretungen in Mosambik präsent. Die meisten bearbeiten die Region von ihren Niederlassungen im stärker industrialisierten Nachbarland Südafrika aus. Ineffizienzen beim Betrieb relevanter Infrastrukturen dort könnten jedoch zusammen mit der Modernisierung Mosambiks aber für Bewegung sorgen. "Exporteure von Zitrusfrüchten im südlichen Afrika entdecken die Vorteile kürzerer Umschlagszeiten und effizienter Logistiklösungen am Hafen Maputo", fasst Christian Roeder, Geschäftsführer des von DP World aus den Vereinigten Arabischen Emiraten betriebenen Containerterminals, den aktuellen Trend zusammen.
Großbetriebe neben Kleinbauern
Rund zwei Drittel der Beschäftigten in Mosambik arbeiten in der Landwirtschaft. Zusammen mit der Forstwirtschaft und der Fischerei trägt sie knapp 30 Prozent zur gesamten Wirtschaftsleistung des Landes bei. Der Ausbau der Rohstoffförderung und der nachgelagerten Industrien wird in den kommenden Jahren zu Verschiebungen innerhalb der Sektoren führen.
Beim Aufbau verarbeitender Industrien stehen vor- und nachgelagerte Bereiche der Landwirtschaft wie die Nahrungsmittel- und Düngemittelproduktion im Fokus. Aber auch die Textil- und Bekleidungsindustrie, die Metallverarbeitung oder die Baustoffproduktion sollen zur Diversifizierung der Wirtschaft beitragen. Das größte bestehende Industrieunternehmen in Mosambik ist der Aluminiumproduzent Mozal.
Potenzielle Logistikdrehscheibe
Aufgrund seiner Küstenlage hat Mosambik eine wichtige Transitfunktion für die benachbarten Binnenländer. Wesentliche Transportkorridore beginnen in den Hafenstädten Nacala, Beira und Maputo. Hier bieten sich gute Ansatzpunkte für Logistikdienstleistungen. Auch der Tourismus hat großes Potenzial.
Die Entwicklung der Erdgaswirtschaft bringt einen Bedarf an unternehmensorientierten Dienstleistungen mit sich. Inwieweit lokale Unternehmen diesen Bedarf decken und entsprechend davon profitieren können, ist angesichts des niedrigen Bildungsniveaus allerdings noch fraglich.
Bergbau: Nicht nur Erdgas
Mosambik ist reich an Rohstoffen. Die Nutzung der großen Steinkohlevorkommen verliert jedoch aus Klimaschutzgründen weltweit an Bedeutung. Steigende Nachfrage wird dagegen für das in der Batterieherstellung verwendete Graphit erwartet, für das Mosambik weltweit einer der Hauptlieferanten ist.
Im mosambikanischen Untergrund lagern zahlreiche Metalle von Eisen über Gold bis Zink. Besondere Aufmerksamkeit finden Titanerze wie Ilmenit oder Rutil. Zu den wichtigen Abbauprodukten gehören daneben verschiedene Edelsteine, beispielsweise Rubine.
Sektoren | Anteil am BIP 2022 |
---|---|
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei | 26,7 |
Bergbau (inklusive Öl- und Gasförderung) | 10,4 |
Verarbeitendes Gewerbe | 8,5 |
Energieversorgung | 2,3 |
Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen (falls nicht mit Energieversorgung aufgeführt) | 0,3 |
Baugewerbe | 1,3 |
Dienstleistungen | 40,6 |
Aktivitäten entlang von Entwicklungskorridoren
Das Wirtschaftszentrum Maputo ist über den Hafen und die Nähe zu Südafrika international besser vernetzt als mit der Peripherie im eigenen Land. Dieses Muster wiederholt sich in kleinerem Maßstab in den Hafenstädten Beira und Nacala, von denen jeweils Entwicklungskorridore ins Hinterland und in die Nachbarstaaten führen. Die dazwischen liegenden Gebiete sowie der Norden Mosambiks sind schlecht erschlossen und weisen große Entwicklungsrückstände auf.
Der Schwerpunkt der Erdgasförderung wird zukünftig in der Provinz Cabo Delgado im äußersten Norden Mosambiks liegen. Weitere Rohstoffvorkommen befinden sich in bisher peripheren Gebieten. Es kommt nun darauf an, die damit verbundenen Entwicklungsimpulse zu nutzen und regionale Disparitäten zu verringern.
Gebiet | Anteil am BIP (in %) | BIP pro Kopf (in US$) | Bevölkerung (in Mio.) |
---|---|---|---|
Niassa | 4,5 | 391 | 2,13 |
Cabo Delgado | 7,3 | 500 | 2,67 |
Nampula | 12,5 | 355 | 6,49 |
Zambézia | 8,1 | 256 | 5,86 |
Tete | 10,2 | 609 | 3,08 |
Manica | 8,2 | 676 | 2,24 |
Sofala | 10,2 | 721 | 2,60 |
Inhambane | 7,1 | 837 | 1,56 |
Gaza | 5,5 | 687 | 1,47 |
Maputo | 13,5 | 1.037 | 2,39 |
Stadt Maputo | 12,9 | 2.101 | 1,13 |