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Wirtschaftsumfeld | Nigeria | Investitionsklima

Standort mit großem Aufholbedarf

Das Investitionsklima hat sich in den vergangenen Jahren weiter verschlechtert. Für die amtierende Regierung gilt es nun, das Vertrauen von Investoren zurückzugewinnen.

Von Corinna Päffgen | Accra

Nigeria verfügt über eine relativ gut funktionierende Demokratie mit friedlichen Machtwechseln seit dem Ende der Militärherrschaft 1999. Das Land spielt eine wichtige Rolle für die Stabilität und Demokratie in der Region.

Nigeria ist für Deutschland ein wichtiger Partner in Westafrika. Seit 2011 gibt es die deutsch-nigerianische Binationale Kommission mit Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen. Zudem besteht seit 2008 eine deutsch-nigerianische Energiepartnerschaft, die zuletzt 2021 um ein Wasserstoffbüro in Abuja erweitert wurde.

Unternehmen hoffen auf Verbesserungen der Rahmenbedingungen

Vor allem die Größe des Binnenmarktes mit mittlerweile gut 220 Millionen Einwohnern spricht für Nigeria als Investitionsstandort. Zwar hat Nigeria seinen Rang als größte Volkswirtschaft Afrikas eingebüßt, wird aber auch in diesem Jahr neben Südafrika und Ägypten zu den Top 3 gehören.

Ausländische Investoren können grundsätzlich in allen Bereichen tätig werden, Beschränkungen gibt es wenige. Im Öl- und Gassektor sind Local-Content-Vorschriften zu beachten. Sie sehen bestimmte Beteiligungsquoten für lokale Unternehmen und die Anstellung von heimischen Arbeitnehmern vor.

Die Regierung hat in den vergangenen Jahren einige Reformen zur Verbesserung des regulatorischen Umfelds für Investitionen angestoßen. Dazu gehören die Bereiche Landerwerb/-registrierung, Steuerverwaltung, Baugenehmigungen und Unternehmensgründungen.

Wirtschaftsreformen setzen Unternehmen unter Druck

Die starke Abwertung der lokalen Währung Naira im Juni 2023 und die hohe Inflation machen der Bevölkerung und Unternehmen zu schaffen. Nach einer weiteren Abwertung im Februar 2024 konnte der Naira gegenüber dem US-Dollar wieder zulegen und hat sich zunächst stabilisiert. Die nigerianische Zentralbank hat im März 2024 bekanntgegeben, dass der Devisenstau in Höhe von 7 Milliarden US$ abgearbeitet wurde - eine wichtige Voraussetzung für eine langfristige Stabilisierung. Analysten rechnen mit einer Stabilisierung des Naira und einer deutlichen Abschwächung der Inflation ab Mitte 2024.

Herausforderungen sind groß – aber nicht unüberwindbar 

Herausforderungen für Unternehmen gibt es viele. Korruption, Bürokratie, mangelnde Rechtssicherheit, Willkür und steigende Sicherheitsrisiken sind die meistgenannten Hürden von Unternehmen vor Ort. 

Der als wirtschaftsnah geltende Präsident Tinubu hat der Korruption und dem Machtmissbrauch den Kampf angesagt. Eine erste Ministerin wurde bereits wegen der Veruntreuung von Geldern suspendiert. Unternehmen berichten zudem von ersten Verbesserungen, etwa bei der Zollabfertigung am Hafen in Lagos.

Hohe Energiekosten schrecken ebenfalls ab. Eine regelmäßige Stromversorgung ist nicht gewährleistet, sodass Unternehmen auf teuren Dieselstrom zurückgreifen müssen. Dieselgeneratoren erzeugen 30 Prozent des Stroms im Land. Unternehmen investieren deshalb zunehmend in Solarstrom, dessen Kosten unter dem Netzstrom liegen.

Mit der Verabschiedung des Electricity Act 2023 wurde die Befugnis zur Regulierung des Stromsektors auf die Bundesstaaten übertragen. Zwar dürfen nun grundsätzlich Private in allen Bereichen – Erzeugung, Übertragung und Verteilung – tätig werden, ob das zu einer Verbesserung der Stromversorgung beitragen wird, bleibt abzuwarten. Derzeit hat erst ein Bundesstaat ein entsprechendes Gesetz verabschiedet. Weitere zehn Staaten arbeiten derzeit an entsprechenden Gesetzen. Entscheidend wird sein, dass die Behörden der jeweiligen Bundesstaaten Know-how aufbauen und dass kostendeckende Gebühren eingeführt und auch eingetrieben werden.

Ausländische Investitionen sind gesunken

Die Direktinvestitionen schwanken seit Jahren, sind aber innerhalb der vergangenen zehn Jahre von 66 Milliarden US$ auf einen Bestand von 88 Milliarden US$ gestiegen. 

Nach dem UNCTAD World Investment Report waren nach einem Zufluss von 3,3 Milliarden US$ im Jahr 2021 die Zuflüsse im Jahr 2022 mit minus 187 Millionen US$ aufgrund von Desinvestitionen im Öl- und Gassektor sogar negativ. Investitionen flossen unter anderem in den Bau eines Datenzentrums von Airtel Nigeria in Lekki und in den Bau einer 936 Megawatt-Solaranlage nebst 443 Megawatt-Batterieanlage. In Westafrika war Nigeria als Ziel für ausländische Direktinvestitionen bislang führend, gefolgt von Senegal, Côte d'Ivoire und Ghana.

Deutsche Unternehmen noch zurückhaltend

Etwa 80 bis 100 deutsche Unternehmen sind in Nigeria vertreten. Die Deutsche Bundesbank schätzt den Bestand an Investitionen für 2018 auf etwa 520 Millionen Euro. Eigene Produktionen bilden bislang die Ausnahme, allerdings planen einige Unternehmen eine eigene Produktionsstätte vor Ort aufzubauen.

Das Interesse deutscher Unternehmen ist nach dem Regierungswechsel im vergangenen Jahr wieder stärker geworden. Seitdem haben Reisen von deutschen Wirtschaftsdelegationen zugenommen. Auch wagen deutsche Unternehmen wieder den Markteintritt in Nigeria. 

 

Größte deutsche Investoren in Nigeria (Auswahl; Stand: April 2024)

Unternehmen

Branche

BoschMaschinenbau
DHLLogistik
KnaufBaustoffe
KronesMaschinen- und Anlagenbau
Siemens EnergyEnergietechnologie
Quelle: Recherche von Germany Trade & Invest, Firmenwebsites 2024

NIPC ist Anlaufstelle für Investitionsförderung

Die Nigerian Investment Promotion Commission ist zentrale Anlaufstelle für Investoren. Investitionsförderung findet über eine Reihe von Anreizen statt. Dazu gehören Steuererleichterungen für bestimmte Branchen, welche die NIPC veröffentlicht.

Interessant ist auch die Ansiedlung in einer Freizone oder Exportproduktionszone; auch hier winken zahlreiche Anreize. 

Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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