Branchen | Polen | Kernkraft
Standort für Polens erstes Miniatomkraftwerk gefunden
Neben einem großen Atomkraftwerk bei Gdańsk will Polen eine Reihe kleiner modularer Kernreaktoren bauen. Das Joint Venture hinter den Minikraftwerken hat nun eine Einigung erzielt.
29.09.2025
Von Christopher Fuß | Warschau
Polens erster Atomreaktor vom Typ SMR (Small Modular Reactor) soll in der Stadt Włocławek entstehen. Das geht aus einer Vereinbarung hervor, die der staatliche Energiekonzern Orlen und der Chemieproduzent Synthos getroffen haben. Beide Unternehmen arbeiten im Joint Venture OSGE zusammen, um kleine modulare Reaktoren in Polen zu errichten. Der 300-Megawatt-Reaktor in Włocławek wird voraussichtlich ein Düngemittelwerk der Orlen-Gruppe versorgen. Bis 2035 will der Konzern mindestens zwei SMR mit einer Gesamtleistung von 600 Megawatt besitzen.
Das Projekt geriet 2023 ins Stocken, nachdem die Partner keine Einigung bei Lizenzfragen und bei der Eigentümerstruktur des Gemeinschaftsunternehmens erzielen konnten. Mit dem neuen Abkommen wurde nun eine Lösung gefunden, die laut einer Orlen-Pressemitteilung "die Kontrolle des Konzerns in wichtigen Unternehmensfragen stärkt." Künftig werden Führungspositionen im Wechsel jeweils von Synthos und von Orlen besetzt.
Zudem erhält das Joint Venture vollen Zugriff auf die SMR-Technologie BWRX-300 eines US-japanischen Herstellers. Die Lizenzrechte lagen bislang bei Synthos. Nun kann Orlen die Technologie im Rahmen des Gemeinschaftsunternehmens nutzen. Laut der Tageszeitung Dziennik Gazeta Prawna betrifft dies auch einige internationale Projekte, beispielsweise in den Orlen-Raffinerien in Litauen und in der Slowakei. OSGE plant, 2026 den Antrag auf Baugenehmigung in Włocławek einzureichen. Der Baubeginn ist für 2028 vorgesehen.
Neben den kleinen SMR-Kraftwerken will Polen auch ein großes staatliches Atomkraftwerk bauen.