Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branchen | Rumänien | Kfz-Industrie

Markttrends

Die Automobilindustrie vollzieht ihren Wandel zu Elektromobilität. Die Nachfrage nach Elektroautos in Rumänien wird aber leicht sinken. 

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Die Automobilindustrie in Rumänien ist fest eingebunden in internationale Lieferketten und wird das Jahr 2023 voraussichtlich mit einem Umsatzplus von rund 6 Prozent abschließen. "Die ersten Daten deuten auf ein Niveau von 32 Milliarden bis 33 Milliarden hin", meldet Adrian Sandu, Generalsekretär des Verbands der Automobilhersteller in Rumänien (ACAROM). Ein Grund dafür waren mehr Fahrzeugverkäufe aus den rumänischen Autowerken Ford und Dacia. Ebenso erholte sich 2023 die Nachfrage nach Kfz-Teilen weiter. 

Die Nachfrage nach Neuwagen wird leicht zurückgehen

Die Automobilindustrie wird 2024 aber vergleichsweise langsamer wachsen. Ein Hinweis darauf ist eine bereits sinkende Nachfrage auf dem rumänischen Markt für Stahl und Aluminium. Zudem wird die geschwächte Konjunktur in Deutschland voraussichtlich zu einem leichten Rückgang der Nachfrage nach Neuwagen führen. Darum wird sich auch die Nachfrage nach Kfz-Teilen leicht eintrüben.

Insbesondere europäische Autohersteller beziehen Komponenten, von Erstausrüstern, auch Original Equipment Manufactures (OEM) genannt, die in Rumänien produzieren. Dazu zählen Unternehmen wie Continental, Bosch, Hella, Dräxlmaier und viele andere. Die rumänische Automobilindustrie exportiert rund 90 Prozent ihres Ausstoßes.  

90 %

der Kfz-Teile aus Rumänien sind in Automobilen aus europäischer Produktion verbaut. 

 

Unternehmen treiben Lösungen für autonomes Fahren voran

Deutsche Unternehmen, die in Rumänien aktiv sind, investieren zunehmend in Forschung und Entwicklung (R&D), etwa bei der Softwareentwicklung für Bordsysteme und im Bereich autonomes Fahren. Beispielsweise betreibt Continental am Standort Iasi gemeinsam mit dem Telekommunikationsanbieter Orange und der Technischen Universität Iasi ein Forschungslabor. Dort sollen Unternehmen, Start-ups und die Studierenden gemeinsam Lösungen für autonomes Fahren und den damit verbundenen Mobilitätskonzepten in rumänischen Städten erarbeiten.

Deutsche Kfz-Zulieferer wollen in Rumänien ein Mikrochip-Cluster entwickeln

Ein strategischer Meilenstein für die rumänische Automobilindustrie wird ein Mikrochip-Projekt sein. Daran sind Bosch und Continental zusammen mit dem rumänischen Unternehmen NXP Semiconductor beteiligt. Dafür gibt die Rumänien Staatsbeihilfen in Höhe von 195 Millionen Euro frei. Zusätzlich stellt die EU 420 Millionen Euro Fördermittel bereit.

Ziel dabei ist, in Rumänien ein Mikrochip-Cluster für die Forschung und Entwicklung von Halbleitern und Kommunikationstechnologien im Bereich Automotive zu entwickeln. Dies hat eine strategische Bedeutung, denn mit einer eigenen Halbleiterproduktion wäre die Automobilindustrie weniger abhängig von Lieferungen aus Asien. 

Neben den genannten Unternehmen können sich noch bis zu 24 Unternehmen oder Start-ups an dem Projekt beteiligen. Dies geht aus einem vom rumänischen Ministerium für Innovationen und Europäische Fonds veröffentlichten Aufruf zur Bewerbung hervor. 

Regierung kürzt Kaufprämien für Neuwagen

Die Regierung hat per Notverordnung am 13. Dezember 2023 die Fördergelder gekürzt, die Rumänen erhalten, wenn sie einen Gebrauchtwagen mit einer umweltschädlicheren Abgasnorm gegen ein umweltfreundlicheres Fahrzeug mit Hybridantrieb austauschen. 

Wegen der drastisch gekürzten Kaufprämien für Neuwagen befürchtet der Verband ACAROM, dass die Nachfrage danach 2024 gegenüber 2023 um 45 Prozent auf 80.000 Stück einbrechen wird. Die rumänischen Verbraucher werden somit vermehrt gebrauchte und damit umweltschädlichere Autos kaufen, kritisiert ACAROM. 

Statt umgerechnet 1.000 Euro stehen jetzt nur noch rund 700 Euro pro ausgetauschtem Fahrzeug bereit. Diese Prämie beantragen die Autohändler bei der Verwaltung des Umweltfonds (AFM). Für den Kauf von vollelektrischen Fahrzeugen im Tausch mit Verbrennern bietet die Behörde eine Prämie von nur noch 2.000 Euro. Zuvor bekamen Kunden eine Prämie von bis zu 10.000 Euro. Das Umweltministerium hat im Haushalt für diese Förderprogramme für das Jahr 2024 insgesamt 46 Millionen Euro bereitgestellt.

Im Jahr 2023 wuchs der Automarkt in Rumänien, vor allem mithilfe der Abwrackpremie aus den Programmen "Rabla Plus" und "Rabla Clasic". Die Neuzulassungen von Pkw stiegen 2023 gegenüber 2022 um 11,6 Prozent. Ein bedeutender Treiber des Wachstums war der Verkauf von Autos mit Hybrid- und Elektroantrieben. In diesem Segment stiegen die Autoverkäufe 2023 gegenüber 2022 um 24 Prozent auf 31.745 Stück innerhalb eines Jahres.

Bild vergrößern

Den größten Anteil am Gesamtmarkt hatten Benzinfahrzeuge, deren Absatzanteil im Jahr 2023 um 2,1 Prozentpunkte auf 63 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sank (82.986 Stück). Der Marktanteil von Dieselfahrzeugen ging 2022 gegenüber 2021 um 1,2 Prozentpunkte auf 12,8 Prozent (16.880 Stück) zurück. Die restlichen 24,2 Prozent der insgesamt verkauften Neuwagen enthielten alternative Antriebe. Deren Anteil am gesamten Markt war somit im Vergleich zum Vorjahr um 3,2 Prozentpunkte gewachsen.

Am meisten nachgefragt unter den Fahrzeugen mit Plug-in-Hybriden, Hybriden und Elektroautos waren im Berichtszeitraum die Marken Toyota (7.715), Dacia (6.713 Stück), Tesla (2.903 Stück), Renault (2.170 Stück), Volkswagen (1.327 Stück), und Mercedes-Benz (1.205 Stück).

 

Absatz von Pkw nach Herstellern in Rumänien (Stückzahl; Marktanteil und Veränderung in Prozent)

Hersteller

Absatz

Veränderung 2023/2022

Marktanteil Jahr

Dacia 

45.947

14,8

32,2

Toyota

10.574

6,1

7,4

Skoda

10.557

21,8

7,4

Renault

10.301

28,6

7,2

Volkswagen

9.696

20,3

6,8

Hyundai

8.978

-6

6,3

Sonstige

46.738

 

32,7

Quelle: Automotive Manufacturers and Importers Association APIA, Januar 2024

Mittelfristig wird der Automarkt in Rumänien noch wachsen, denn der Grad der Motorisierung der rumänischen Bevölkerung liegt aktuell mit 0,39 Autos pro Einwohner weit unter dem EU-Durchschnitt von 0,56 Autos pro Einwohner, berichtet Eurostat. Lediglich in der Hauptstadt Bukarest entspricht die Dichte der Fahrzeuge auf den Straßen dem EU-Durchschnitt.

Dieser Inhalt gehört zu

nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.