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Markttrends

Rumäniens Automobilindustrie vollzieht ihren Wandel zur Elektromobilität. Kfz-Zulieferer investieren zunehmend in Forschung und Entwicklung. Der Automarkt in Rumänien wächst.

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Die Automobilproduktion in Rumänien läuft weiter auf Hochtouren und wird weiter wachsen. Die Autoproduzenten Ford und Dacia fördern die Elektromobilität und setzten Wachstumsimpulse für die in Rumänien aktive Kfz-Zulieferbranche. Dazu gehören überwiegend deutsche Unternehmen wie Continental, Dräxlmaier, Schaeffler, Forvia Hella, Bosch und weitere. Die Branche zeigt sich optimistisch.

"Ford und Dacia haben neue Modelle auf den Markt gebracht und damit werden sie sich auf den ausländischen Märkten durchsetzen", sagt Adrian Sandu, Generalsekretär des Verbands der Automobilhersteller in Rumänien (ACAROM). Er rechnet damit, dass beide Autohersteller durch steigende Nachfrage ihr aktuell hohes Produktionsniveau über 560.000 Pkw halten werden.

Automobile aus Rumänien werden trotz einer langsameren Konjunktur in Europa gefragt bleiben. Denn laut dem Magazin Autoexpress zählen aktuell rumänische Automobile, insbesondere die Modelle Dacia Sandero und Ford Puma, zu den am meisten verkauften, aber auch preisgünstigen Autos auf dem europäischen Markt. Der Umsatz der gesamten rumänischen Automobilbranche wird somit in diesem Jahr voraussichtlich bei 29 Milliarden Euro liegen und das Niveau von 2024 leicht übertreffen. 

90 %

der Kfz-Teile aus Rumänien sind in Automobilen aus europäischer Produktion verbaut.

Rumänien ist kein Billiglohnstandort mehr

Dennoch spürt auch die rumänische Automobilindustrie den globalen Wettbewerbsdruck. Steigende Arbeitskosten und Steuern verringern besonders im verarbeitenden Gewerbe den Standortvorteil Rumäniens als kostengünstiges Produktionszentrum. Unternehmen reduzieren daher lohnintensive Fertigungsschritte. So haben bereits Kfz-Zulieferer wie Schaeffler, Faurecia oder das Softwareunternehmen NTT Data Mitarbeiter entlassen.

Ein weiterer Grund für Entlassungen ist eine rückläufige Auftragslage von Autoherstellern aus anderen europäischen Ländern. Denn europäische Autohersteller beziehen Komponenten, von Erstausrüstern (Original Equipment Manufacturer, auch OEM, genannt), die in Rumänien produzieren. Dazu zählen Unternehmen wie Continental, Bosch, Hella, Dräxlmaier und viele andere. Die rumänische Automobilindustrie exportiert rund 90 Prozent ihres Ausstoßes.

Deutsche Kfz-Zulieferer wollen in Rumänien ein Mikrochip-Cluster entwickeln

Rumänien entwickelt sich zu einem Hochtechnologiestandort. Ein strategischer Meilenstein wird ein Mikrochip-Projekt sein. Dabei geht es darum, Rumänien als Forschungs- und Entwicklungsstandort für eine europaweite Halbleiterindustrie zu etablieren. Bosch und Continental sind daran zusammen mit dem rumänischen Unternehmen NXP Semiconductor beteiligt. Rumänien gibt dafür Staatsbeihilfen in Höhe von 195 Millionen Euro.

Ziel dabei ist, in Rumänien ein Mikrochip-Cluster für die Forschung und Entwicklung von Halbleitern und Kommunikationstechnologien im Bereich Automotive zu entwickeln. Dies hat eine strategische Bedeutung, denn mit einer eigenen Halbleiterproduktion wäre die Automobilindustrie weniger abhängig von Lieferungen aus Asien. Zudem verschmilzt die Kfz-Industrie zunehmend mit dem IT-Sektor. In Südosteuropa treiben Unternehmen wie Continental und Bosch zudem die Entwicklung des autonomen Fahrens voran.

Regierung gibt Kaufprämien für umweltfreundliche Neuwagen aus

Die Abwrackprämie "Rabla Auto" wird voraussichtlich ab der zweiten Jahreshälfte erhältlich sein. Autofahrer können einen Zuschuss beim Händler erhalten, wenn sie ein altes Auto mit umweltschädlicherem Antrieb abgeben und dafür ein neues, umweltfreundlicheres Auto kaufen. Die Regierung wird Zuschüsse für Hybrid- und Elektroautos einführen. Im Gespräch sind pro Hybridantrieb ein Zuschuss von 2.500 Euro und pro Elektroauto ein Zuschuss von 5.000 Euro. Das Geld dafür wird aus dem Umweltfonds fließen. Anfang Februar 2025 war noch kein Staatshaushalt für das laufende Jahr verabschiedet. Daher steht noch nicht fest, wie viel Geld der Umweltfonds für das Programm "Rabla Auto" erhalten wird.

Die Abwrackprämie setzt wichtige Wachstumsimpulse für den heimischen Automarkt, der mittelfristig noch weiter wachsen wird. Der Grad der Motorisierung der rumänischen Bevölkerung liegt aktuell mit 0,39 Autos pro Einwohner weit unter dem EU-Durchschnitt von 0,56 Autos pro Einwohner, berichtet Eurostat. Lediglich in der Hauptstadt Bukarest entspricht die Dichte der Fahrzeuge dem EU-Durchschnitt.

Der heimische Automarkt wuchs 2024 im Vergleich zu 2023 um 5,6 Prozent, berichtet der Europäische Automobilherstellerverband ACEA. Er meldet 151.105 verkaufte Neuwagen in Rumänien. Die meisten Neuzulassungen zählt der Verband unter den Fahrzeugen mit Elektrohybridantrieb (58.470 Stück), gefolgt von Benzinern (71.072 Stück) und Diesel-Autos (18.443 Stück). Der Markt für Elektroautos schrumpft dagegen 2024 im Vergleich zu 2023 um 32,2 Prozent. Der ACEA listet im Jahr 2024 nur 9.795 verkaufte Elektroautos. Ein Grund für den Einbruch in diesem Segment ist die Kürzung der Abwrackprämie um die Hälfte der Fördersumme seit 2024.

Dacia bleibt MarktführerAbsatz von Pkw nach Herstellern in Rumänien (Stückzahl; Veränderung und Marktanteil in Prozent)

Hersteller

Absatz

Veränderung 2024/2023

Marktanteil 2024

Dacia 

44.470

-3,2

29,9

Toyota

12.654

20,2

8,4

Skoda

10.612

0,5

7,1

Hyundai

10.268

14,4

6,9

Volkswagen

9.722

0,3

6,7

Renault

9.037

-12,3

6

Sonstige

52.137

 

35

Quelle: Automotive Manufacturers and Importers Association APIA, Januar 2025
Am meisten nachgefragt unter den Fahrzeugen mit Hybridantrieben und Elektroautos waren im Berichtszeitraum die Marken Toyota (11.589), Dacia (5.055 Stück), Tesla (2.550 Stück), Hyundai (2.497 Stück), Renault (2.178 Stück) und Mercedes-Benz (1.262 Stück).

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