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Special | Rumänien | US-Zölle

Rumänien: Indirekte Abhängigkeiten wiegen schwer

Die USA sind nur ein kleiner Exportpartner. Insgesamt aber würden mögliche Zölle die Wettbewerbsposition der rumänischen Exporteure auf dem US-Markt verschlechtern. 

Von Dominik Vorhölter | Bukarest

Die USA spielen in der rumänischen Exportwirtschaft kaum eine Rolle. Laut Eurostat hatten die rumänischen Warenausfuhren in die USA im Jahr 2024 einen Wert von 2,3 Milliarden Euro. Das entspricht 2,5 Prozent aller rumänischen Exporte. 

Wichtigster Exportpartner ist Deutschland mit gut einem Fünftel Anteil an allen rumänischen Exporten. Auf Rang 2 und 3 liegen Italien (10,2 Prozent) und Frankreich (6,3 Prozent). Der rumänische Außenhandel ist auf den EU-Binnenmarkt konzentriert, mit einem Anteil von 77,1 Prozent.

Die USA stehen an 14. Stelle in der Rangfolge aller Exporthandelspartner Rumäniens, nach Belgien auf dem 13. und vor der Republik Moldau auf dem 15. Rang.

Besonderheiten in den Wirtschaftsbeziehungen mit den USA

In die USA exportiert Rumänien hauptsächlich Stahlrohre. Seit Januar 2025 gehört der rumänische Produzent von Stahlrohren Artrom der US-amerikanischen Investmentgesellschaft GLGH aus Chicago. Liberty Steel aus Galati, einer der größten rumänischen Stahlhersteller, hat – unabhängig von US-Zöllen – einen Schuldenberg von rund einer Milliarde Euro und befindet sich im so genannten Vorinsolvenzverfahren.

Die Stahlunternehmen in Rumänien leiden unter hohen Produktionskosten und zu geringer Nachfrage. Die meisten von ihnen haben Mitarbeiter kurzfristig beurlaubt, um Ausgaben zu sparen. Am meisten drücken die hohen Kosten für Energie. Zusätzlich belastet die Transformation hin zur grünen Stahlproduktion und die damit verbundenen Investitionen die Stahlproduzenten. 

Die Stahlbranche insgesamt fordert staatliche Unterstützung, etwa Subventionen für Energiekosten, um grundsätzlich wettbewerbsfähig zu bleiben. Die US-Zölle verschärfen an dieser Stelle Probleme, unter denen die europäische Metallurgie bereits leidet: Wachsende globale Konkurrenz, eine sinkende Nachfrage auf dem EU-Markt, hohe Produktionskosten – unter anderem durch EU-Vorgaben. 

Auch in weiteren Sektoren sind US-Investoren präsent: In der Sicherheitstechnik zählt der US-amerikanische Mischkonzern Honeywell zu den größten US-Investoren in Rumänien. Honeywell produziert in Lugoj unter anderem Brandmelder und weitere Sicherheitstechnik. Die Reifenhersteller Yokohama Industries und Pirelli Reifen haben das größte Exportgeschäft aus Rumänien mit den USA. Im Segment Möbel zählt die IKEA Group zu den größten Handelspartnern im USA-Geschäft mit in Rumänien produzierten Produkten.

In der Automobil-, Metall- und Elektroindustrie ist Rumänien wichtiger Beschaffungsmarkt für Deutschland, Frankreich und Italien, insbesondere für Kfz-Teile, Bauteile aus Stahl/Aluminium oder elektronische Komponenten. Hier drohen mit höheren US-Zöllen geringere Auftragsvolumina aus den Mutterfirmen. Die rumänische Automobilindustrie exportiert Autoteile etwa für deutsche Autohersteller, die ihre Autos dann weiter in die USA verkaufen. Größte rumänische Produzenten sind Star Assembly (Mercedes Benz), Bosch und Continental. Im bilateralen Handel mit Kfz und Kfz-Teilen hat Rumänien gegenüber Deutschland einen Handelsüberschuss. 

Rumäniens Top-5 Exportprodukte in die USAIn Mio. Euro, 2024
Produkt

Wert

Eisen und Stahl (SITC 67)

371

Elektrische Maschinen (SITC 77)

333

Maschinen für verschiedene Zwecke z.B. Wälzlager, Hebe- und Fördervorrichtungen (SITC 74)

233

Kautschukwaren (SITC 62)

213

Geräte für die Nachrichtentechnik, Bild- und Tonaufzeichnung und -wiedergabegeräte (SITC 76)

178

Quelle: Eurostat 2025

Herausforderungen und Chancen

Rumänien dürfte sowohl von der Aufrüstung der EU in Folge des Handels- und Interessenkonflikts mit den USA profitieren, als auch vom EU-Plan, sich unabhängiger von kritischen Rohstoffen zu machen. Bedeutende rumänische Vorkommen an Kupfer und Magnesium stehen zur Verfügung. 

Mittelfristig will Rumänien gar zum größten Erdgasproduzenten in Europa aufsteigen. Das südosteuropäische Land verfügt über rund 100 Milliarden Kubikmeter förderfähiges Erdgas im Schwarzen Meer, das der österreichische Erdöl-, Erdgas- und Petrochemiekonzern OMV ab 2027 gemeinsam mit dem rumänischen Konzern Romgaz gewinnen will. Einer der Abnehmer wird Deutschlands größter Gashändler Uniper sein, der seit 2022 zu 99,12 Prozent der Bundesrepublik gehört. Uniper hat mit OMV Petrom, der südosteuropäischen Tochter von OMV, am 15. Januar 2025 einen Liefervertrag abgeschlossen. Danach sichert sich die Bundesrepublik für einen Zeitraum von fünf Jahren insgesamt 6,75 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Das entspricht rund 15 Terrawattstunden. Der Vertrag belaufe sich auf 3,6 Milliarden Euro, so die Online-Zeitung Romania Insider. 

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