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Wirtschaftsumfeld | Saudi-Arabien | Investitionsklima

Attraktives Investitionsklima zieht ausländische Unternehmen an

Saudi-Arabien ist in der MENA-Region bei ausländischen Direktinvestitionen führend. Das Kapital fließt vor allem in den Chemiesektor. Eine Diversifizierung wird angestrebt.   

Von Robert Espey | Dubai

Saudi-Arabien ist beim Zufluss ausländischer Direktinvestitionen in der MENA-Region (Middle East and North Africa) mit Abstand führend. Gemäß dem UNCTAD Investment Report lag das Königreich 2022 mit einem Direktinvestitionsbestand von 269 Milliarden US-Dollar (US$) deutlich vor den Vereinigten Arabischen Emiraten (194 Milliarden US$), der Türkei (165 Milliarden US$) und Ägypten (149 Milliarden US$).

Nach Angaben der saudi-arabischen Zentralbank erhöhte sich der Direktinvestitionsbestand von 2010 bis 2022 um 82 Prozent. Die jährlichen Nettozuflüsse bewegten sich zwischen 1 und 29 Milliarden US$. Für 2022 wird ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um 59 Prozent auf 7,9 Milliarden US$ gemeldet. Diese Schrumpfung muss aber vor dem Hintergrund des 2021 sehr überdurchschnittlichen Zuflusses in Höhe von 19,3 Milliarden US$ bewertet werden.

Den hohen Wert 2021 verursachte eine 12,4 Milliarden-US$-Beteiligung eines ausländischen Konsortiums an der Aramco Oil Pipeline Company. Aramco hält 51 Prozent der Anteile. Das Unternehmen EIG Global Energy Partners aus Washington DC führt das Konsortium.

Investitionsstrategie erscheint überambitioniert

In der übergreifenden Entwicklungsplanung (Vision 2030) wurde eine Investitionsstrategie formuliert, die auch eine erhebliche Steigerung der Direktinvestitionen vorsieht. Der Anteil der Bruttoanlageinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll zwischen 2020 und 2030 von 22 auf 30 Prozent wachsen, der BIP-Anteil der Direktinvestitionen von weniger als 1 auf 5,7 Prozent.

Beobachter bezeichnen die geplante Expansion der in- und ausländischen Investitionen als überambitioniert. Die gesamten Bruttoanlageinvestitionen müssten im genannten Zehnjahreszeitraum pro Jahr durchschnittlich um etwa 13 Prozent zulegen. Für die ausländischen Direktinvestitionen wird ein durchschnittlicher jährlicher Zuwachs von 35 Prozent anvisiert. Die Economist Intelligence Unit prognostiziert für den Zeitraum von 2023 bis 2027 Direktinvestitionen von insgesamt 69 Milliarden US$, die saudi-arabische Planung kalkuliert mit 193 Milliarden US$.

Downstream-Industrien sind Investitionsschwerpunkt

Die der Öl- und Gasförderung nachgelagerten Industrien dürften auch mittel- und langfristig den Schwerpunkt der Direktinvestitionen bilden. Hauptinvestoren sind die großen internationalen Energiekonzerne. Ein aktuelles Beispiel ist das mit 11 Milliarden US$ veranschlagte Amiral-Projekt der Saudi Aramco Total Refining and Petrochemical Company (SATORP).

Der Amiral-Komplex wird an die bestehende SATORP-Raffinerie angeschlossen. Die 2008 gegründete SATORP ist ein Joint Venture aus Saudi Aramco (62,5 Prozent) und TotalEnergies (37,5 Prozent). Die Raffinerie produziert seit 2014 in Jubail und hat eine Kapazität von 460.000 Barrel pro Tag (bpd).

Mitte 2023 wurden Aufträge zum Bau des Amiral-Komplexes im Wert von rund 9 Milliarden US$ vergeben. Das Projekt umfasst unter anderem einen Ethylen-Cracker mit einer Jahreskapazität von 1,65 Millionen Tonnen sowie Olefin- und Polyethylen-Anlagen.

Saudi-Arabien: Joint Ventures mit deutscher Beteiligung (Auswahl)

Unternehmen

Partner

Tätigkeitsfelder (Auswahl)

Capton Energy

Siemens / Desert Technology (Saudi-Arabien)/ Capton (Dubai)

Solarenergie

Fresenius Medical Care Saudi Arabia

Fresenius / Saudi Arabian Trading Company

Gesundheitswesen

BASF Saudi Arabia

BASF / Sabic

Petrochemie, Kunststoffe, Agrarchemikalien

Linde Saudi Industrial Gases Compay

Linde / Saudi Industrial Gases Compay (SIGAS)

Technische Gase

Linde Sipchem

Linde / Sahara International Petrochemical Company

Industriegase

Investitionsförderung: Diversifizierung der Direktinvestitionen

Obwohl auch weiterhin der Großteil der Direktinvestitionen in den Downstream-Sektor fließen wird, sollen zur Diversifizierung der Wirtschaft zukünftig ausländische Investitionen ein möglichst großes Spektrum abdecken. Die von der saudi-arabischen Investitionsförderungsgesellschaft Invest Saudi präsentierten mehr als 1.150 Projektideen für ausländische Investoren sind breit gefächert.

Die Vorschläge von Invest Saudi beziehen sich auf folgende Sektoren: Chemie (248 Projektvorschläge), andere verarbeitende Industrien (201), Tourismus, Freizeit und Unterhaltung (182), Umweltdienstleistungen (102), Bergbau und Metalle (79), Energie (76), Immobilien (55), Bildung (45), Gesundheitswesen (43), Agrarwirtschaft und Nahrungsmittel (38), Verkehr und Logistik (38), Information & Kommunikation (37), Pharmaindustrie und Biotechnologie (7) sowie Finanzdienstleistungen (6).

Lokale Wertschöpfung und "Regional Headquarter"-Programm

Ausländische Hersteller und Lieferanten sind mit immer schärferen Local Content-Anforderungen konfrontiert. Dadurch sollen Investitionen forciert werden. Saudi Aramco hat 2015 das IKTVA-Programm (In Kingdom Total Value Add) ins Leben gerufen. Es zielt darauf ab, die Aramco-Lieferketten zu lokalisieren. Langfristig wird angestrebt, dass 70 Prozent der Aramco-Beschaffungen lokal erfolgen. Das große Chemieunternehmen SABIC hat ein ähnliches Programm unter dem Namen "Nusened".

Ausländische Unternehmen müssen ab 2024 ihr Regional Headquarter in Saudi-Arabien ansiedeln, um sich an staatlichen Ausschreibungen beteiligen zu können. Details und Ausnahmeregelungen dieser Vorschrift sind bislang aber noch nicht abschließend geklärt.

Unternehmensperspektive: Vertriebsmodelle unter Druck

Auch deutsche Firmen werden in Saudi-Arabien immer häufiger von lokalen Unternehmen zu einem vertieften Engagement gedrängt. Lokale Vertriebspartner weisen darauf hin, dass angesichts des wachsenden Drucks zur verstärkten lokalen Wertschöpfung ein reines Liefergeschäft zukünftig nur noch beschränkt funktionieren dürfte. Daher wird die Gründung von Joint Ventures zur Produktion von Waren und Dienstleistungen vorgeschlagen.

Wirtschaftssonderzonen sollen Investoren anlocken

Insbesondere zur Förderung ausländischer Investoren hat Saudi-Arabien im April 2023 vier bestehende Wirtschaftscluster in Sonderwirtschaftszonen umgewandelt. Es handelt sich um die King Abdullah Economic City Special Economic Zone und die Jazan Special Economic Zone an der Westküste, die Ras Al-Khair Special Economic Zone an der Ostküste sowie die zur King Abdulaziz City for Science and Technology in Riad gehörende Cloud-Computing Special Economic Zone. Zuständig ist die Economic Cities and Special Zones Authority. Als Investitionsanreiz werden vor allem Steuervorteile angeboten.

Bereits im Oktober 2022 eröffnete die General Authority for Civil Aviation am internationalen Flughafen in Riad die "Special Integrated Logistics Zone". Um weitere Sonderzonen in der Hauptstadtregion zu errichten, wurde Ende 2022 das Center für Special Economic Zones in Riad City gegründet.

Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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