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Wirtschaftsausblick | Simbabwe
Simbabwe kann die derzeit günstigen Bedingungen für Rohstoffexporteure nur bedingt nutzen. In den kommenden Jahren erwarten Experten ein moderates Wirtschaftswachstum.
01.08.2022
Von Marcus Knupp | Berlin
Wie andere Rohstoffexporteure profitiert auch Simbabwe vom gestiegenen Preisniveau seiner wichtigsten Ausfuhrgüter. Relativ übereinstimmend sehen Konjunkturprognosen für das Binnenland im südlichen Afrika in den nächsten Jahren Zuwachsraten des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von rund 3 Prozent. Für das laufende Jahr 2022 reichen die Erwartungen von 2,4 Prozent (Economist Intelligence Unit) bis 3,7 Prozent (Weltbank). Die Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) liegt mit 3,5 Prozent dazwischen. In den Folgejahren schätzt der IWF das Wachstum auf 3 Prozent (2023) und 3,1 Prozent (2024).
Lieferschwierigkeiten, Energieknappheit, steigende Inflation, Kriegsfolgen und die Ausläufer der Coronakrise kennzeichnen das globale Umfeld. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Aussichten geradezu solide. Mit einer geänderten Wirtschaftspolitik hält der IWF allerdings BIP-Wachstumsraten von 4 Prozent bis über 5 Prozent für möglich. Dies deutet auf die fortbestehenden Schwierigkeiten Simbabwes hin, sein Potenzial auszuschöpfen. Ausbleibende wirtschaftliche und politische Reformen schaffen im Tandem mit Sanktionen und rechtlichen Unsicherheiten ausgesprochen ungünstige Rahmenbedingungen für Handel und Investitionen.
Den Aufschwung 2021 mit einem Plus des BIP von 6,3 Prozent verdankt Simbabwe vor allem ausgiebigen Regenfällen, die bei einigen landwirtschaftlichen Produkten wie Mais zu Rekordernten geführt haben. Ebenso hat der Export von Gold und Platinmetallen für steigende Einnahmen gesorgt. Während der Rohstoffboom auch 2022 anhält, werden die Ernten nach verspätet einsetzenden saisonalen Regenfällen wieder auf ein durchschnittliches Niveau zurückgehen. Steigende Preise für wichtige Einfuhrgüter wie Treibstoffe belasten die simbabwische Wirtschaft zusätzlich.
Das in der National Development Strategy 2021-2025 angesetzte jährliche Wirtschaftswachstum von mindestens 5 Prozent wird im derzeitigen weltwirtschaftlichen Umfeld und ohne durchgreifende Reformen im Land von den meisten Analysten als unrealistisch gesehen. Mit der Instandsetzung und dem Ausbau der Infrastruktur, Investitionen in Bildung, Gesundheit und Wohnungsbau sowie Verwaltungsreformen enthält der Plan zwar sinnvolle Ansätze. Ohne eine rasche Umsetzung von Reformen und den Zugang zu umfangreicher Geberfinanzierung erscheinen die Planungen aber schwer umzusetzen.
Indikator | 2020 | 2021 | Vergleichsdaten Deutschland 2021 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Mrd. US$) | 21,67 | 24,12 | 4.224 |
BIP pro Kopf (US$) | 1.265 | 1.737 | 50.771 |
Bevölkerung (Mio.) | 15,2 | 15,5 | 83,2 |
Wechselkurs 1 US$ = ... Zimbabwe-Dollar (Z$) | 51,3 | 88,6 | - |
Die 2017 mit Reformversprechen angetretene Regierung des Präsidenten Emmerson Mnangagwa ist ihrem Anspruch bisher nicht gerecht geworden, Simbabwe "Open for Business" zu machen. Im Frühjahr 2022 haben die westlichen Industrieländer ihre Sanktionen gegenüber Simbabwe aufrechterhalten, nachdem das Land sich in der UN-Abstimmung zur Verurteilung des russischen Angriffs auf die Ukraine enthalten hatte. Der Zufluss ausländischer Investitionen (Foreign Direct Investment, FDI) hat sich nach Daten der UNCTAD seit einer kurzen Spitze von 745 Millionen US-Dollar (US$) im Jahr 2018 kontinuierlich wieder verringert und lag 2021 bei 166 Millionen US$.
Investitionen fließen derzeit vor allem in Bergbauprojekte und Bauvorhaben. Letztere werden sowohl lokal als auch durch Auslandsüberweisungen finanziert. Im Bergbau haben sich in den letzten Jahren verstärkt chinesische und russische Firmen engagiert. Verschiedene Unternehmen versuchen, sich durch die Installation von Solaranlagen von der unsicheren Stromversorgung unabhängiger zu machen.
Projektbezeichnung | Investition | Projektstand | Projektträger |
---|---|---|---|
Batoka Wasserkraftwerk am Sambesi mit 2.400 MW | 5.000 | Vorstudien laufen, zum Teil abgeschlossen; Baustart verschoben auf 2023 | Zambezi River Authority (ZRA); Auftrag an Power Construction Corp. (China) und General Electric (USA) |
Ausbau der Fernstraße Beitbridge-Bulawayo-Victoria Falls, 760 km | 2.000 | Auftrag an Khato Civils (Südafrika) im Februar 2022 annulliert | |
Ölpipeline Beira (Hafen, Mosambik)-Harare | 1.300 | Machbarkeitsstudie | National Oil Infrastructure Company of Zimbabwe mit Coven Energy (Südafrika) |
Chromabbau und Integriertes Stahlwerk in Chivhu | 1.000 | Start Mitte 2023 erwartet | AfroChine Smelting (China), Teil der Tsingshan Holding Group |
Solarkraftwerk mit 800 MW | 800 | Ausschreibung im Mai 2020; offenbar nicht vergeben | |
Solarkraftwerk mit 50 MW in Kwekwe (Midlands) | 120 | Vorstudien; Baustart voraussichtlich 2. Halbjahr 2023 | Sable Chemical Industries, Düngemittelfabrikant |
Solarkraftwerk für Special Economic Zone mit 40 MW, Norton (Mashonaland West) | 80 | Vorstudien | |
Arcadia Lithium Processing Plant, Harare | 165 | Pilotanlage | Prospect Resources (Australien) hat Projekt entwickelt; im April 2022 an Huayou International (China) verkauft |
Sendemasten für Telekommunikation an 250 Standorten | 250 | Planung | Postal and Telecommunications Regulatory Authority of Zimbabwe (POTRAZ) |
Eisenbahnstrecke Harare-Chitungwiza, 27 km doppelgleisig | 400 | Planung |
Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite Simbabwe in den Rubriken "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".
Die guten Ernten 2021 und die Lockerung der mit der Coronapandemie eingeführten Beschränkungen haben die Lage für Simbabwes Konsumenten etwas entspannt. Der Anteil der armen Bevölkerung (Einkommen unter 1,90 US$ pro Tag in Kaufkraftparitäten) hat sich nach Angaben der Weltbank aktuell leicht auf 40 Prozent verringert (2020: 43 Prozent). Die Experten der Weltbank sehen zwar ein Anhalten dieses Trends. Die Kaufkraft leidet jedoch unter der weiterhin sehr hohen Inflation.
Die Geldschöpfung zur Deckung von Defiziten hat das Verhältnis zwischen dem Zimbabwe-Dollar und der US-Devise stark aufgeweicht. Die ursprünglich zum Kurs 1:1 eingeführte Währung war Mitte 2022 nur noch etwa 0,003 US$ Wert. Insbesondere Importwaren verteuern sich hierdurch stetig. Die Inflation konnte zwar gegenüber einem Höchstwert von 557 Prozent im Jahresmittel 2020 auf ein Niveau zwischen 100 Prozent und 200 Prozent 2021 und im laufenden Jahr 2022 zurückgefahren werden. Der Wert bleibt aber extrem hoch. Per Gesetz hat die Regierung in Harare den US-Dollar nun erneut als offizielles Zahlungsmittel zugelassen.
Platinmetalle, Gold und Tabak sind die wichtigsten Ausfuhrprodukte Simbabwes. Sie steuerten im 1. Quartal 2022 fast 80 Prozent zu den Exporten bei. Für den Anstieg der Gesamtausfuhren sind sowohl gestiegene Preise als auch größere Produktionsmengen verantwortlich. In den kommenden Jahren dürfte dieser Trend anhalten und zu einer etwas über dem generellen Wirtschaftswachstum liegenden Zunahme der Ausfuhren führen. Die erleichterte Einfuhr einiger Warengruppen wird parallel auch die Importe stützen.
Bedeutendster Handelspartner Simbabwes ist mit großem Abstand Südafrika, das zum Teil allerdings eine Transitfunktion für das Binnenland erfüllt. Im 1. Quartal 2022 gingen 38,1 Prozent der Exporte in das Nachbarland, gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten (33,1 Prozent), China (11,1 Prozent) und Mosambik (4,8 Prozent). Unter den Lieferländern liegen Südafrika (42,3 Prozent), China (13,2 Prozent) und Singapur (12,3 Prozent) auf den vorderen Plätzen. Wichtigste eingeführte Warengruppen sind chemische Erzeugnisse, Treibstoffe, Nahrungsmittel und Maschinen.
2020 | 2021 | Veränderung 2021/2020 | |
---|---|---|---|
Importe | 5.489 | 6.771 | 23,4 |
Exporte | 5.263 | 6.448 | 22,5 |
Handelsbilanzsaldo | -226 | -323 | - |