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Wirtschaftsumfeld | Slowenien | Personal

Personalsuche und Personalmanagement

Unternehmen sollten prinzipiell auf professionelle Personalvermittler zurückgreifen. Mit großzügigen Angeboten zur Work-Life-Balance sammeln Arbeitgeber Pluspunkte.

Von Kirsten Grieß | Ljubljana

Slowenien ist hoch industrialisiert, das verarbeitende Gewerbe trägt rund ein Fünftel zur inländischen Wirtschaftsleistung bei. Knapp 20 Prozent des Bruttoinlandsproduktes wird im Groß- und Einzelhandel, der Logistikbranche und im Tourismus erwirtschaftet. In diesen vier Wirtschaftszweigen waren 2024 mit rund 420.000 Beschäftigten über 40 Prozent der gesamten Erwerbsbevölkerung tätig. Die Tendenz ist steigend. Gleichzeitig sind es Industriebetriebe, Logistiker und Tourismuseinrichtungen, die besonders stark unter chronischem Fach- und Arbeitskräftemangel leiden. Auch im Baugewerbe fehlen Facharbeiter.

Externe Personalvermittler sind ein Muss

Das hat die Arbeit der Personalabteilungen in den Unternehmen verändert. Marktkenner berichten, dass sich insbesondere in den letzten fünf Jahren – beschleunigt auch durch die Coronakrise – die Rahmenbedingungen für die Personalsuche in Slowenien maßgeblich verschoben haben. Innerbetriebliche Personalabteilungen sind heute mit der Betreuung der Belegschaft voll ausgelastet. Neue Mitarbeiter werden fast ausschließlich über externe Personalvermittler rekrutiert.

Aber auch die Arbeit der Personalvermittler hat sich gewandelt: Vorbei sind die Zeiten der klassischen Personalsuche über Stellenanzeigen, Kandidatenlisten und Vorauswahlgespräche. Gezieltes Headhunting ist längst nicht mehr auf die Suche nach Führungskräften und Fachpersonal beschränkt, sondern muss heute für fast alle Positionen betrieben werden.

Ich kenne keine Firma mit über 20 Beschäftigten, die ohne einen externen Personalvermittler arbeitet. Heutzutage muss man für so gut wie jede Position aktives Headhunting betreiben, auch für Reinigungskräfte.

Boštjan Grobler Director Candidate Mobility, Workforce

Personalvermittlung ist deutlich teurer geworden

Für Personalvermittlung und -beratung, inklusive Headhunting, gibt es in Slowenien diverse Anbieter. Marktführer ist der Personaldienstleister Kariera, der gerade von deutschen Kunden geschätzt wird. Die Personalberatungsagentur Workforce ist in allen Nachfolgestaaten Jugoslawiens sowie in Albanien aktiv und kooperiert mit Partnern in weiteren regionalen Märkten. Hinzu kommen Niederlassungen internationaler Personalvermittler wie Trescon, mit Hauptsitz in Österreich. Andere Agenturen wie etwa Kienbaum bearbeiten den Markt aus Österreich heraus. Die Deutsch-Slowenische Industrie- und Handelskammer (AHK Slowenien) stellte ihre Dienstleistungen im Bereich Personalvermittlung hingegen ein.

Der Wandel der Vermittlungspraxis für professionelle Recruiter schlägt sich in höherem Arbeitsaufwand und höheren Kosten nieder. Diverse Anbieter nahmen in den letzten Jahren massive Anpassungen ihrer Vermittlungspreise vor. Workforce berechnet für eine einfache Platzierung heute das 1,5-Fache des monatlichen Bruttoverdienstes der zu besetzenden Position. Im Jahr 2017 betrug der Preis noch den einfachen Bruttoverdienst bei gleichzeitig deutlich geringeren Löhnen. Für CEOs liegt die Vermittlungsgebühr beim Zwei- bis Dreifachen des monatlichen Bruttoverdienstes.

Freizeit ist den Slowenen wichtig

Einige Besonderheiten sind bei der Personalsuche in Slowenien zu beachten: Für slowenische Arbeitskräfte spricht, dass sie als sehr verlässlich und engagiert gelten. Die Arbeitskräftefluktuation ist gering. Die Kehrseite: Slowenische Arbeitnehmer sind nicht sonderlich mobil und ziehen ungern für einen Arbeitsplatzwechsel um – erst recht nicht ins Ausland. Die Lebensqualität in Slowenien wird aufgrund der natürlichen und sozialen Rahmenbedingungen als sehr hoch wahrgenommen.

Für Büroangestellte und Fachkräfte werden weiche Faktoren immer ausschlaggebender bei der Wahl des Jobs. Und das sind vor allem Fragen der Lebensqualität: Work-Life-Balance mit großzügigen Homeoffice-Regelungen, flexible Arbeitszeiten, möglichst viele Urlaubstage bei nur wenigen Überstunden. Ein Großteil seiner Kunden spiele diese weichen Faktoren erfolgreich aus, berichtet Kariera-Chef Tilen Prah. Bei der Anwerbung von Arbeitskräften aus Drittländern sei außerdem zu empfehlen, auch den benötigten Wohnraum zur Verfügung zu stellen.

Für Slowenen ist Work-Life-Balance wichtig. Man arbeitet üblicherweise von 8 bis maximal 16:30 Uhr und dann geht es ab auf den Berg. Trotzdem wird die Arbeit geschafft, weil die Leute motiviert und loyal sind.

Katja Stadler Stellvertretende Geschäftsführerin, Deutsch-Slowenische Industrie- und Handelskammer (DESLO)

Regionale Unterschiede bei der Personalsuche

Bei Neuansiedlungen sollten auch regionale Unterschiede in den Blick genommen werden. Die Standortwahl spielt eine entscheidende Rolle beim Aufbau der Belegschaft, denn die Unterschiede in der Verfügbarkeit von Arbeitskräften, bei Lohnkosten und dem Zugang zu erschwinglichem Wohnraum sind groß. In touristischen Küstenregionen, nahe Italien oder in den Julischen Alpen sind Wohnungen knapp und teuer. Das Gleiche gilt für die Hauptstadtregion. Dort sind auch die Löhne besonders hoch und Arbeitskräfte hart umkämpft. Selbst Kariera habe dort mittlerweile Probleme, eigenes Personal zu finden. Aber Slowenien ist nicht nur Ljubljana, sagt der Kariera-Chef. In lokalen Märkten könne man noch gut Mitarbeiter finden, zum Beispiel in Celje oder in Maribor.

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