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Spaniens Chipindustrie sucht ihre Rolle in Europa

Forschung und Chipdesign sind die bisherigen Stärken Spaniens, wenn es um Halbleiter geht. Mehrere neue Projekte stehen in den Startlöchern.

Von Friedrich Henle | Madrid

Anfang April 2025 hat die katalanische Regionalregierung die finanziellen Mittel für das geplante Entwicklungszentrum "InnoFab" in der Nähe von Barcelona freigegeben. InnoFab soll an alternativen Materialien für integrierte Schaltkreise, wie zum Beispiel Graphen, forschen. Beteiligt sind das Barcelona Microelectronics Institute, das Institute of Photonic Sciences of Barcelona und die Autonomous University of Barcelona. Das Zentrum soll nach Fertigstellung Ende 2026 etwa 200 Forschenden Platz bieten. Im ersten Schritt steht nun im Jahr 2025 eine Ausschreibung für die bautechnische Projektleitung an. Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 400 Millionen Euro.

Halbleiterstandort Spanien wird internationaler  

Auch mehrere ausländische Unternehmen haben zuletzt Investitionen in Forschungs- und Designzentren in der spanischen Halbleiterbranche angekündigt. So plant Intel für 400 Millionen Euro ein gemeinsames Mikrochip-Entwicklungslabor mit dem Barcelona Supercomputing Center. Qualcomm baut in Madrid ein Forschungszentrum für das Anwendungsgebiet Virtual Reality auf.

Das belgische Forschungszentrum IMEC wiederum plant für 615 Millionen Euro eine Pilotlinie in Málaga (Andalusien). Im Fokus steht die Produktion von Chips der Zukunft basierend auf neuen Materialien. Regionale Behörden haben im Januar 2025 die Baugenehmigung für die Pilotlinie erteilt.

Ebenfalls im Januar 2025 startete die Produktion von Wafern aus synthetischen Rohdiamanten des US-Unternehmens Diamond Foundry in Trujillo (Extremadura). Wafer sind die Basis zur Herstellung von Mikrochips und anderer Bauteile in der Mikroelektronik. Für das Werk hatte die EU-Kommission einen Monat zuvor Regionalfördermittel in Höhe von 81 Millionen Euro bewilligt. Diamond Foundry will den Vollausbau Ende 2025 beenden und insgesamt 675 Millionen Euro am Standort investieren.

Unternehmen kooperieren verstärkt mit europäischen Partnern

Insgesamt etwa 20 Unternehmen sind in Spanien im Bereich Chipdesign aktiv. Ein Beispiel dafür ist das spanische Start-up Openchip Software Technologies, das neben weiteren spanischen Partnerfirmen auch am neuen IPCEI-Vorhaben "Mikroelektronik" (Important Project of Common European Interest) beteiligt ist. Für das 2021 in Barcelona gegründete Unternehmen arbeiten aktuell 150 Beschäftigte. Ende 2025 sollen es bereits 250 sein.

Ein Entwicklungsschwerpunkt sind auch photonische Halbleiter, die deutlich weniger Energie verbrauchen. So arbeiten im Rahmen der Initiative PIXEurope fünf spanische Forschungsinstitute und Universitäten mit ihren europäischen Partnern an diesem Thema. Für den Aufbau einer Pilotlinie für photonische Chips hat das Konsortium in Spanien den Standort Valencia ausgewählt. Die Projektkosten belaufen sich auf 40 Millionen Euro. Die EU-Kommission hat im Dezember 2024 grünes Licht für die Förderung von PIXEurope gegeben.

Regierung fördert die Halbleiterindustrie finanziell

Die bisher angekündigten Investitionen in Forschung und Entwicklung, Pilotlinien und Ausbildungsmaßnahmen im Halbleiterbereich summieren sich auf mehrere Milliarden Euro. Damit legt Spanien den Grundstein, um in der europäischen Halbleiterlandschaft eine noch wichtigere Rolle zu spielen. Teile der Finanzierung stammen aus Spaniens Aufbau- und Resilienzplan, den die EU 2021 genehmigt hat. Dieser teilt sich in sogenannte strategische Projekte (Proyectos Estratégicos para la Recuperación y Transformación Económica - PERTE) auf.

Das an Fördermitteln größte Projekt ist das PERTE "Chip", mit einem Volumen von 12,3 Milliarden Euro bis 2027, darunter 2,5 Milliarden Euro für Projekte im Bereich Forschung und Entwicklung sowie Chipdesign. Im Januar 2025 schloss eine weitere Ausschreibungsrunde des PERTE "Chip" mit der Auswahl von sieben Projekten und einem Gesamtzuschuss von 40,6 Millionen Euro.

Ausgewählte Unternehmen im Rahmen des PERTE "Chip" in SpanienZuschüsse in Millionen Euro
UnternehmenVorhabenStandort (Autonome Gemeinschaft)

Zuschuss

Vodafone Intelligent Solutions EspañaEntwicklung einer Open-Chip-ArchitekturMálaga (Andalusien)

13,9

iPronicsEntwicklung eines programmierbaren Prozessor-PrototypsValencia (Valencia)

11,4

VLC PhotonicsEntwicklung von Fähigkeiten für die Herstellung photonischer integrierter SchaltkreiseValencia (Valencia)

5,2

WooptixAufbau einer Produktion von HalbleitermesstechnikSanta Cruz de Tenerife (Kanarische Inseln)

3,6

TST SistemasAnwendungen für fortgeschrittene KommunikationssystemeLas Palmas de Gran Canaria (Kanarische Inseln)

2,9

Sensing & Control SystemsEntwicklung eines Coprozessors zur Beschleunigung rechenintensiver Operationen im KI-BereichBarcelona (Katalonien)

2,1

Maxwell Applied TechnologiesAnwendungen für fortgeschrittene KommunikationssystemeLa Coruña (Galizien)

1,4

Quelle: Gobierno de España 2025

Werben für ein großes Chipwerk

Die restlichen knapp 10 Milliarden Euro des PERTE "Chip" sind für den Aufbau einer großvolumigen Chipproduktion reserviert. Spanien ist in der Vergangenheit ein Standort für die Chipproduktion gewesen und möchte gerne wieder einer werden. Nach dem Ende der Fertigung von AT&T/Lucent Technologies am Standort Tres Cantos (Region Madrid) vor über 20 Jahren wirbt die Politik bei Chipherstellern weltweit für neue Großinvestitionen im Land. Trotz des großzügigen Angebots an Fördermitteln, gut ausgebildeter Fachkräfte und vergleichsweise niedrigen Stromkosten hat sich dieser Erfolg bisher noch nicht eingestellt.

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